Am Rappenfelsen ist einst die Nähmaschinenwerkstatt der Familie Popp entstanden. Rechts Leonhard Popp, der die Geschäfte ab 1934 führte, links sitzend Martin Popp, der mittlerweile 92-jährige Vater des derzeitigen Inhabers. Foto: Popp

112 Jahre ist er her, dass Martin Popp eine mechanische Werkstätte am Schramberger Eselbach eröffnet hat. Daraus ist ein Autohaus entstanden, das sein Urenkel Hans-Martin Popp in den vergangenen 27 Jahren geführt hat.

Schramberg-Sulgen - Ende des Monats ist allerdings Schluss mit der Popp’schen Familientradition. Alters- und gesundheitshalber schließt Hans-Martin Popp sein Renault-Autohaus. Die gute Nachricht allerdings für Kunden: Mit Michael Hansel aus Sulgen hat er einen Nachfolger gefunden, der in den bisherigen Geschäftsräumen an der Ecke Heiligenbronner- und Max-Planck-Straße ab Januar 2023 eine Mehrmarkenwerkstatt führen wird. Zudem plant jener ab Frühjahr einen Neu- und Gebrauchtfahrzeughandel zu eröffnen.

Muss kürzer treten

"Ich muss leider kürzer treten", gibt der 62-jährige bisherige Inhaber des Autohauses als Grund für diese Entscheidung an. Wer wie er lange Jahre in solch einem Beruf tätig war, der weiß, dass manchmal das Kreuz nicht mehr ganz so will, wie man selbst. Und so hat Hans-Martin Popp schweren Herzens den Vertrag für die Renault-Vertretung zurückgegeben. Dabei war aber die Gesundheit nicht der einzige Grund zu seinem Schritt. Es sei auch immer schwieriger geworden, Mitarbeiter zu finden, nennt er einen weiteren. In "guten" Zeiten waren bis zu sieben Mitarbeiter in dem Autohaus beschäftigt.

Seit 1972 in Sulgen

Seit 1972 ist der Popp’sche Firmensitz in Sulgen, dort hatte der heute 92-jährige Vater ein damals modernes Autohaus mit Werkstatt errichtet, nachdem die Räume am Rappenfelsen nicht mehr den Anforderungen entsprochen hatten. Dort, am alten Stammsitz, war aus der mechanischen Werkstatt und dem Nähmaschinenhandel von Martin Popp unter dessen Sohn Leonhard ein florierendes Verkaufs- und Reparatur-Unternehmen zunächst für Motorräder geworden.

1934 hatte dann Leonhard Popp nach dem Tod seines Vaters das Geschäft übernommen. Zündapp und NSU waren damals die angesagten Marken, die an Kunden aus Schramberg und darüber hinaus vertrieben wurden. Und über NSU kam dann auch 1938 die Autosparte ins Hause Popp, die Leonhard und sein Bruder Alfons Popp führten. Nach der Fusion von NSU mit Audi wandte sich 1972 der Vater des jetzigen Inhabers, Martin, der französischen Marke Renault zu, die im Raum Schramberg einen Konzessionär gesucht hatte.

Erster Standort Rappenfelsen

Den Standort am Rappenfelsen hatte sich Martin Popp übrigens deswegen ausgesucht, um dort die Wasserkraft des Eselbachs für den Antrieb seiner Maschinen nutzen zu können. Der Betriebsgründer war einst als Wandergeselle aus Oberfranken nach Schramberg gekommen, hatte hier bei der Uhrenfabrik Mayer und Söhne zunächst Arbeit gefunden und eine Schrambergerin geheiratet. Und hatte dann 1892 das Wohnhaus mit späterem Geschäftsanbau und Werkstatt am Rappenfelsen errichtet, das vor fünf Jahren nach unterschiedlicher Nutzung abgerissen wurde.

Seit 1995 in vierter Generation

Bis 1995 hat dann Martin Popp Autohaus und Werkstatt erfolgreich geführt, krankheitshalber musste er es an seinen Sohn Hans-Martin abgeben, der sich zuvor schon hatte in diesem Metier ausbilden lassen.

Seit seiner Kindheit habe er schon an Motorrädern und Fahrzeugen "rumgeschraubt" erinnert sich der 62-Jährige. Und weil seine jüngeren Brüder kein Interesse an einer Übernahme des väterlichen Betriebs gehabt hätten, sei er dann eingestiegen.

Dass er dies mit Leib und Seele gemacht hat, ist auch wenige Tage vor der Übergabe seines Betriebs noch deutlich zu spüren. "Ich muss doch meinen Kunden helfen", ist seine Aussage und Motivation, auch an Tagen an denen es ihm nicht ganz so gut geht, seinen Mann in der Werkstatt zu stehen – und was derzeit aufgrund der Jahreszeit besonders stark nachgefragt ist: beispielsweise Winterreifen aufzuziehen.