Der verantwortungsvolle Umgang mit Cannabis ist das Anliegen des ersten „Social Clubs“ in Lahr. Foto: dpa/Markus Schreiber

Die Legalisierung von Cannabis rückt immer näher. Sechs Lahrer haben bereits einen Verein zur kontrollierten Abgabe gegründet. Ihr Ziel: ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Rauschmittel.

„Es wird alles ins Rollen gebracht. Wir müssen uns nur noch etwas gedulden“, sagt Willi Erling. Der 33-Jährige ist Vorsitzender des Vereins „High Green Palace CSC Lahr“, Lahrs erstem sogenannten „Social Club“. Über Vereine wie diesen können künftig, sobald das entsprechende Gesetz in Kraft tritt, kontrollierte Mengen Cannabis angebaut und an Mitglieder abgegeben werden. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Erling, wie der Lahrer „Social Club“ funktionieren soll, welche Auflagen es zu beachten gibt und warum viel mehr dahinter steckt als „Menschen, die nur kiffen wollen“.

Vergangene Woche hat das Bundeskabinett das Gesetzesvorhaben zur Legalisierung von Cannabis beschlossen. Für Erling ist das ein wichtiger Schritt für einen verantwortungsvolleren Umgang mit dem Betäubungsmittel. „Es geht darum, qualitätsgeprüftes Cannabis an die Mitglieder auszugeben“, sagt er. Suchtprävention und Jugendschutz haben eine hohe Priorität.

Willi Erling hat mit fünf Mitstreitern den ersten Lahrer „Social Club“ gegründet. Foto: Köhler

Doch wie funktioniert ein „Social Club“? Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass ein Verein Cannabis anbauen und an seine erwachsenen Mitglieder abgeben darf. Das planen Erling und seine Mitstreiter. Am 8. August haben sie ihren Verein gegründet und inzwischen 64 Mitglieder. Diese zahlen einen Mitgliedsbeiträge, von denen unter anderem der Anbau, aber auch Projekte wie Beratung und Suchtprävention finanziert werden. Ganz wichtig: „Der Verein muss gemeinnützig sein“, sagt Erling. Das heißt, niemand darf sich am Anbau und Verkauf des Rauschmittels finanziell bereichern. Jedes Mitglied darf maximal 50 Gramm Cannabis pro Monat und 25 Gramm auf einmal kaufen. Die Päckchen müssen persönlich abgeholt werden, so Erling weiter.

Der Lahrer ist zertifizierter Sachverständiger für Cannabis-Medikation. „Ich habe gelernt, wie das mit Cannabis funktioniert und kann den Umgang erklären“, ist er überzeugt. Eine Motivation für ihn ist es, Mitgliedern, die Cannabis zu medizinischen Zwecken konsumieren, eine fachliche Beratung anzubieten. „So detailliert können die Ärzte das nicht immer leisten.“

Cannabis an sich sieht der 33-Jährige nicht als „Einstiegsdroge“. Das Problem sei eher, dass man auch leicht an andere Substanzen komme, wenn man sich Cannabis auf dem Schwarzmarkt besorge. Das könne durch die legale Abgabe verhindert werden. Bei Schwarzmarkt-Cannabis bestehe zudem die Gefahr, dass man „nie sicher ist, mit welchen Substanzen es gestreckt ist“. Bedeutet: Die Gefahr für die Gesundheit sei viel größer als bei Cannabis aus kontrolliertem Anbau.

Persönliche Beratungen sind ein wichtiges Element

Ein wesentlicher Bestandteil des „Social Clubs“ sollen persönliche Beratungen sein. Denn natürlich werde Cannabis auch zu Genusszwecken abgegeben. Doch, so stellt es sich Erling vor, die Verantwortlichen behalten durch die Personalisierung einen Überblick über den Konsum jedes Einzelnen, informieren über die Risiken und stehen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. So soll eine mögliche Sucht verhindert werden. „Das ist der soziale Aspekt des ,Social Clubs’“, sagt Erling. Bereits bei der Aufnahme in den Verein gibt es ein Kennenlerngespräch mit den neuen Mitgliedern.

Für den Vorsitzenden des Vereins ist es ebenfalls wichtig, öffentlich über den Cannabis-Konsum zu sprechen. Auch um etwas gegen die Stigmatisierung als „Kiffer“ zu tun. „Wenn ich ab und zu Alkohol trinke, bin ich ja nicht gleich Alkoholiker“, sagt er. Mit der Legalisierung sei man aus seiner Sicht auf einem guten Weg, um mit Cannabis richtig umzugehen.

Die Vorstandsmitglieder des Vereins hoffen, dass das Gesetz am 1. Januar 2024 in Kraft tritt. Dann wollen sie loslegen und ihr Verantwortungsbewusstsein unter Beweis stellen.

Über den Verein

Der „High Green Palace Cannabis Social Club Lahr“ ist Mitglied im Hanfbund Deutschland und im Deutschen Hanfverband. Die Verbände haben sich in der Vergangenheit für die Legalisierung des Rauschmittels stark gemacht. Alle Infos zum Verein und seinen Aktionen gibt’s im Netz unter www.high-green-palace.de.