In diesem Jahr fällt das Abstauben der Narrenzunft Schwenningen mit den beiden Abstaubern Jörg Schlenker und Bärbel Noel – hier beim Abstauben 2020 – aus. Foto: dpa

Was ist die Freude bei uns Narren groß, wenn wir dem 6. Jänner, dem Dreikönigstag, entgegen fiebern? Scheme, Häs und G’schell werden abgestaubt – Hansel, Schantle, Ziegelbub oder Hex dürfen endlich wieder auf d’Gass. Doch dieses Jahr ist – wieder – alles anders.

VS-Schwenningen - So ruhig wie dieses Jahr war der 6. Januar nicht mal 2021. Hatte die Narrenzunft Schwenningen die erste Corona-Fasnet noch mit einer Video-Produktion zum Abstauben eröffnet, verlief der Dreikönigstag in diesem Jahr lediglich in überschaubarem Rahmen in der Zunftstube. Die hatte nämlich geöffnet – "weil es eben zufällig ein Donnerstag war", wie Zunftmeister Lutz Melzer im Vorfeld gegenüber unserer Redaktion erklärte.

Doch was bleibt uns in diesen Tagen, wo das Abstauben der Narrenzunft in der Neckarhalle ebenso abgesagt wurde, wie die Fasnetseröffnung bei den Ziegelbuben oder den Schwenninger Bären? Schön, dass wenigstens am vergangenen Wochenende das Zunftblättle im Briefkasten war. Während der Zunftmeister eingangs das vergangene Jahr Revue passieren lässt, die Narren, die so "vorbildlich" zu Hause geblieben sind, lobt und mit Enttäuschung über die abgesagten Saalveranstaltungen der Narrenzunft berichtet, darf ab Seite vier des Blättles in Erinnerungen geschwelgt werden.

Erinnerungen an 2021

Bericht und Bilder über das gedrehte Video zum 6. Januar 2021 versetzen einen ins vergangene Jahr zurück. Auch wenn es nicht viel besser war als der Dreikönigstag in diesem Jahr, so war zumindest ein bisschen etwas, das 2022 irgendwie noch mehr fehlt als im Jahr zuvor. Auf den folgenden Seiten erinnern Bilder und Texte an Spontan-Aktionen einzelner Narren, an das Stellen des "Trotzboams" durch die Tännlelupfer und an die "Late Night VS".

Die Erinnerungen an die richtige Fasnet hingegen, an Narrentreiben, Umzüge, Zunftbälle und Schlüsselübergabe verschwimmen zunehmend und die Sehnsucht nach all dem wächst gleichermaßen. Ja, und selbst das Verbrennen der Hex’ am Abend des Fasnetszischtig würde dieses Jahr vermutlich zu weniger Tränen führen als gewohnt, würde es nur stattfinden können.

Hoffnung statt Wehmut

Die Wirklichkeit sieht aber anders aus: Statt traditionellem Baumstellen durch die Tännlelupfer am Fasnetsamschtig auf dem Muslenplatz ruft die Narrenzunft dazu auf, sich an der Aktion der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) zu beteiligen und aus dem eigenen Christbaum einen Narrenbaum zu machen. Über den Hohen Tagen, die mit dem Schmotzigen Dunschtig am 24. Februar beginnen, schwebt anstelle des Fasnetsgeists momentan vielmehr ein großes Fragezeichen. Die gewohnte Fasnet wird es sicher nicht geben, das ist klar. Doch die Hoffnung, dass wir Narren an diesem Tag wenigstens ein bisschen auf die Gass gehen können, statt erneut gar nicht ins Häs gehen zu dürfen, wollen wir heute sicher noch nicht aufgeben.

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