Bei der Nacht der Hexen war die Halle voll: ab 21 Uhr kam niemand mehr rein.
Zunächst fegt ein chaotischer Haufen Hexen über die Bühne – im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie schwingen dabei den Besen. Dabei läuft Power-Metal-Musik. Plötzlich formiert sich der Pulk, eine der Hexen wird von vier anderen getragen, an deren Hälsen jeweils eine weitere Hexe hängt. Der Pulk dreht sich wild im Kreis, die Beine der an den Hälsen hängenden Hexen fliegen in der Luft. Nach einem erneuten wilden Tanz formieren sich die Hexen in Reihen – eine liegende Hexe wird nun von Reihe zu Reihe geworfen. Später formieren sie sich zu einer fünfstöckigen Hexen-Pyramide.
Lebendes Karussell
Der Hexentanz der Narrenzunft Vöhringen wechselt zwischen atemberaubender Akrobatik und wildem Tanz – und wird die komplette Performance lang von einer unglaublichen Energie getragen, die scheinbar kaum von Menschen, sondern nur von Hexen stammen kann.
Mit der Performance eines lebenden Karussells beginnt der Programmpunkt der Showtanzgruppe aus Vöhringen. Auch die glitzerbedeckten Tänzerinnen können, wie sie dem Publikum demonstrieren, eine Pyramide aus ihren Körpern bauen – und strahlen damit noch einmal eine andere Art von Glamour aus als die zotteligen Hexen.
Paradox wird es beim Auftritt der Showtanzgruppe Mad Moves aus Mariazell, die sich in amerikanischem Luftwaffen-Outfit präsentieren – vor einem großen Transparent, auf dem „Make love not war“ steht. Die Bewegungen der neun Tänzerinnen sind powervoll und präzise – und wirken auch cool, als sie die Sonnenbrille abziehen.
Schrei nach Liebe
Eine Message, die derjenigen, Liebe statt Krieg zu machen, nahe kommt, ist das „Die Ärzte“-Lied gespielt von den Dorfbätschern, bei dem die ganze Festhalle zu kochen beginnt und laut mitsingt: „Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe, deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit!“ Die Schlagzeuger stehen dabei teilweise mitten im Publikum, das an dem Abend noch jeweils zwei weitere Showtanz- und Guggenmusikgruppen erwartet. DJ Arena ersetzt die Tanzband Skunks, die kurzfristig abgesagt hatte.
Beim Zunftmeisterempfang parallel im Nebengebäude erinnert Bernd Harter, stellvertretender Vorsitzender der Schenkenhexen, die die Feier organisierten, an Irene Schmid, die 2021 verstorben ist: „15 Jahre machte sie unseren Zunftmeister hier bei den Schenkenhexen“, so Harter.
Später grüßt Harter den Bürgermeister Bernd Heinzelmann – der allerdings nicht zu Wort kommt. „Er redet das ganze Jahr genug. Außerdem ist er seit gestern gar nicht mehr an der Macht“, sagt Harter.