War ein Feuerteufel am Werk, bleibt am Tatort meist nicht viel übrig. Foto: sparkia – stock.adobe.com

Brandstifter agieren häufig aus Frust heraus. Nur starkes Drittel der Delikte wird aufgeklärt.

Region - Die Angst vor Feuerteufeln ist groß in der Bevölkerung. Doch warum tun Menschen überhaupt so etwas? Ein Beamter beim Landeskriminalamt erklärt dieses Phänomen.

Rauch quillt aus den Fenstern, Flammen schießen aus dem Dachstuhl, Menschen versuchen, sich panisch aus der Gefahrenzone zu retten, Martinshörner jaulen auf. Ein Feuer kann vernichtende und todbringende Konsequenzen haben und ist eine große Gefahr für Passanten sowie Rettungskräfte. Um so schlimmer, wenn dann zu erfahren ist, dass Brände mit Absicht gelegt werden.

So geschehen etwa im Mai und Juni dieses Jahres in und rund um Herbolzheim (Kreis Emmendingen) oder in den vergangenen Wochen immer wieder im Nordschwarzwald. Erst am Dienstag standen mehrere Waldstücke an der Enztalbahn bei Neuenbürg (Enzkreis) in Flammen – zeitweise durfte hier kein Zug mehr fahren.

Taten geht oft ein Streit voraus

Aber warum tun Menschen so etwas? Was verleitet eine Person, zum Feuerteufel zu werden? "Häufig entstehen diese Taten aus einer aggressiven Motivation heraus", klärt Kriminalhauptkommissar Udo Hassmann beim Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart auf – Eifersucht, Rache, der Hass auf die Gesellschaft, aber auch das Streben nach Aufmerksamkeit spielen laut Hassmann eine große Rolle. "Oft geht ein Streit mit dem Partner voraus oder Stress auf der Arbeit", sagt der 53-Jährige unserer Zeitung. Das Feuer diene dann als Ventil.

Der Feuerteufel, der für die acht Scheunenbrände im Raum Emmendingen und in der südlichen Ortenau verantwortlich ist, hat die Taten Anfang August bereits eingeräumt. Anders sieht es im Nordschwarzwald aus. Hier befindet sich der Täter noch auf freiem Fuß, was auch die Bevölkerung mittlerweile beunruhige, wie der Neuenbürger Feuerwehkommandant mitteilte.

Generell werden in Deutschland nur ein starkes Drittel der Brandstiftungen aufgeklärt. "Das liegt vor allem daran, dass die Feuerteufel einen sehr spurenarmen Tatort hinterlassen", erklärt der Kriminalhauptkommissar vom LKA. Feuer und Löschwasser zerstören demnach so gut wie alle DNA-Spuren, die den Täter möglicherweise überführen könnten.

Die meisten Brandstifter sind Männer

In den meisten Fällen handelt es sich bei Brandstiftern um Männer. "Mehr als 90 Prozent der Delikte gehen auf das Konto männlicher Feuerteufel", sagt Hassmann. Die befinden sich dazu auffallend oft in einem noch recht jungen Alter. Nicht zu verwechseln ist der klassische Brandstifter, wie er bereits beschrieben wurde, mit dem sogenannten Pyromanen. "Dieser Tätertyp hat eine schwere psychische Störung und legt Brände, um sich daran zu ergötzen", erklärt der Polizist. Das Feuer übt eine ganz besondere Faszination auf diesen Menschen aus, die bis hin "zur sexuellen Erregung gehen kann". So ein Fall ist dem LKA-Beamten in seinen 32 Jahren Polizeidienst aber nie untergekommen. "Wir sprechen hier von einer absoluten Seltenheit."

Im Falle der Herbolzheimer Brandserie ist der Täter selbst bei der Feuerwehr tätig. Allgemein hält sich in der Gesellschaft das Gerücht, vermehrt würden Feuerwehrmänner zu Feuerteufeln werden. "Das kann man so nicht sagen. Es gibt diese Fälle, aber nicht im Übermaß", sagt Hassmann.

Genau so sieht es auch Markus Kramer, stellvertretender Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg: "Es gibt keine Statistik, die belegt, dass der Anteil von Feuerwehrmännern bei Brandstiftungen höher ist als bei der restlichen Bevölkerung." Vielmehr würden die einzelnen Fälle in der Gesellschaft verstärkter wahrgenommen. Und mit diesen einzelnen Fällen gehe die Feuerwehr offen um. In Lehrgängen für Feuerwehrkommandanten wird unter anderem diese Thematik behandelt. "Unsere Führungskräfte sind sensibilisiert und haben ein Auge auf ihre Kameraden, falls diese außergewöhnliche Anzeichen zeigen", erklärt Kramer.

Die direkte Gefahr für Menschen ist beim klassischen Brandstifter geringer, da diese Art Täter in den meisten Fällen auf Zerstörung aus ist, und nicht darauf, Menschen zu schaden. "Fakt ist aber auch: Wenn ein Feuer erst einmal brennt, hat es der Verursacher nicht mehr unter Kontrolle", sagt Hassmann.

So kann selbst ein angesteckter Mülleimer in der Stadt – durch das Übergreifen der Flammen – zur tödlichen Gefahr werden.