Schabernack mit den Umzugszuschauern entlang der Strecke: Das ist für die Hästräger in Aichhalden 2022 nicht möglich. Närrisch zugehen soll es trotzdem im Ort. Foto: Herzog

"Spontan und flexibel" –­ unter diesen Begriffen läuft die Corona-Fasnet 2022 in Aichhalden. Die Narren haben sich einiges einfallen lassen, damit in der fünften Jahreszeit dennoch gefeiert werden kann.

Aichhalden - Teufelsnacht, Schnurren, Umzug am Fasnetsmontag – die Großveranstaltungen der Aichhalder Fasnet finden auch dieses Jahr wegen Corona nicht statt. Für die Narren indes kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Die Tage vom Schmotzigen Donnerstag bis zum Fasnetsdienstag werden zwar anders als sonst. Närrische Stimmung, da ist Zunftpräsident Michael Kruck aber überzeugt, "wird über die gesamte Hauptfasnet in Aichhalden zu spüren sein". Denn über die hohen Tage ist einiges geplant.

"Viel und lange überlegt"

"Wir haben intern viel und lange überlegt, Möglichkeiten geprüft und Wege gesucht um Veranstaltungen an der Fasnet 2022 durchführen zu können", erklärt Kruck. Die immer wieder wechselnden Corona-Vorgaben hätten die Planungen nicht einfach gemacht. Ende Januar dann habe die Narrenzunft die finale Entscheidung getroffen, "an der Hauptfasnet noch mal kleine Brezeln zu backen". Weil Veranstaltungen in Aichhalden "während der Fasnet und auch unter dem Jahr bei den Gästen einen sehr guten Ruf genießen, erschien es für uns nicht möglich, dem Ruf in diesem Jahr auch tatsächlich gerecht zu werden. Eine Veranstaltung unter gewissen Auflagen hätte unseren Gästen sowie uns als Veranstalter sicherlich nicht die erhoffte Freude gebracht", schildert der Narrenchef die Beweggründe.

Kindergarten, Narrenbaum und Messe

Aber auch die "kleineren Brezeln" zur Fasnet können sich durchaus sehen lassen. Ein kleiner Kreis von Narren besucht am Schmotzigen die Kindergartenkinder. Auch der Narrenbaum wird gestellt, wenn auch im kleineren Rahmen als sonst. Auch eine Narrenmesse wird gefeiert – dieses Jahr erstmals als Vorabendmesse am Fasnetssamstag, 19 Uhr. "Normalerweise findet diese am Fasnetssonntag statt", erklärt Kruck, aus terminlichen Gründen seien die Narren aber auf den Samstag ausgewichen.

Premiere am Fasnetssonntag

Eine weitere Premiere gibt es am Fasnetssonntag: Dort wird zur ersten Aichhalder Narrenwanderung eingeladen. Organisiert wird sie von der Narrenzunft, den Mauergeistern, den Mühlenhexen und den Erzkabberteufeln. Im Boot ist auch die Bura-Clique, die die Umzüge sonst mit ihren fulminanten Mottowagen bereichert. An fünf Stationen sorgen sie für die Bewirtung der närrischen Wandersleute, für die gilt: "Verkleiden ist ausdrücklich erwünscht."

Fünf Stationen öffnen Pforten

Von 10 bis 18 Uhr sind das Sportheim im Reißerweg, die Mosterei bei Jutta Braitsch in der Waldmössinger Straße, die Firma Holzbau Hess im Koppengässle, der Höhenkreuzweg 13 und das Narrenstüble in der Karl-Simon-Straße geöffnet. An jeder Station bekommen die Wanderer einen Stempel in den Narrenpass – und bei fünf Stempeln eine kleine Überraschung, versprechen die Organisatoren. Auch für den Narrensamen ist einiges geboten. Das Ganze findet unter 3G-Bedingungen statt. "Wir erhoffen uns durch diese Aktion, dass die Bevölkerung trotz der eingeschränkten Möglichkeiten einen tollen Fasnetssonntag erleben kann", schildern die Organisatoren ihre Motivation.

Kurzfristig umgesetzt

Die Idee dazu ist erst kurzfristig entstanden. "Erst vor einer Woche", verrät Kruck, hätten die Beteiligten bei einem Treffen die Wanderung ins Leben gerufen. Die Vereine wollen so dafür sorgen, "dass auch die zweite Corona-Fasnet nicht ganz untergeht und hoffentlich in guter Erinnerung bleiben wird", erklären sie.

Am Fasnetsmontag, dem "Hauptfeiertag" der Aichhalder Fasnet in "normalen" Jahren, "sind zwar keine Veranstaltungen geplant, wir gehen aber davon aus, dass einige Narren im Ort umher treiben werden und planen mit einer Dorf- und Wirtschaftsfasnet", meint Kruck. Dann ist der Narrenspaß auch schon fast wieder vorbei: Am Dienstag wird mit dem Fällen des Narrenbaums und dem Einholen der Narrenfahne das Ende der Fasnet besiegelt.

Kalender für 2023 schon "vollgepackt"

Auch wenn dieses Jahr noch mal alles etwas anders ist zur Fasnet: Die Narrenzunft Aichhalden bleibt optimistisch und richtet ihren Blick schon etwas weiter in die Zukunft. "Wir sind bereits in Planungen für 2023", sagt der Zunftpräsident und kündigt schon an: Der Terminkalender fürs kommende Jahr ist "vollgepackt".

Hexen-Zunft Rötenberg bleibt bei Absagen

Auch die Hexen-Zunft in Rötenberg "hofft auf die Fasnet 2023", sagt Vorsitzender Michael Schwab. Der Verein "hat sich vor Weihnachten entschlossen, alle Veranstaltungen abzusagen. Dies hat nach wie vor Bestand, trotz der jüngsten Lockerungen", nimmt er Bezug auf die Aussagen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann vom vergangenen Freitag, nach denen unter anderem Umzüge unter 3G-Regel nun doch möglich sein sollen. Schwab sieht in den gelockerten Corona-Vorgaben "nicht die große Lösung". Viel mehr stellten sie "die Vereine vor weitere Herausforderungen".

Die Kurzfristigkeit der politischen Entscheidungen sorge zudem für Probleme. "Für unsere Bälle kommen sie zu spät, da der eine bereits gewesen wäre" und Veranstaltungen wie diese, gerade mit Bezug aufs Programm "einen gewissen Vorlauf benötigen", erklärt der Hexen-Chef. In Sachen Umzug – in Rötenberg traditionell am Fasnetssamstag – "würden uns die neuen Regeln ebenfalls vor weitere Herausforderungen stellen, da es aus meiner Sicht gerade bei einer etwas längeren Umzugsstrecke quasi nicht umsetzbar ist, die 3G-Regel zu überwachen", begründet Schwab, warum es in Sachen Fasnet in Rötenberg dieses Jahr ruhig bleibt.