Die Nagolder SPD und die Ministerin: Anna Ohnweiler (von links), Marina Ederle, Daniela Steinrode, Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze, Daniel Steinrode Landrat Helmut Riegger (CDU) und Bundestagsabgeordnete Saskia Esken im Gespräch. Foto: Thomas Fritsch

Bildung als Schlüssel zur Besserstellung von Frauen ist das Ziel vieler lokaler Hilfsorganisationen. Verschiedene Vereine aus der Region stellten ihr Engagement anlässlich eines Vortrags von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) in Nagold vor.

Eine gute Entwicklungszusammenarbeit mit den Ländern des globalen Südens braucht starke Frauen – davon ist Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze überzeugt. Bei einer Veranstaltung der SPD im Kreis gibt sie Einblicke in die Arbeit ihres Ministeriums.

Im Berufsschulzentrum Nagold führt sie den Besuchern das Engagement einer nigerianischen Aktivistin vor Augen, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts für Frauenrechte in der patriarchalen Gesellschaft und Bildungschancen einsetzte.

Feministische Politik „Feminismus ist nicht nur europäisch, sondern global“, sagt die Bundesentwicklungsministerin mit Blick darauf, dass weltweit 130 Millionen Mädchen von Schulbildung ausgeschlossen sind.

Um das zu ändern, brauche es eine feministische Entwicklungspolitik, erklärt sie. Deren Ziel sei, Macht gerecht zu verteilen. „Frauen sind die Hälfte der Weltbevölkerung, auf deren Stärken und Fähigkeiten wir nicht verzichten können“, erläutert Schulze.

Die drei „R“ Dieses Ziel verfolge auch die Bundesregierung unter den drei Schlagworten „Rechte“, „Ressourcen“ und „Repräsentanz“.

So müssten die Rechte auf Schulbildung und körperliche Selbstbestimmung auch für Mädchen konsequent umgesetzt werden. „In Nigeria werden Mädchen oft mit 14 Jahren das erste Mal Mutter. Da bleibt Schule oder Berufsausbildung oft ein Traum“, nennt sie ein Beispiel.

Kulturelle Veränderung nötig

In vielen Ländern dürften Frauen, obwohl sie meist in der Landwirtschaft tätig sind, kein Land besitzen oder selbst Geld verwalten. „Frauen brauchen diese Ressourcen, um Äcker oder Saatgut kaufen zu können“, weist Schulze auf die Notwendigkeit einer kulturellen Veränderung hin.

Auch müssten Entscheidungen für Frauen von Frauen selbst getroffen werden, mahnt sie an. Ein Ansatz sei etwa die paritätische Besetzung in politischen und wirtschaftlichen Gremien.

Kenia Katrin Heeskens aus Bad Liebenzell war drei Jahre als Entwicklungshelferin in Kenia aktiv, wo sie sich um die Gesundheit von Müttern und Kindern kümmerte. Ihr Verein „Tumaini Isolo“ unterstützt die Grundschule Oln’garua und eine Abendschule für Erwachsene.

Denn der früheren Krankenschwester ist klar: „Bildung ist der Schlüssel für nachhaltige Veränderung.“

Nigeria Bildung ist auch das Ziel des Hochdorfers Hans Wycisk. Mit der „Kinderhilfe Ugwaku“ entstand dank zahlreicher Spenden seit 2007 ein ganzer Bildungscampus im Süden Nigerias. Mit Investitionen von mehr als 1,45 Millionen Euro konnten eine Grundschule, ein überkonfessionelles Gymnasium sowie eine Berufsschule errichtet werden. „Die Schüler können hier zwischen acht Berufsausbildungen lernen und sich anschließend vor Ort selbstständig machen“, zeigt Wycisk wirtschaftliche Perspektiven auf.

Sambia Wissen ist für den aus Pfalzgrafenweiler stammenden Benjamin Schäuffele wichtig. Im Rahmen eines internationalen Jugendfreiwilligendienst war er bei „Life Trust Sambia“ tätig. Die christliche Organisation betreibt Schulen für Kinder, deren Eltern sich das Schulgeld nicht leisten können. „Wir wollen die Gemeinschaft verändern und die Menschen stärken“, erklärt er. Während begabte Schüler im Anschluss ein Universitätsstipendium erhalten können, werden für deren Eltern Weiterbildungen als Schneider oder in der Landwirtschaft angeboten.

Haiti Der bei Stuttgart lebende Franz Groll ist schon seit 1993 im Verein „Pro Haiti“ engagiert. Für diese Entwicklungszusammenarbeit wurde er im Jahr 2000 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In der südwestlich liegenden Stadt Jérémie errichtete er mit der dortigen Bevölkerung zwei Montessori- sowie eine Berufsschule. Die praxisorientierten Abschlüsse als Elektriker oder Kfz-Mechaniker helfen den Menschen, eine eigene Existenz aufzubauen.

Dem früheren Ingenieur ist eines wichtig. „Die Globalisierung vernichtet die heimischen Märkte“, erläutert er die ökonomischen Probleme des Inselstaats. Notwendig sei eine Regionalisierung der Wirtschaft, nicht der weltweite Export der großen Industrienationen.

Libanon Eine erfolgreiche Partnerschaft zwischen Althengstett und der libanesischen Stadt Chekka stellt der Althengstetter Bürgermeister Clemens Götz aus dem Landkreis Calw vor. Die Kommune ermöglicht die Installation von Photovoltaikanlagen, um nachts so mehr Sicherheit zu schaffen. „Bei den Schulungen müssen auch Frauen teilnehmen“, erläutert er eine der Bedingungen für das 300 000 Euro teure Projekt. Auch seine eigene Gemeinde profitiere von den Gastbesuchen aus der Levante. „Das schafft gesellschaftlichen Zusammenhalt“, lobt er das Engagement seiner Bürger.