Die Hirrlinger Schlosshexen waren mit allem was sie aufzubieten haben nach Rangendingen zum Lumpen gekommen. Foto: Beiter

Das Orkantief "Zeynep" hatte sich gerade erst gelegt, da fegte am Samstag auch schon der nächste Sturm durch die Rangendinger Straßen. Dabei war das Lumpentreiben der Narrenzunft Jägi auch kaum weniger harmlos als die Orkane – zumindest in Punkto Fasnetstimmung.

Rangendingen - Die zwei ersten Lumpengesellen "auf der Strecke" waren wie immer die beiden Senioren Anton Schilling und Hans-Jürgen Strobel. Schon um halb Achte belagerten sie mit Rucksack und Bauchladen die Ortsmitte – damit ihnen ja auch die frühesten Kunden beim Bäcker, in der Metzge und am Gemüsestand "it nausgänd".

Noch früher, schon um Viertel nach Viere, war allerdings Küchenchef Ignaz Dieringer auf den Beinen. Kessel aufstellen, einheizen und Wasser aufsetzen. In den Sud kam dann so ziemlich alles, was ein Schwein für einen solchen Tag an Gutem zu bieten hat. "Zwei Stond braucht so a Bauch halt mendestens", erklärte der erfahrene Kesselfleisch-Experte. Da musste schon alles gut vorbereitet sein.

Die nach und nach eintrudelnden Lumpen wussten seine Kochkünste zu schätzen. Denn bevor es mit der Lumpenarbeit losgeht, wollten sich alle erst einmal den Bauch mit Kesselfleisch, Blunze, Leberwurst und Sauerkraut füllen. Ein "guter Boden" sei für einen solch herben Arbeitstag mindestens genauso wichtig wie gute Ohrenschützer, stellten sie fest.

Die Ohrwärmer bevorzugten sie dann allerdings lieber zu verkaufen - am besten in Verbindung mit anderen mehr oder weniger dringend notwendigen Dingen oder zusammen mit einer guten Schwarzwurst.

Und wie bringt man die Dinge am besten an den Mann – oder die Frau? Die Strategie erklärten sie so klar wie einleuchtend: Erst "vorsichtig herantasten" und dann aber auch "a bissle aufdringlich sei". Klaro: Das ist schließlich das gute Recht und sogar die Pflicht eines echten Rangendinger Lumpen.

An der Zunftscheune ging es etwas beschaulicher zu – zumindest die meiste Zeit. Denn als die Überraschung des Tages über die Haigerlocher Straße dort einzog, war es mit der Ruhe vorbei. Die Original Hirrlinger Schlosshexen hatten sich mangels fehlender Fasnetveranstaltungen im eigenen Hause spontan mit Kind und Kegel zu einem vom Hexenwagen angeführten Umzug von Hirrlingen in Richtung der Rangendinger Ortsmitte aufgemacht.

Dort zündeten sie zusammen mit ihrer Musikkapelle ein grandioses und ausgelassenes Fasnetfeuerwerk. Schlosshexen, Zigeunerinnen, Brunnenspuier, Tanzgarde und Elferrat: Alle lagen sich wie ausgehungert von der fast zweijährigen Fasnetabstinenz beim Schunkeln in den Armen – und mittendrin die Rangendinger Lumpen. So schön und ansteckend kann Fasnet sein.

Dass der Lumpensamstag überhaupt so schön werden konnte, daran hatte auch die DRK-Ortsgruppe ihren Anteil. Die Rotkreuzler hatten ein Testzelt vor dem Narrenschopf aufgebaut. Das meiste spielte sich zwar bei schönstem Wetter im Freien ab, doch wer in die Scheune wollte, musste sich testen lassen. "Wir sind unseren Rotkreuzlern für die Unterstützung sehr dankbar, dass sie uns dieses Fasnetvergnügen mit ihrem Einsatz ermöglicht haben", sagte ein glücklicher Zunftmeister Hansi Schilling.