Vom kleinen Pony bis hin zum ausgewachsenen Pferd: Für jedes Ferienkind gibt es das „passende“ Tier. Foto: Iris Wachter

Eine Premiere kurz vor Ende der Sommerferien: Erstmals findet die Ferienaktionswoche „Winterlingen in Aktion“ statt – erfolgreich, wie Reit-Trainerin Iris Wachter durchblicken lässt: Sie lud die Kinder zu einem spannenden Tag im Pferdestall in Benzingen ein.

„Wie viel soll von dem Paprika da rein?“, fragt ein Kind Iris Wachter, Reit-Trainerin bei der Reitschule Benzingen, und hält ihr ein Gläschen mit edelsüßem Paprika hin. Im Rahmen der Ferienaktionswoche „Winterlingen in Aktion“ (WIA) veranstaltet Wachter für acht Kinder zwischen sieben und elf Jahren einen Tag im Pferdestall – samt Essen.

Am Vormittag hatten sie die Ställe gemistet, die Pferde gestriegelt und geübt, sich gegenseitig auf den Tieren zu führen. Zur Mittagszeit wird gemeinsam ein Eintopf gekocht. „Von der Paprika? Hau rein!“, antwortet Wachter dem Kind, das prompt das ganze Gläschen in den Topf gibt. Vom Koriander aber nur ein bisschen, „weil der so schon einen starken Eigengeschmack hat.“

In Windeseile war alles ausgebucht

Zum ersten Mal, erzählt Iris Wachter, finden in Winterlingen die Ferienaktionswochen mit zwei bis drei Workshops pro Tag statt – und der Erfolg spreche jetzt schon für sich: „Nach zwei bis drei Stunden waren alle Angebote restlos ausgebucht“, inklusive ihrem Tag im Pferdestall. Erfahrungen bringt die Trainerin zur Genüge mit, veranstaltet sie doch seit rund 20 Jahren eigene Ferienprogramme und beteiligt sich an der Organisation anderer – zum Beispiel am Pfingstprogramm in Albstadt.

Die Kinder lernen in dem Tagesworkshop, das Pferd zu führen – und einander zu vertrauen. Foto: Iris Wachter

Gruppen finden zueinander

Auch heuer bietet sie beide Programme – den Tagesworkshop für die WIA und ihr eigenes Ferienprogramm – parallel zueinander an. Ob sie dadurch einen Mehraufwand habe? „Nicht im geringsten“, sagt sie. Dass beide Termine gleichzeitig stattfinden, habe zudem den Vorteil, dass beide Gruppen besser zueinanderfinden.

Den Tagesablauf gibt Wachter nur grob vor: Frühstück, Interaktion mit den Pferden, Mittagessen, zu den Pferden, Abendessen und Spielen. „Was dann genau gemacht wird und wie, das dürfen und sollen die Kinder selbst entscheiden“, sagt Wachter – wobei sie und ihr Helferteam selbstverständlich ein Auge auf die Sicherheit aller Teilnehmer haben.

In der Arbeit mit den Pferden üben Kinder sich in Selbstreflexion

Die Helfer sind zwischen zwölf und 14 Jahre alt, und Iris Wachter lernt ebenso von ihnen wie die jungen Helfer von ihr. „Sie sagen aus ihrer Sicht – aus Kindersicht sozusagen –, was sie aus welchem Grund gemacht haben. Das ist eine Sicht, die es ebenso zu verstehen gilt, die uns Erwachsenen aber leider zu oft verloren geht“, erklärt sie.

Die Arbeit mit Pferden macht hungrig – deswegen kochen die Kinder gemeinsam mit Iris Wachter einen Würstchen-Eintopf über dem Lagerfeuer. Foto: Dunja Kuster

Wem das Alter einer Person völlig egal sei – das seien die Pferde. „Sie reagieren auf das, was jemand tut; nicht darauf, wie alt jemand ist.“ Gerade deswegen sind Pferde aus Wachters Sicht die idealen Tiere, um mit ihnen zu arbeiten – und sich in Selbstreflexion zu üben. „Kinder, die sagen ,Ich kann schon alles’, revidieren meist diese Aussage, sowie sie mit einem Pferd arbeiten.“

„Jeder kann hier fürs Leben lernen“

Und so, wie das Pferd auf die Kinder reagiert, so reagieren die Kinder auch auf das Pferd. Dabei lernen sie auch ihre eigenen Stärken und Schwächen besser kennen und entwickeln sich weiter, was ihnen zum Beispiel in der Schule zu Gute kommt. Ein Kind, erzählt Wachter, habe nach den Ferien in der Schule ein Referat vor der Klasse gehalten, ohne zu stottern.

„Nicht jeder, der hierher kommt, hat das Talent zum Reiten. Aber jeder kann hier etwas für das Leben lernen.“ Was die Ferienaktionswoche an sich angeht, wünscht sich Iris Wachter für das nächste Mal mehr Beteiligung anderer – „zum Beispiel eine Führung zu Kühen“, schlägt sie vor. „Das kommt bestimmt super an.“