Mit einem massiven Löscheinsatz bekämpften die Feuerwehren den Brand. Foto: Feuerwehr

Erneut ein Großeinsatz: Am Mittwoch brannte es in einem Nebengebäude des Haus Grezenbühl, ein Wohnheim für psychisch erkrankte Menschen in Ehlenbogen.

Alpirsbach-Ehlenbogen - Nach bisherigem Ermittlungsstand der Polizei brach der Brand gegen 22.15 Uhr im Untergeschoss im Bereich einer Küche aus. Vier Bewohner, die eine leichte Rauchgasvergiftung erlitten, wurden noch vor Ort vom Rettungsdienst versorgt. Mehrere Personen mussten anderweitig untergebracht werden. Der Sachschaden wird von der Polizei auf etwa 450 000 Euro geschätzt.

Gegen 23.20 Uhr war das Feuer zunächst gelöscht. Kurz nach Mitternacht flammte es laut Polizeibericht wieder auf, wodurch mehrfach Nachlöscharbeiten im gesamten Nebengebäude erforderlich wurden. Das Gebäude ist durch den Brand unbewohnbar geworden.

Ursache noch unbekannt

Die Brandursache ist noch unbekannt. Ein technischer Defekt wird von der Polizei derzeit ebenso in Betracht gezogen wie fahrlässiges oder vorsätzliches Handeln.

Die Feuerwehr Alpirsbach, die erst Ende Mai einen Großeinsatz bei einem Brand in einer Asylbewerberunterkunft in Alpirsbach hatte, war gegen 22.15 Uhr zu dem Brandeinsatz im Stadtteil Ehlenbogen in der Straße Grezenbühl alarmiert worden. Dort hatte in einem der Wohngebäude die Brandmeldeanlage ausgelöst, heißt es in einer Mitteilung der Feuerwehr. Noch während der Anfahrt gingen bei der Integrierten Leitstelle Anrufe ein, dass es sich um einen bestätigten Brand handelt und sich noch mehrere Personen im Gebäude befinden.

Höchste Alarmstufe

Umgehend wurde die Alarmierung auf die höchste Stufe gesetzt und Vollalarm für die Gesamtstadt Alpirsbach mit sämtlichen Stadtteilen ausgelöst. Vorsorglich wurden auch ein Löschzug der Feuerwehr Loßburg sowie der Gerätewagen der Feuerwehr Freudenstadt angefordert. Beim Eintreffen der ersten Feuerwehrkräfte stand das Untergeschoss des "Bauernhauses", ein Nebengebäude der Einrichtung, in Flammen. Die Feuerwehr begann umgehend mit der Personenrettung aus den oberen Stockwerken. Ein Großteil der Bewohner konnte sich über Notausgänge ins Freie retten. Ein Bewohner wurde von der Feuerwehr über die Drehleiter gerettet.

Gleichzeitig startete die Brandbekämpfung. Die Flammen hatten sich vom Untergeschoss über ein Treppenhaus in die oberen Etagen ausgebreitet. Durch einen massiven Löscheineinsatz sei der Brand nach gut einer Stunde unter Kontrolle gebracht worden, so die Feuerwehr weiter.

Doch im Dachbereich flammte das Feuer nochmals auf und machte intensive Nachlöscharbeiten erforderlich, die bis in den frühen Vormittag andauerten. Um die Glutnester abzulöschen, mussten große Teile der Dachfläche sowie mehrere Zwischendecken und -böden geöffnet werden. Die Wasserversorgung erfolgte über eine Zisterne sowie durch Wasserentnahme aus der Kinzig.

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Mit 90 Kräften vor Ort

Insgesamt waren laut Feuerwehr 70 Personen in der Wohnunterkunft gemeldet. Diese wurden vom DRK und vom Rettungsdienst sowie dem hauseigenen Personal betreut.

Der DRK-Ortsverein Alpirsbach stellte im Haupthaus Feldbetten für die obdachlos gewordenen Bewohner des "Bauernhauses" auf. Vorsorglich war auch die Notfallseelsorge alarmiert worden. Diese stand mit dem leitenden Notfallseelsorger sowie zwei Mitarbeitern des Kriseninterventionsteams der Johanniter bereit, kam aber nicht zum Einsatz, da die Bewohner von hauseigenem Personal betreut wurden.

Die Feuerwehren aus Alpirsbach mit sämtlichen Stadtteilen, Loßburg und Freudenstadt waren mit insgesamt 14 Fahrzeugen und rund 90 Einsatzkräften unter dem Kommando von Markus Kohler im Einsatz. DRK und Rettungsdienst waren mit 13 Fahrzeugen und mehr als 50 Helfern vor Ort. Auch Bürgermeister Michael Pfaff und der Erste Landesbeamte Reinhard Geiser waren gekommen, um die Einsatzleitung zu unterstützen.

Großes Lob für Helfer

Einen tollen Einsatz bescheinigt Uwe Nübel, Geschäftsführer der Sozialen Betreuungsgemeinschaft Miksch & Partner GmbH, allen Beteiligten. "Es ist kein Personenschaden entstanden, alles andere kann man ersetzen", sagte Nübel im Gespräch mit unserer Redaktion erleichtert. Die GmbH betreibt das Haus Grezenbühl, ein gepachtetes Gebäudeensemble, als Heim für chronisch psychisch kranke Menschen seit 1994. Nübel geht für das sogenannte "Bauernhaus", das vom Brand betroffen war, von einem Totalschaden aus.

Kapazitäten geschaffen

15 Bewohner hätten in dem Gebäude gelebt. Da Miksch & Partner auch Außenwohngruppen und ambulant begleitetes Wohnen bietet, hätten für die Bewohner des "Bauernhauses" Kapazitäten geschaffen werden können. "Wir können also die Menschen weiterhin in unseren Einrichtungen betreuen", so Nübel. Das bedeute zwar vorübergehend zum Teil auch Doppelzimmer, doch das werde sich schnell entzerren.

Das Haus Grezenbühl wäre von Miksch & Partner aufgrund der Heimbauverordnung ohnehin in absehbarer Zeit aufgelöst worden. Denn Mitte 2024 soll das neue sozialtherapeutische Zentrum, das in Loßburg-Sulzbach gebaut wird, eröffnet werden. Es ersetzt die bisherige Einrichtung in Ehlenbogen.