Für 15 Teilnahmen am Internationalen Läuferzehnkampf ist der Österreicher Helmut Linzbichler bei der 38. Auflage in Winterlingen ausgezeichnet worden. Das wäre noch nichts Besonderes, wäre der vielfache (Ultra)-Marathon-Läufer nicht 81 Jahre alt.
„Das war mein letzter Internationaler Läuferzehnkampf – und der schönste!“, sagt Helmut Linzbichler über die 38. Auflage, bei der er für 15 Teilnahmen geehrt wurde. „Die Leichtathletikgemeinschaft Winterlingen hat das ganz wunderbar organisiert, war für die Läufer da. Hier geht es wirklich darum, in Gemeinschaft zu laufen – das ist fantastisch.“
Auf sieben Kontinenten ist er Marathon gelaufen
Linzbichler muss es wissen: Er hat in seiner Heimatgemeinde Kapfenberg bei Graz selbst fünf Mal den Internationalen Läuferzehnkampf organisiert und ist auf allen sieben Kontinenten Marathon gelaufen, sogar am Nord- und um Südpol. Wenn er im Oktober seinen letzten Marathon läuft, wird es der 320. gewesen sein, wobei er selbst die Ultra-Marathons, 100 Kilometer und 100 Meilen weit, und sogar den Trans-Amerika-Lauf von Los Angeles nach New York City nur als normalen Marathon zählt. Angefangen hat Linzbichler 1981: „Quasi aus dem Stand“ hat er die 27 Kilometer um den Wolfgangsee bewältigt und sich bei der dritten Teilnahme gedacht: Nur 15 Kilometer fehlen mir noch zum Marathon, und im Ziel fühlte ich mich noch nicht kaputt“, erinnert er sich.
Also trat er am 7. Oktober 1985 in Graz an, wo er Schule und Studium absolviert hatte, war „nach 30 Kilometern platt“ und schleppte sich doch ins Ziel – in drei Stunden, 51 Minuten und 48 Sekunden.
„Ich war total stolz, aber mein Körper sagte: Nie mehr wieder!“, berichtet Linzbichler lachend. Tagelang kam er die Treppen von seiner Wohnung im fünften Stock – „den Lift nehme ich nur für Gepäck!“ – nur rückwärts herunter, doch als ihn ein Kollege kurz darauf fragte, ob er den Münchener Marathon mitlaufe, sagte er zu.
„Ich wollte meine Grenzen finden, bin dann aber darauf gekommen: Du hast gar keine“, sagt Linzbichler. „Die langen Läufe spielen sich ohnehin nur im Kopf ab.“
Vom höchsten Berg der Welt runter – und an den Start
Mit 67 Jahren hat Linzbichler den Mount Everest bestiegen und schwor sich: „Wenn ich auf den Gipfel und rechtzeitig wieder runter komme, laufe ich den Tenzing-Hillary-Marathon mit.“ Der werde jährlich am 29. Mai zum Gedenken an die Erstbesteigung des höchsten Berges der Welt veranstaltet. Linzbichler schaffte es: Am 25. Mai war er oben, am 27. im Basislager – und am 29. einer der ältesten Teilnehmer aller Zeiten des Langstreckenlaufs.
Sein Buch reißen sie ihm aus der Hand
Mit seiner Frau Brigitta – ebenfalls begeisterte Läuferin – hat Helmut Linzbichler stets auch die Länder erkundet, wo die Läufe stattfanden. „Dadurch ist anderes liegengeblieben“, sagt er – und hat deshalb angekündigt, am 8. Oktober in Graz seinen letzten Marathon zu laufen. „Wir wollen jetzt einfach in Ruhe touristisch noch etwas erleben – vielleicht bei Gruppenreisen, da muss man nichts organisieren“, sagt er.
Seine Frau wolle aber 2024 beim Internationalen Läuferzehnkampf im französischen Toules wieder teilnehmen, Linzbichler selbst nicht: „Wenn ich sage, es ist aus, dann ist es aus“, betont er. Auch wenn es „verdammt weh“ tue: „Da hat sich über die Jahre eine schöne Freundschaft entwickelt“, sagt er mit Blick auf die Teilnehmer.
Diese haben sich am Samstag um sein Buch gerissen: „Abenteuer unlimited – Mein Leben im Grenzbereich“, das 1919 mit einem Vorwort von Extrembergsteiger Peter Habeler im Sportwelt-Verlag erschienen ist. Auf 240 Seiten mit zahlreichen Fotos erzählt Linzbichler darin aus seiner außergewöhnlichen Läufer-Karriere und lacht dann schallend: „Irgendwann schreibe ich Teil zwei: ‘Wie es wirklich war‘!“