Das Zeitungsfoto vom Februar 1991 zeigt die damalige Fasnetsverbrennung, Zunftmeister Günther Schweinbenz in Frack und Zylinder ist als Dritter von links zu sehen. Foto: Archiv

Wegen des Golfkriegs wollte man keine offiziellen Veranstaltungen - gefeiert wurde trotzdem.

Ob, oder wie überhaupt die Fasnet 2021 gefeiert wird, steht in Rottenburgs größtem Stadtteil pandemiebedingt noch in den Sternen. Ein Ausfall der Veranstaltungen erinnert an die Zeit vor 30 Jahren, als während des Golfkriegs die Fasnet abgesagt wurde.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Rottenburg-Ergenzingen. Die örtliche Narrenzunft bewegt sich derzeit noch zwischen verschiedenen Alternativen, bei denen auch die sozialen Medien eine Rolle spielen werden.

Derlei Gedanken brauchten sich die Fasnetmacher im Ort vor genau 30 Jahren nicht machen. Infolge des Golfkrieges wurde die Fastnacht 1991 nämlich kurzerhand und kurzfristig abgesagt. Zuerst cancelten die Karnevalisten alle Veranstaltungen, dann auch die Narren im Südwesten. Die Begründung lautete damals: Man könne nicht Fastnacht feiern, wenn in einem Krieg Menschen sterben.

Stimmung war am Boden

"Das war ein richtiger Schock für uns Narren", erinnert sich der damalige Zunftmeister Günther Schweinbenz, der von der Absage der Fasnet bei einer Ringsitzung im Weitinger Zunftheim erfuhr. Damals stand man auch noch vor einem anderen Problem, so Schweinbenz. Es habe auch noch eine Terrorwarnung insbesondere für größere Veranstaltungen und auch Fasnetsumzüge gegeben. Kurzum, die Stimmung war am Boden und keiner konnte damit rechnen, dass man im Jahr 1991 dennoch eine der schönsten Fastnachten im Ort erleben durfte.

Die Ergenzinger hielten sich nämlich zwar offiziell an die Absage, inoffiziell aber nicht. Gefeiert wurde eben dann konspirativ, in den Häusern oder im noch alten Zunftheim. Egal wie und wo man feierte, überall war es proppenvoll und die Stimmungskanonen der Zunft und auch einige Fleckenhuper trugen ihren Teil zum Gelingen bei. Sogar eine kleine Fasnetsverbrennung, bei der Schweinbenz eine kleine launige Rede hielt, gab es vor dem Rathaus. Er erschien damals in Frack und Zylinder und einige seiner Narrenräte eben im privaten Fasnetshäs. Aus dieser Zeit stammt auch noch das "Lumpenliedle" des langjährigen Zunftmeisters Adam Ott (1962 bis 1971): "Brüder versauft eure Güter und macht euch steuerfrei."

Inoffizieller Titel "Katastrophenpräsident"

Günther Schweinbenz, der von 1989 bis 1993 Zunftmeister war, hatte aber nicht nur den "offiziellen Ausfall" der Fasnet 1991 zu verkraften, sondern in einem der Folgejahre auch einen kurzfristig witterungsbedingten Ausfall eines Fastnachtsumzuges. Das hatte zur Folge, dass die ohnehin angereisten Narren sofort die Festhalle in Beschlag nahmen und für einen bislang nie dagewesenen Umsatz sorgten. Das glossierten die Ergenzinger Narren natürlich dementsprechend.

Obwohl Schweinbenz absolut nichts für die beiden fasnetlichen Ausfälle konnte, verliehen sie ihm den inoffiziellen Titel "Katastrophenpräsident". Wer diesen Titel auf die Bahn brachte, ist allerdings bis heute unklar. Klar ist hingegen, dass Schweinbenz nun diesen Titel los ist und Letzteren an den neuen Zunftmeister Lukas Schäfer übergeben kann. Das dürfte wohl während der Fasnetszeit noch irgendwann geschehen und das muss natürlich (in möglichem Rahmen) auch gefeiert werden.