Der Besuch der SPD-Spitzenpolitiker Kevin Kühnert und Saskia Esken in Freudenstadt wurde von Bauernprotesten überschattet. Rund 20 Traktoren sind am Sonntagmittag hupend durch die Innenstadt gefahren. Als sich Landwirte vor dem Stadthaus versammelten, in dem das Treffen stattfand, kam es zu einer Szene die für Aufregung sorgte.
Eigentlich wollten SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken mit dem lokalen Kreisverband der Sozialdemokraten über das Thema Verteidigung der Demokratie sprechen. Dazu hatte die Partei für den Sonntagmittag ins Stadthaus am Freudenstädter Marktplatz eingeladen. Vorab hatte die Partei geschrieben, dass auch „interessierte Bürger und Nichtmitglieder“ eingeladen seien.
Diesen Aufruf hatten offenbar auch einige Landwirte gelesen.Und so kamen sie mit ihren Traktoren nach Freudenstadt, um den SPD-Politikern zu zeigen, was sie von ihnen halten. Das laute Hupen war schon von Weitem zu hören, als kurz vor 11 Uhr die Schlepper in die Innenstadt fuhren. Einige Bauern hatten Schilder vorne an ihre Fahrzeuge montiert. „Es reicht! Weg mit den Taugenichtsen“, war da zu lesen. „Die Ampel muss weg, sonst stirbt unser Deutschland“, hieß es auf einem anderen Plakat.
Passend zur Fasnet hatte ein Bauer auf sein Protestschild geschrieben: „Ohne Landwirtschaft wärst du hungrig, nackt und nüchtern.“ Ein anderes Plakat trug die simple Forderung: „Neuwahlen, sofort“.
Während die meisten Traktoren eher in gemächlichem Tempo unterwegs waren, drückten ein paar Traktorfahrer kräftig auf die Tube – und waren damit deutlich schneller auf der Martin-Luther-Straße unterwegs als die erlaubten 30 Stundenkilometer. Schwarzer Qualm stieß aus den Auspuffrohren der beschleunigenden Zugmaschinen. Beißender Dieselgestank erfüllte die Luft.
Schließlich nahmen die Traktoren Aufstellung vor dem Stadthaus. Noch während der Protest lief, berichtete die Polizei auf Anfrage unserer Redaktion, dass es in der Stuttgarter Straße zu leichten Verkehrsbeeinträchtigungen kommen würde, da dort rund 20 Traktoren stehen würden. „Wir versuchen gerade abzuklären, wo sie die abstellen können“, so der Polizeisprecher.
Als wenige Minuten später ein Vertreter unserer Redaktion in der Stuttgarter Straße eintraf, waren die Schlepper aber bereits am Straßenrand geparkt, so dass in der Mitte genug Platz für den Autoverkehr blieb. Die Landwirte waren da bereits ausgestiegen und versammelten sich in einem Pulk vor dem Stadthaus – daneben ein paar Polizisten, die die Gruppe im Auge behielten.
Zunächst war die Lage ruhig. Doch als sich jemand im Innern des Gebäudes am Fenster zeigte, wurd es plötzlich laut. „Arschloch“, rief einer aus der Menge. „Der hat uns den Vogel gezeigt“, erklärte ein Demonstrant auf Nachfrage unserer Redaktion. Einer der Polit-Prominenten war es offenbar nicht, denn wer genau da am Fenster war, konnte der Mann nicht sagen. „Halt einer von den Sozi-Spinnern“. Doch auch so ist die Aufregung groß. Eine Frau beschwert sich lautstark bei einem daneben stehenden Polizisten. Doch schnell beruhigt sich die Lage wieder.
Auch laut Polizeiangaben blieb bei der Demo alles friedlich. Allerdings war die Protestaktion nicht angemeldet, so die Polizei. Einen Anlass, die Versammlung aufzulösen, sahen die Beamten darin aber nicht. „Grundsätzlich gilt das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit“, erklärt ein Polizeisprecher.
Die Demonstration in Freudenstadt ist an diesem Wochenende bereits die zweite im Landkreis. Schon am Samstag war eine Kolonne aus 160 Fahrzeugen durch Empfingen gefahren. Erst am Mittwoch hatte Kreisbauernvorsitzender Gerhard Fassnacht die Möglichkeit, weiterer Proteste angedeutet. Ob auch die jüngste Aktion vom Verband organisiert wurde, ist allerdings noch offen.