Gerhard Goll Foto: dpa

Nach den Sommerferien soll auch der 70-Jährige Gerhard Goll als Zeuge vernommen werden.

Stuttgart - Im Zusammenhang mit der Aufklärung des milliardenschweren EnBW-Deals muss nun auch der frühere EnBW-Vorstandsvorsitzende Gerhard Goll vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags aussagen.

Nach StN-Recherchen entschied der Ausschuss in nichtöffentlicher Sitzung, den 70-Jährigen nach den Sommerferien als Zeugen zu vernehmen. Er soll im Herbst 2010 Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) davor gewarnt haben, die EnBW-Anteile dem französischen Staatskonzern EdF abzukaufen, weil dies dem Laden schaden könnte.

Morgan-Stanley-Chef Dirk Notheis, der für Mappus damals das Geschäft mit den Franzosen abwickelte, hatte Mappus in einer inzwischen bekannt gewordenen E-Mail damals geraten, Goll rechtzeitig über den Geheim-Coup zu informieren. Ob und wann dies geschah, ist unklar. Goll selbst hatte vor Wochen erklärt, er habe damals streng vertraulich aus Kreisen der EdF von Mappus’ Kaufabsicht erfahren.

Das Ende der Ermittlungen sei "völlig offen"

Nach den Sommerferien sollen auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) und Staatsministerin Silke Krebs (Grüne) im Ausschuss als Zeugen vernommen werden.

Zudem deutet derzeit alles darauf hin, dass der EnBW-Untersuchungsausschuss bis ins Jahr 2013 dauern wird, nachdem die Staatsanwaltschaft Stuttgart in der vergangenen Woche sowohl gegen Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus, die beiden Ex-Minister Willi Stächele und Helmut Rau als auch gegen Investmentbanker Dirk Notheis (alle CDU) ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue aufgenommen hat. Eine Sprecherin der Behörde hatte gesagt, das Ende der Ermittlungen sei „völlig offen“.

Ohne einen Zwischen- oder Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft zur Frage, ob Mappus bei dem Geheimgeschäft im Dezember 2010 einen zu hohen Kaufpreis bezahlt und damit dem Land geschadet haben, werde der Ausschuss seine Arbeit aber wohl nicht beenden, hieß es am Wochenende aus Ausschusskreisen. Bisher war geplant, Ende dieses Jahres den Untersuchungsausschuss abzuschließen.