Vollmaringens Ortsvorsteher Daniel Steinrode musste den Rathausschlüssel wieder mal an die Narrenzunft abgeben. Foto: Priestersbach

Die Narrenzunft hat in Vollmaringen das Zepter übernommen – und den Ortschaftsrat wortgewaltig entmachtet.

Der Schmotzige Donnerstag ist traditionell ein absoluter Höhepunkt der schwäbisch-alemannischen Fasnet. So auch in Vollmaringen, wo die Weiherhexen, Teufel und Fruchtmaale der Narrenzunft zumindest bis zum Aschermittwoch die Kontrolle übernommen haben.

Nach dem Sturm von Schule und Kindergarten am Morgen folgte abends die obligatorische Schlüsselübergabe, bei der Ortsvorsteher Daniel Steinrode nach drei Jahren Corona-Pause erstmals auf dem Dorfplatz den überdimensionierten Rathausschlüssel wieder abgeben musste.

Allerdings ist die Fasnet in Vollmaringen selbst bereits gelaufen, denn die Narrenzunft hatte ihr 40-jähriges Jubiläum in den Wochen zuvor gebührend gefeiert – unter anderem mit einem rauschenden Hexenball oder einem fulminanten dreistündigen Fasnetsumzug am vergangenen Sonntag.

„Wenn’s was zum Saufa gibt, stehen se stramm“

Als die Vollmaringer Hästräger mit ihrem Zunftmeister Thomas Speidel an der Spitze den gefesselten Ortschaftsrat auf dem Dorfplatz vorführten, wehrte sich Daniel Steinrode vor allem verbal gegen seine Entmachtung. So unterstellte er dem Zunftmeister und seinen närrischen Schergen: „Politisch drauf hend se net viel auf´m Programm – aber wenn´s was zum Saufa gibt, stehen se stramm.“

Natürlich ging der Ortsvorsteher auf die Lokalpolitik ein und reimte, „Glasfaser kriegen wir jetzt im ganza Flecken, dann werden sich auch die Stromkabel im Boden verstecken“. Zudem hoffte er, dass die „Narra werdat gut regiera, ond net bloß wieder die Ortskass zom Feira entführa“.

„Stillstand pur, so schaut´s nunmal aus“

Zunftmeister Thomas Speidel schoss einige verbale Pfeile in Richtung Stadtverwaltung und Ortschaftsrat ab. Dass in Vollmaringen einiges gehe, gefalle auch dem Nagolder Ordnungsamt – denn „mit Fotos und Knöllchen beehren sie uns fast täglich“. Und obwohl vieles realisiert wurde, seien „manch andere Themen seit Jahren ein Graus – Stillstand pur, so schaut´s nunmal aus“. Und so müsse in Sachen Kindergarten oder Feuerwehrmagazin endlich etwas passieren, „sonst müssen wir Narren weiter regieren“, reimte Thomas Speidel.

Mit einer Schunkelrunde der Vollmaringer Musikanten klang die Schlüsselübergabe aus und auf dem Dorfplatz sowie im eigens aufgestellten Zelt wurde anschließend die „Schmotzige Fasnet“ gefeiert.

„Das wird so bleiben“, kündigte Thomas Speidel an, dass der Dorfplatz auch in Zukunft den Schauplatz für die Schlüsselübergabe bilden wird. Gleichzeitig zog er eine positive Bilanz der Vollmaringer Jubiläums-Fasnet. „Der Umzug war gigantisch, da standen die Zuschauer in Viererreihen“, schwärmt der Zunftmeister noch immer.