Vor wenigen Tagen spielten auf diesen Platten noch Alexander Zverev und Co., nun werden sie in der Empfinger Tennishalle verlegt: Elmar König (links) von "Allwetter-Sportbelag" machte dieses Angebot. Uwe und Petra Naeter vom Empfinger Hof schlugen zu. Fotos: Ganswind Foto: Schwarzwälder Bote

Sport: In der Tennishalle des Hotels wird derzeit der Original-Boden verlegt, auf dem Sascha Zverev spielte

Auf dem gleichen Untergrund wie Alexander "Sascha" Zverev spielen – für Tennisspieler der Region kann ein kleiner Traum in Erfüllung gehen.

Empfingen. Denn gerade wird in der Empfinger Tennishalle des Hotels Empfinger Hof der Original-Boden der jüngsten Davis-Cup-Partie verlegt. Am Wochenende siegte Deutschland mit Zverev, Philipp Kohlschreiber, Jan-Lennard Struff und Tim Pütz (letztere beiden im Doppel) gegen Ungarn und qualifizierten sich für das erstmals ausgetragene Hauptevent in Madrid im November. Wie es jetzt dazu kommt, dass der Untergrund für diese Partie als Zweitverwertung in Empfingen landet? Hotel-Direktor Uwe Naeter hatte einen guten Riecher und sicherte sich den Boden.

Der schnelle Teppichboden der Tennishalle mit drei Plätzen ist in die Jahre gekommen. Und das ist eigentlich noch nett ausgedrückt. Große Löcher sind im Teppich. "Normalerweise konnte man diesen Boden keinem Tennisspieler mehr zumuten", sagt der Hotel-Direktor unumwunden. Seit Juni vergangenen Jahres ist Naeter zusammen mit seiner Frau Petra für den Empfinger Hof verantwortlich. Eigentümer des Hotels ist Attila Kowatsch.

Die Tennishalle soll abgerissen werden. An diesen Plänen werde auch nicht gerüttelt. Denn das Hotel soll vergrößert werden, von derzeit 41 Zimmern auf über 100. Dazu sollen Tagungsräume entstehen. "Wir sind schwerpunktmäßig ein Tagungshotel."

Dennoch kommt jetzt die Investition in den Tennishallenboden der Plätze eins und zwei. Lohnt sich das? "Wir hatten im vergangenen Sommer aufgrund der großen Unwetter einen Wasserschaden", erzählt Naeter. "Das Versicherungsgeld wollten wir für eine Reparatur des bisherigen Bodens investieren, wir haben aber ein tolles Angebot erhalten. Natürlich reicht die Versicherungssumme nicht aus, den Rest legen wir drauf." Keine selbstverständliche Entscheidung: "Wir hätten das Geld der Versicherung auch für etwas anderes nehmen können, doch wir wollten es reinvestieren und den Tennisspielern etwas zurückgeben."

Er könne verstehen, dass Vorgänger Peter Wycisk nicht in die Halle investiert habe, vor allem auch, weil der Württembergische Tennisverband eine Beteiligung ausgeschlossen habe. Jetzt habe sich aber diese Gelegenheit ergeben. Das sei eine glückliche Fügung gewesen.

Elmar König machte das tolle Angebot. Er und sein Team von der Firma Allwetter-Sportbelag aus Stuttgart verlegen gerade den Boden, Rechteck für Rechteck im Steckverfahren. Beim Davis Cup in der Frankfurter Fraport-Arena musste es ganz schnell gehen. 15 Arbeiter verwandelten 1500 Quadratmeter der Arena innerhalb von neun Stunden in einen Tenniscourt. Zehn Stunden musste der Boden trocknen, denn auf die Platten wird noch eine Acryl-Beschichtung aufgetragen. Am nächsten Tag wurde in Frankfurt schon gespielt.

So schnell muss es in Empfingen nicht gehen. Doch innerhalb einer Woche wird König mit seinem Team fertig sein. "Wir denken, es ist Sonntag oder Montag erledigt", berichtet er.

DecoTurf heißt der Belag, der mittlerweile zu den beliebtesten Untergründen gehöre, erzählt der Tennisboden-Experte, der selbst in Backnang richtig gut Tennis spielt ("Ich bin noch Leistungsklasse zwei"). Diese Art des Bodens wird auch an weiterer prominenter Stelle bespielt. "Es ist der Belag, der auch bei den Australian Open genutzt wird." Er sei nicht zu schnell und auch nicht zu langsam. "Das deutsche Team hatte sich einen nicht ganz so schnellen Untergrund gewünscht." Früher zu Beckers und Stichs Davis-Cup-Zeiten war das noch anders. Da konnte der Tennisplatz nicht schnell genug sein. "Aber Zverev ist ja sehr groß und da mag er nicht, wenn die Bälle zu flach abspringen."

Was die Tennisspieler der Region noch erwartet? Man müsse sich keine Sorgen machen, dass der Boden zu hart sei, beruhigt König. "Im Gegensatz zu einer Außenanlage ist ja hier in der Halle ein Holzboden, der federt." Auf eine schwingende, punktgenaue Gummischicht muss allerdings verzichtet werden. "Das ist finanziell zu aufwendig. Da hätten wir den bisherigen Teppichboden entfernen müssen." Auch auf den dritten Platz wurde verzichtet. "Das hätte einen anderen Kostenfaktor bedeutet", so der Hotel-Direktor. Dieser Platz sei auch laut Experten noch in einem akzeptablen Zustand gewesen. Für die Hallenrunde, die auch in der Empfinger Halle am Wochenende ausgetragen wird, reiche das aber aus, weil aufgrund der Vierer-Mannschaften nur zwei Plätze notwendig seien.

Benötigt man dort glatte Sohle oder mit Profil? "Das ist eigentlich egal", so König. Nur sollten die Schuhe mit Profil nicht vorher auf Sand benutzt worden sein.

Und wie lange kommt man nun in den Davis-Cup-Spielgenuss? "Auch in der nächsten Wintersaison wird es auf jeden Fall noch die Tennishalle geben", so Naeter. Und obwohl das Bezirks-Training mittlerweile gekündigt ist, ist sich der Hotel-Direktor sicher, dass die Halle künftig gut genutzt werden wird. Auch dank des Zverev-Faktors!