Starke Neuzugänge: Jordan Caron (links) und 2:0-Torschütze Colby Robak jubeln. Foto: Sigwart

Eishockey: Colby Robak und Jordan Caron kommen mit der Erfahrung von 950 NHL- und AHL-Spielen. 

Colby Robak und Jordan Caron sollen dabei helfen, die Wild Wings aus der Krise zu führen – vor allem mit ihrer jahrelangen Erfahrung.

Eishockey wurde den beiden Kanadiern (fast) buchstäblich in die Wiege gelegt.Die Leistungen der beiden 29-Jährigen in den ersten vier Partien waren bereits ansprechend. Robak wurde seinem Ruf als offensivstarker Verteidiger mehr als gerecht. Er sammelte bei seinen ersten vier Einsätzen direkt vier Scorerpunkte – zwei Tore und zwei Assists. »Es ist schon länger her, dass ich getroffen habe. Ich hatte schon fast vergessen, wie sich das anfühlt«, lacht der Neuzugang.

Auch Caron scheint sich gut in die Mannschaften einzufügen. Mit einem Treffer und einer Vorlage hat auch der neue Stürmer schon zwei Scorerpunkte gesammelt. Insgesamt kommt er in seiner DEL-Karriere – er spielte bereits 2017/18 und 2018/19 für die Krefeld Pinguine – in 24 Partien auf 23 Scorerpunkte. Ein deutliches Indiz für die enorme Torgefahr, die er ausstrahlen kann.

Die Karrierepfade der beiden neuen Schwenninger Hoffnungsträger ähneln sich sehr. Beide machten sie ihre ersten Eishockey-Schritte in kanadischen Jugendligen. Ihre Väter haben selbst gespielt und sind Coaches. Sie sind drei Jahre alt, als sie erstmals mit Skates und Schläger über das Eis jagen. Für junge Kanadier, die in ländlichen Gegenden aufwachsen, der ganz normale Weg hin zum Nationalsport. Die Leidenschaft für ihren Sport stand nie zur Debatte – es gab nie Konkurrenz.
Es folgte der große Sprung in die amerikanische National Hockey League (NHL). Robak wird beim Draft 2008, der großen Talentziehung für die Teams der Liga, an 46. Stelle von den Florida Panthers ausgewählt. Caron ist ein Jahr später der 25. Pick und geht zu den Boston Bruins. Beide können sie sich in der besten Liga der Welt aber nie so richtig für die ganz großen Aufgaben empfehlen.

Sie werden viel herumgereicht – verbringen mehr Zeit eine Etage tiefer in der American Hockey League (AHL). Dennoch kann sich ihr Erfahrungsschatz im Mekka des Sports durchaus sehen lassen: Caron absolvierte 157 NHL-Spiele (28 Scorerpunkte) und 261 in der AHL (139) – Robak hat 47 NHL- und 485 AHL-Partien (178) auf seiner Visitenkarte stehen.

Eine weitere Gemeinsamkeit: Beide trugen sie im Juniorenbereich das Ahornblatt auf der Brust. Robak wurde mit der kanadischen U18-Nationalmannschaft 2008 Weltmeister – Caron holte 2010 mit der U20 WM-Silber. Aber irgendwann hatten sie dann genug von nordamerikanischen Gefilden und suchten ihr Glück in Europa. Jordan Caron heuerte 2017 in Krefeld an, verließ die Pinguine dann aber während der Saison 2018/19 in Richtung Russland und spielte dort für HK Nowosibirsk. Colby Robak hingegen machte in der vergangenen Spielzeit Finnland zu seiner Wahlheimat – für Vasaan Sport legte er in 29 Spielen neun Treffer auf.

Und nun also Schwenningen. Lange nicht so hochprofiliert wie die US-Ligen. Aber zumindest etwas wärmer als Finnland und Sibirien. Beide sind sie glücklich, in der Neckarstadt angekommen zu sein. »Ich habe viel Gutes über die Liga und den Verein gehört«, verrät Colby Robak. Einer seiner Informanten: Der Ex-Schwenninger und heutige Kölner Jon Matsumoto, mit dem Robak in San Antonio zusammenspielte. Auch für Jordan Caron war es eine »schnelle Entscheidung«, nach Schwenningen zu kommen. Auch er hatte schon vorher eine sichere Informationsquelle im Verein: Pat Cannone und er kennen sich noch aus gemeinsamen Tagen in Chicago.

Aber vor allem mit Coach Paul Thompson und Manager Jürgen Rumrich waren die beiden Kanadier im Vorfeld ihrer Unterschrift in engem Kontakt. »Paul hat mir genau gesagt, wie er sich meine Rolle hier vorstellt. Ich soll meine Erfahrung einbringen und dem Team zu Siegen verhelfen«, gibt Roback Einblick in die Kommunikation mit dem britischen Trainer.

Ähnlich verhielt es sich bei Caron: »Positive Einstellung, Arbeitsmoral, Aggressivität auf dem Eis und Torgefahr – das sind die Dinge, die ich hier einbringen kann und die der Coach von mir erwartet.« Von einem vermeintlichen Status als direktem Nachfolger des suspendierten Top-Scorers Jamie MacQueen will er aber nichts wissen: »Sie haben mich nicht verpflichtet, um Jamie MacQueen zu sein – sondern um Jordan Caron zu sein. Und das werde ich.«

Ihre neue Heimat konnten die beiden 1,90-Meter-Hünen noch gar nicht so richtig erkunden. Aber der erste Eindruck war sehr positiv. Sie sind sich einig, dass Schwenningen eine »schöne Stadt« ist. Und familienfreundlich – für Robak, Vater eines dreijährigen Sohnes und einer neun Monate alten Tochter, besonders wichtig. Wenn sie gerade nicht auf dem Eis stehen oder in der Republik herumreisen, unternehmen sie schon jetzt viel mit ihren Mannschaftskollegen. »Alle waren von Beginn an hier sehr nett zu uns und haben uns unglaublich viel geholfen. Das hat uns den Wechsel hierher sehr erleichtert«, freut sich Robak.

Auf dem Eis haben sich beide bei ihren ersten Auftritten schon gut eingefügt. Und Jordan Caron könnte bald auch in der Kabine glänzen – und zwar musikalisch. Er lerne gerade Gitarrespielen, verrät der 29-Jährige. Vielleicht kann er ja das ein oder andere Siegeslied zum Besten geben.