Daniela Oltersdorf teilt in ihrem neuen Buch ihre Tipps für verträgliches und familientaugliches Kochen. Denn nicht alles, was nach gesundem Essen aussieht, ist auch für Jedermann verträglich. Foto: © Daniel Vincek – stock.adobe.com

Daniela Oltersdorf aus Calw ist eine echte Powerfrau: Frauenärztin, Mutter und Buchautorin. Nachdem sie in ihrem ersten Buch über ihre Erfahrungen mit ihren drei Frühchen geschrieben hatte, widmet sie sich jetzt mit ihrem neuen Buch einem ganz anderen Thema: entspanntes Familienessen trotz Intoleranzen.

Calw - Nahrungsmittelintoleranzen setzen viele Menschen mit Verzicht und einem wenig abwechslungsreichen Speiseplan gleich. Mit einer Laktoseunverträglichkeit lässt sich noch relativ leicht auf laktosefreie Produkte umsteigen, doch bei einer Intoleranz gegenüber Fructose und Histamin wird das Ganze schon kniffliger.

Fructose ist ein sogenannter Einfachzucker. Er steckt in vielen Lebensmitteln und ist auch Bestandteil vom oft genutzten Haushaltszucker. Histamin findet sich hauptsächlich in leicht verderblichen tierischen Lebensmitteln wie Fisch, die mit entsprechenden Mikroorganismen belastet sind. Aber auch Lebensmittel, die durch Fermentation gewonnen werden wie Käse, Wurst, Sauerkraut, Hefeextrakt, Wein und Bier enthalten Histamin. Wenn mehrere Unverträglichkeiten zusammenkommen, ist man schon mal überfordert, wenn es an die Essensplanung geht. Vor allem im stressigen Familienalltag mit Kindern, die oftmals das Gesicht verziehen, wenn etwas auf den Tisch kommt, das sie nicht kennen. "Bei Kindern kommt man mit irgendwelchen gesunden Goji-Beeren-Rezepten oder ähnlichem nicht sehr weit", schmunzelt Daniela Oltersdorf, Autorin des Rezeptbuchs und Ratgebers "Familienküche frei von Laktose, Fructose, Histamin – 120 einfache Rezepte, die allen schmecken".

Die Calwer Frauenärztin hat nun bereits ihr zweites Buch herausgebracht. In ihrem ersten Buch "Drei Frühchen Buch", das 2019 erschienen ist, berichtet die Mutter von drei Frühchen zum einen über ihre Erfahrungen bei der Geburt ihres Jüngsten, über den Klinikaufenthalt, das Stillen und das erste Jahr zu Hause. Sie geht aber auch auf medizinische Themen ein, erklärt zum Beispiel im hinteren Teil des Buchs einzelne Begriffe und gibt Tipps.

Nicht nur Rezeptklassiker

Ihr zweites Buch behandelt nun das Thema Nahrungsmittelintoleranzen und -allergien. "Es ist ein Rezeptbuch mit Ratgeberfunktion", so Oltersdorf. Im Buch enthalten sind 120 Rezepte, die der ganzen Familie bekommen sollen – zum Mitnehmen, Frühstücke, Hauptgerichte und Rezeptklassiker. Des Weiteren sind auch Austauschlisten für unverträgliche Zutaten und die wichtigsten Steckbriefe zu den verschiedenen Intoleranzen im neusten Werk der Autorin zu finden. Oltersdorf hat sich außerdem noch etwas einfallen lassen: "Es gibt noch sogenannten Add-Ons, die am Ende jeden Rezeptes zu finden sind. Das sind Zutaten, die dafür sorgen, dass die Rezepte für nicht von Intoleranzen betroffene Familienmitglieder originaler schmecken", gibt sie Einblick in ihr neuestes Buch. "Man hat also fast zu Ende gekocht und kann dann noch ein oder zwei Zutaten hinzufügen für den Rest der Familie, um das ganze zu verfeinern und aufzupeppen."

Schnell und einfach

Wie ist Oltersdorf eigentlich auf das Thema Nahrungsmittelintoleranzen gekommen? "Ich bin seit einigen Jahren selbst von Intoleranzen gegen Histamin, Fructose und Laktose betroffen", erzählt die Autorin im Gespräch mit unserer Redaktion. Als berufstätige Mutter dreier Kinder müsse sich das Thema Kochen schnell und einfach in den turbulenten Alltag einfügen können – so entstanden ihre familientaugliche Rezepte.

Was Histamin im Körper anstellt

"Es dauert im Schnitt acht Jahre bis eine Histamin-Intoleranz gefunden wird", so die Calwer Frauenärztin. Sie selbst – als Ärztin – habe ihre Intoleranz schneller finden können. Sie habe nach und nach verschiedene Nahrungsmittel weggelassen und gemerkt, dass damit auch ihre Beschwerden zum Teil verschwunden sind. Das Schwierige: "Es gibt kein klassischen Test, um eine Histamin-Intoleranz eindeutig festzustellen." Sie empfiehlt den gleichen Weg, den auch sie gegangen ist: Erst einmal bestimmte Nahrungsmitteln weglassen, diese dann langsam wieder einführen und dabei den Körper beobachten.

Die Gefahr durch Histamin kann fast überall lauern. Denn fast alle Lebensmittel enthalten Histamin in geringerer oder höherer Konzentration.

Doch damit nicht genug: Schnell mal etwas in die Mikrowelle schieben und aufwärmen ist ebenfalls sehr schwierig für Menschen mit einer Histamin-Intoleranz. Denn: Erhitzt man Lebensmittel beim Aufwärmen nicht vollständig durch, werden pathogene Keime nicht abgetötet und es können schnell kritische Mengen an Histamin entstehen.

Oltersdorf weiß Rat, wenn es dennoch mal schnell gehen muss: "Ich habe viele Blitzrezepte in meinem Buch stehen, die innerhalb von ein paar Minuten zubereitet werden können. Oder man isst halt mal kalt." Tomaten, Tomatenpüree, Ketchup, Tomatensaft gilt es bei einer Histamin-Intoleranz ebenfalls zu meiden. Ersatzprodukte gebe es glücklicherweise genügend, so die Autorin. So stelle zum Beispiel Hagebuttenmark eine gesunde Alternative zu dem klassischen Ketchup dar, wie es in der Austauschliste in dem Buch der Autorin geschrieben steht. Dort sind noch viele weitere Ersatzprodukte aufgelistet.