Schrambergs Stadtwerkechef Peter Kälble (links) und Vertriebsleiter Christian Blessing haben keine guten Nachrichten für die Verbraucher für 2023– die Preise steigen. Zunächst gibt es aber immerhin bei vielen etwas zurück. Foto: Wegner

Kurzfristig hilft nur eines gegen steigende Energiekosten: Einsparen was möglich ist – auch wenn bei den Stadtwerken Schramberg die Kosten im kommenden Jahr noch unter der Preisbremse liegen.

Schramberg - Mit guten Nachrichten können die Stadtwerke Schramberg derzeit – wie alle Versorger landauf, landab – nicht aufwarten. Die Einkaufspreise für Erdgas und Strom sind drastisch gestiegen und ein Ende dieses Anstiegs ist derzeit nicht auszumachen. Und so will Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Kälble auch keine Prognose für die Zukunft über 2023 hinaus abgeben. Zu unsicher sei die weitere Situation.

Preisanpassung angekündigt

"Preisanpassung" stand auf den Schreiben, die jüngst an die Kunden der Stadtwerke verschickt worden sind. Und sie beginnen gleich mit einer Entschuldigung: "Als Ihr Energieversorger vor Ort bemühen wir uns nach Kräften, auch in schwierigen Zeiten unsere Energiepreise so stabil und niedrig wie möglich zu halten." Auch wenn die Stadtwerke aufgrund einer "vorausschauenden und risikominimierenden Beschaffungsstrategie" die Auswirkungen der Erhöhung der Großhandelspreise auf ihre Produkte habe "begrenzen" können, steigen die Kundenpreise im kommenden Jahr an. Und zwar deutlich.

Deutlicher Aufschlag

Ziemlich genau 50 Prozent Aufschlag kommen beim Strom (Produkt: Komfortstrom privat) im kommenden Jahr auf die Kunden zu. Wer bisher vom günstigeren Produkt Langzeitstrom profitierte, muss sich gar auf mehr als 90 Prozent Erhöhung einstellen, weil dieser im 2023er-Produkt keinen Vorteil mehr bietet.

Allerdings ist bei der Vergleichsrechnung der Stadtwerke für 2022 der günstigere Preis mit der seit Jahresmitte weggefallenen EEG-Umlage von 4,4 Cent (brutto) aufgeführt, sodass der Erhöhungsprozentsatz eigentlich etwas geringer ausfällt. Weil der Abschlag nicht gesenkt worden ist, hat dies den Effekt, dass bei einem Haushalt mit Durchschnittsverbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr durch diese Einsparung rund 80 Euro an die Kunden zurückfließen. Die, so Stadtwerke-Vertriebsleiter Christian Blessing, auf Wunsch natürlich auch eingesetzt werden könnten, um die im Durchschnitt um 467 auf 1400 Euro steigenden Jahreskosten 2023 zumindest minimal zu reduzieren.

Höhere Rückzahlung

Etwas deutlicher und höher fällt voraussichtlich die Rückzahlung im Bereich Gas aus. Dort nämlich wurde die Mehrwertsteuer rückwirkend ab Jahresbeginn um zwölf Prozent gesenkt. Zudem gab es – vor allem im Gegensatz zu 2021 – angenehmere Temperaturen, sodass der Verbrauch im Durchschnitt um sechs Prozent niedriger liegen könnte. Und zudem hätten die Kunden selbst auch gespart, weiß Kälble aus den Verbrauchszahlen. Dort könne man je nach Haushalt von bis zu zehn Prozent zusätzlich ausgehen.

Bei einem Durchschnittshaushalt, der rund 18 000 Kilowattstunden Gas verbrauche, könnten durch die genannten Faktoren sowie die geplante Rückzahlung des Dezember-Abschlags rund die Hälfte der 642 Euro, die nächstes Jahr durch die Erhöhung mehr bezahlt werden müssten, bestritten werden.

Ab 2024 noch teurer

Deutlicher, so befürchtet Kälble, schlage deswegen möglicherweise dann die Anpassung für 2024 zu. Denn dann stehe dieses Geld nicht mehr zur Verfügung – und die Preise stiegen nach derzeitigem Stand weiter an – weiß Kälble deswegen, weil ein Teil des Gases für diesen Zeitraum schon eingekauft sei. Wer jetzt Strom für 2023 per "Futures" einkaufe, zahle 25 Prozent mehr als derzeit für 2024. Und für 2025 gibt es einen weiteren Abschlag um 20 Prozent. Doch dies nicht wirklich günstig, weil immer noch fast doppelt so hoch wie 2021.

Nicht aus dem Stromgeschäft verabschieden

Im Gegensatz zu einigen anderen Stadtwerken wollen sich die Schramberger nicht vom Strommarkt verabschieden – 11 000 Privat- und Kleinkunden beziehen über sie den Strom. Und auch von den Verkaufspreisen her schafften es die Stadtwerke durch einen frühen Einkauf noch unter den Kosten anbieten zu können, ab der die Strompreisbremse erforderlich sei. Ähnlich treffe dies auch beim Gas zu – lediglich ein Teil der 200 Kleinstverbraucher ihrer rund 4000 Kunden könnten darüber liegen. Aber um Härtefälle abzumildern, seien die Stadtwerke auch mit den Sozialbehörden in ständigem Kontakt, versichert Blessing.

Bei Großkunden anders

Für die wenigen Großkunden der Stadtwerke gibt es laut Kälble und Blessing andere, heftigere Zahlen. Dort werde vor allem im Gasbereich kurzfristiger – und somit teilweise derzeit auch teurer gehandelt. Und beim Strom würden einige der Großkunden teilweise deutlich über der Schwelle der Preisbremse liegen – wobei diese dann voraussichtlich im Gegensatz zu Kleinkunden zusätzlich nur 70 anstelle von 80 Prozent gedeckelt bekommen könnten, wie Blessing sagt.

Keine Angst vor Unterversorgung

Beruhigt ist Kälble allerdings hinsichtlich der Versorgungssicherheit: Nach derzeitigem Stand geht er davon aus, dass das gespeicherte Gas über den Winter ausreicht.