896 Erstsemesterstudierende – und damit deutlich mehr als noch genau vor einem Jahr – haben jetzt ihr duales Studium an der DHBW Villingen-Schwenningen begonnen – und das unter erschwerten Bedingungen.
Am 19. September isolierte die DHBW Villingen-Schwenningen ihre Systeme vom Internet und ist seither per E-Mail nicht erreichbar. Wie lange die Einschränkungen andauern werden, kann auch nach ersten Analyseergebnissen nicht genau beziffert werden, informiert die DHBW.
„Alle Angaben, die wir nach heutigem Stand geben würden, wären Spekulationen“, teilt ein IT-Experte der DHBW Villingen-Schwenningen mit. „Wir sind dabei, den Angriff auf unsere Systeme gründlich zu untersuchen und haben bereits damit begonnen sie für die Wiederaufnahme des Betriebs vorzubereiten. Einschränkungen für die Erstsemesterstudierenden wird es unter anderem im Bereich der Lernplattform, aber auch in der Nutzung der Online-Angebote der Bibliothek und an weiteren Stellen vorerst noch geben.“
In Sicherheit investiert
Seit 2020 investiert das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg massiv in die Informationssicherheit seiner Universitäten und Hochschulen, heißt es weiter. Es finanziert 58 Stellen mit Sachmittelausstattung für die Informationssicherheit, so dass mit einem Budget von mehr als sechs Millionen Euro pro Jahr an allen staatlichen Universitäten und Hochschulen die Funktion eines Informationssicherheitsbeauftragten etabliert und ausgestattet werden konnte.
Darüber hinaus begreifen sich die Universitäten und Hochschulen als Bestandteil der neuen Cybersicherheitsarchitektur des Landes, als deren Herzstück im vergangenen Jahr die Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg (CSBW) gegründet wurde. Deren Aufgabe besteht in der Vernetzung der bestehenden Cybersicherheitsstrukturen im Land mit verschiedenen Unterstützungs- und Untersuchungsaufgaben. Eine Kooperationsvereinbarung zwischen der CSBW und dem Hochschulbereich ist in Vorbereitung. IT-Experten der DHBW haben das CSBW über den aktuellen Fall bereits informiert.
Technische Einschränkungen
Der Studienstart 2023 ist gut gelungen, auch wenn weiterhin technische Einschränkungen vorliegen, die neben der Verwaltung auch die Lehre und das Studium betreffen“, teilt Rektor Ulrich Kotthaus mit und nimmt Bezug auf den Cyberangriff auf die DHBW.
„Gerade die Lernplattform Moodle ist für die Lehre eine wichtige Umgebung und in der hybriden beziehungsweise digital gestützten Lehre die Plattform, auf die Studierende, Dozierende und Professoren gewöhnlich zurückgreifen, um Aufgabenstellungen zu bearbeiten und einzureichen, sich auszutauschen und Lehrinhalte zur Verfügung stellen,“ so Kotthaus weiter. „Ich bin mir sicher, alle Beteiligten geben ihr Bestes, damit das Onboarding der Studierenden und die fortfolgende Lehre hier an der Studienakademie Villingen-Schwenningen auch unter erschwerten Bedingungen gelingt.“
Begrüßung geändert
Steffen Arnold, Prorektor und Dekan der Fakultät Sozialwesen, berichtet aus seiner Erstsemesterveranstaltung vom 2. Oktober: „Geplant war eine zentrale Begrüßung, die in die Kursräume via Livestream übertragen werden sollten. Aufgrund der gekappten Internetverbindung konnte die Übertragung in die Kursräume nicht durchgeführt werden – kurzerhand stellten wir das Format also um: Über den Tag hinweg besuchte ich jeden Kurs persönlich und hieß die Studierenden gemeinsam mit der Studiengangsleitung herzlich willkommen.“
Auch in der Fakultät Wirtschaft justierten die Studiengangsleitungen die Begrüßungsveranstaltungen punktuell nach: „Wir sind natürlich etwas eingeschränkt ohne Internetzugang und ohne den Zugriff auf verschiedene Services, die in der Lehre eingesetzt werden. Klar ist aber auch, dass Lehre ebenso analog erfolgreich gelingen kann“, betont Gert Heinrich, Prorektor und Dekan der Fakultät Wirtschaft.
Die Professoren und Lehrbeauftragten müssen in der aktuellen Situation nicht zwingend auf Kreide und Tafel zurückgreifen, sondern können die Technik, wie Beamer, Visualizer und Computer vor Ort weiterhin einsetzen, teilt die DHBW weiter mit. Zudem sei die Webseite als Kommunikationskanal auch für die Erstsemesterbegrüßung im Einsatz. Auf einer eigens eingerichteten Seite stehen Informationen rund um die Ansprechpersonen an der DHBW Villingen-Schwenningen, aber auch zur Stadt Villingen-Schwenningen, dem Studierendenwerk und weiteren zur Verfügung.
„Die Onboarding-Woche der Erstsemesterstudierenden ist im Grunde studiengangspezifisch individuell. Was allen Kursen angeboten wird, ist die Begrüßungsmesse im Foyer der jeweiligen Fakultät, die Begrüßungswebseite und eine Stadtführung in Kooperation mit der Tourist-Info & Ticket-Service Villingen-Schwenningen,“ teilt Annika Honacker, Sprecherin der Studienakademie mit.