Ralf Bösel erinnert an den Ausspruch "Tutti fratelli". Foto: Cools

Blaulicht, jede Menge Einsatzfahrzeuge und Einsatzkräfte in der Rottweiler Fußgängerzone und eine Frau von der Bergwacht, die mit einer Fackel in der Hand am Schwarzen Tor abgeseilt wurde –­ was war am Freitagnachmittag los?

Kreis Rottweil - Begeistert scharten sich Kräfte des DRK, des THW und der Feuerwehr sowie viele Schaulustige um das Schwarze Tor, um zu beobachten, wie die Fackel zunächst das Tor und danach die Rottweiler Fußgängerzone hinabgetragen wurde.

Seit dem 16. Februar ist die Fackel unterwegs. Sie kommt aus Berlin und wurde am Freitag über Tennenbronn und Oberndorf nach Rottweil getragen, begleitet von rund 30 Rot-Kreuz-Fahrzeugen, die bis in die Obere Hauptstraße fuhren und dort ein beeindruckendes Bild boten.

Reise nach Italien

Und die Reise geht noch weiter: Am 24. Juni wird dieses "Licht der Hoffnung" des DRK im italienischen Solferino ankommen. Damit wird an den Anfang von etwas ganz Großem erinnert.

"Als sie mit der Fackel gestartet sind", so Bürgermeister Christian Ruf in seinem Grußwort vor dem Alten Rathaus, "war die Welt noch in Ordnung". Eine Woche später sei sie es schon nicht mehr gewesen. Grund war der Krieg in der Ukraine. Eben dieser Krieg zeige, dass man zusammenstehen müsse und Symbole, Wegweiser der Hoffnung, Solidarität und des Miteinanders brauche, wie diese Fackel.

Jederzeit im Einsatz

Hinter diesem Symbol verbergen sich alle, die im Namen des Deutschen Roten Kreuzes zu jeder Zeit helfen – ob im Rettungsdienst, im Tafelladen oder an anderer Stelle. Viele von ihnen waren an diesem Freitag gekommen, um die Fackel in Empfang zu nehmen und zu zeigen, wie wichtig ihnen ihre Arbeit im Dienst am Nächsten ist.

Einige der Anwesenden waren in historischer Kleidung gekommen, darunter auch Gabriele Vorreiter, Kreissozialleiterin beim DRK-Kreisverband Böblingen. Mit dieser Kleidung wolle man an die Geschichte des DRK erinnern, sagte sie. An Henry Dunant, der damals Verletzten geholfen und erkannt hatte, dass man auch in Friedenszeiten dafür gerüstet sein muss, Verletzte versorgen zu können. Dank ihm, so Vorreiter, könne man heute auf der ganzen Welt Hilfe leisten – ob im Impfzentrum, im Ahrtal oder in der Ukraine.

Wichtig, wenn auch nicht einfach, sei dabei – früher wie heute – die Neutralität zu wahren, um von allen Seiten akzeptiert zu werden. "Wir wünschen uns von ganzem Herzen, dass unsere Welt bald wieder eine bessere ist", sagte sie.

"Wir sind alle Brüder"

Ralf Bösel, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Rottweil, erinnerte an den Ruf "Tutti fratelli – Wir sind alle Brüder". Das und die Bereitschaft, dem Feind zu helfen, sei damals ein völlig neuer Gedanke gewesen. Bösel dankte in seiner Ansprache vor allem Sabine Schlick von der Bergwacht Rottweil und Bereitschaftsleiter Michael Häring vom DRK-Kreisverband für die Organisation der Fackelübergabe.

Gemeinschaft ist wichtig

Häring indes begab sich in seiner Rede auf einen kurzen Streifzug durch die Geschichte. Inzwischen sei das DRK in 186 Staaten zu Hause. Und dass nun so viele Menschen gekommen und beieinander seien, zeige, wie stark die Blaulichtfamilie sei. Dieses Gefühl der Gemeinschaft sollte beim anschließenden gemeinsamen Imbiss noch vertieft werden. Ausdrücklich dazu eingeladen hatte man auch die ukrainischen Flüchtlinge, die derzeit im Alten Spital untergekommen sind.

Landrat Wolf-Rüdiger Michel betonte zum Schluss noch einmal die Bedeutung des DRK: "Allein durch Ihre Anwesenheit wird Hoffnung geschöpft". So wie die Fackel alles ein wenig heller mache, so werde die Welt durch das Engagement des DRK, aber auch durch bürgerschaftliches Engagement allgemein vor Ort ein ganzes Stück besser.

Weitere Informationen

Seit 30 Jahren erinnern tausende Menschen aus der ganzen Welt am 24. Juni an die Anfänge der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Als Begründer gilt Henry Dunant, der 1859 nahe der italienischen Stadt Solferino Zeuge der Schlacht zwischen der Armee Österreichs und den Truppen Sardinien-Piemonts und Frankreichs wurde, das Gesehene aufschrieb und die Gesellschaft damit wachrüttelte. Weil nicht alle am Fackelzug (Fiaccolata) des Italienischen Roten Kreuzes von Solferino nach Castiglione delle Stiviere teilnehmen können, wird die Fackel von Rot-Kreuz-Gruppe zu Rot-Kreuz-Gruppe weitergereicht, bis sie am 24. Juni Solferino erreicht.