Hat mit den Wild Wings viel vor: Philip McRae. Foto: Sigwart Foto: Schwarzwälder Bote

Eishockey: Neuen der Schwenninger Wild Wings (1): Philip McRae hat Führungsspieler-Potenzial.

Wie der Vater, so der Sohn? Ja und nein. Natürlich eiferte Philip McRae früh seinem Dad nach, dem NHL-Haudegen Basil. Doch dessen 2802 Strafminuten, alleine in der besten Liga der Welt, haben für den Schwenninger keinen Vorbildcharakter.

"Das war damals eine ganz andere Zeit. Da wurde in der National Hockey League eben auch großen Wert auf Spieler gelegt, welche die ›Enforcer-Rolle‹ (Spieler, welche die Stars innerhalb der eigenen Mannschaft beschützen, Anm. d. Red.) übernommen haben. Da kommen eben auch mal 423 Strafminuten in einer NHL-Saison zusammen", lacht der 28-jährige Philip McRae in den Katakomben der Helios-Arena.

Dort findet sich der Stürmer schon gut zurecht. Überhaupt ist der US-Amerikaner froh, den Weg nach Schwenningen gefunden zu haben. "Ich hatte zuvor einige Freunde kontaktiert, die schon in Deutschland gespielt haben – oder noch spielen. Alle haben mich zum Schritt ermutigt, zu den Wild Wings zu wechseln", fühlt sich der Hobby-Golfer nach den ersten Tagen am Bauchenberg in seiner Entscheidung bestätigt.

Nach guten Gesprächen mit Manager Jürgen Rumrich und mit Co-Trainer Vetteri Väkiparta ("Mit ihm habe ich schon in der Saison 2013/14 bei Espoo Blues in Finnland zusammengearbeitet") war dann Ende April klar, dass sich Philip McRae im Sommer auf nach Schwenningen machen wird. "Ich war aber zuvor schon einmal in Deutschland. Und zwar mit dem US-Team beim Deutschland-Cup im Jahr 2013", erinnert sich der Angreifer gerne an die Zeit in München. "Wir haben das Turnier gewonnen – und danach noch das Hofbräuhaus und den Marienplatz besucht", blickt McRae zurück.

Apropos Nationalmannschaft. Nicht nur in München war der Stürmer mit dem US-Team erfolgreich. "Ich war zuvor auch für die U-Mannschaften im Einsatz. Und jedes Länderspiel macht einen Spieler sehr stolz. Herausragend war der Gewinn der Goldmedaille mit unserem U20-Team", wird Philip McRae nie vergessen, wie die USA im Finale den Erzrivalen Kanada nach Verlängerung schlugen. "Und dies in Kanada vor ausverkauftem Haus."

Ein anderer Augenblick bleibt auch für die Ewigkeit. "Natürlich mein NHL-Debüt", erinnert sich McRae noch genau daran, wie er erstmals in der Saison 2010/11 in der besten Eishockey-Liga der Welt die Schlittschuhe schnürte. Und dies noch für den Verein der Stadt, in der er aufgewachsen ist. "Es war ein Traum, für St. Louis aufzulaufen", blickt er auf die 15 NHL-Spiele – inklusive eines Treffers – für die Blues zurück.

Dort – also in der Großstadt am Mississippi – befindet sich weiter sein Lebensmittelpunkt. "Ich habe dort ein Haus, dort meine heutige Frau Shannon kennengelernt und trainiere im Sommer in St. Louis mit anderen Profis und Freunden", kommt der in Chesterfield (Missouri) geborene Linksschütze ins Schwärmen, wenn er von seiner Heimatstadt redet.

Doch im Frühjahr 2011 führte der Weg wieder zurück zu den Peoria Rivermen, dem Farmteam (American Hockey League, AHL) der Blues. "Insgesamt war ich gut sechs Jahre Teil der Blues-Organisation. Darauf bin ich sehr stolz", wagte McRae dann zur Runde 2013/14 den erstmaligen Sprung nach Europa. Erst verdiente er sein Geld in Tampere im südwestlichen Finnland, dann in Espoo – übrigens auch mit dem Zusatz "Blues" – vor den Toren Helsinkis. "Aber so ganz glücklich bin ich damals nicht geworden", ging es für den Angreifer nach einem Jahr in Finnland zurück in die AHL. Chicago Wolves, Bakersfield Condors und Hartford Wolf Pack hießen seine Vereine, bevor er in der vergangenen Runde einen zweiten Versuch in der Liiga, der höchstens Eishockey-Klasse Finnlands, wagte. Für Ässät sammelte er dabei in 43 Spielen 21 Scorerpunkte. "Der größte Unterschied zwischen Nordamerika und Europa ist eben die größere Eisfläche. An diese musste ich mich in Finnland erst gewöhnen", gibt der 28-Jährige zu.

Für die Wild Wings war es wichtig, dass Philip McRae schon zwei Runden auf dem "alten Kontinent" absolviert hat. "Durch seine Zeit in Finnland kennt er das europäische Eishockey. Zudem bringt er mit seinen 28 Jahren bereits die Erfahrung aus 340 AHL- Spielen mit. Auch charakterlich passt Philip in unser Mannschaftsgefüge", betont Manager Jürgen Rumrich. "Ich kann auf der Centerposition und auf den Flügeln spielen. Natürlich bin ich Stürmer, aber für mich ist auch die Defensivarbeit sehr wichtig. Außerdem liebe ich es, Bullys zu gewinnen", weiß Philip McRae, dass die "Face-offs" in der vergangenen DEL-Runde keine Stärke der Wild Wings waren.

Dass der Spieler mit der Rückennummer 4 nach Schwenningen gekommen ist, um nach den Abgängen von Will Acton und Damien Fleury eine Führungsrolle zu übernehmen, dem ist sich der Linksschütze bewusst. "Mein Ziel ist es, dem Team zu helfen, damit Schwenningen seine Ziele erreicht", will Philip McRae mit den Wild Wings auf jeden Fall das Ticket für die Play-offs lösen. "Und irgendwann sollte Schwenningen auch zum ersten Mal deutscher Meister werden. Dann möchte ich dabei sein", sagt der 28-Jährige, der im ersten Testspiel in Freiburg im Penaltyschießen gleich keine Nerven zeigte. Dies war der entscheidende Treffer im Derby. Viel mehr geht in einem ersten Spiel für die Wild Wings nicht.