Mit vielen Zuhörern: Der Platz der Dotternhausener St.-Martinus-Kirche wurde zum Vorlese-Ort. Foto: Stoll Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Vorlese-Reihe "Menschen von hier" feiert in Dotternhausen Abschluss / Besucherzahl hat sich verdoppelt

Im vergangenen Jahr hat das Format "Menschen von hier" Premiere gefeiert. Jetzt haben das katholische Dekanat Balingen und die katholische Erwachsenenbildung Zollernalb die Veranstaltungsreihe fortgesetzt – mit doppelt so vielen Besuchern.

Dotternhausen. Einen Sessel, eine Lampe und einen Beistelltisch mit Blumenvase – viel mehr brauchte es nicht, um auf dem Platz der St.-Martinus-Kirche in Dotternhausen eine gemütliche Leseecke einzurichten. Am letzten Abend der diesjährigen "Menschen von hier"-Reihe standen Lieblingsbücher auf dem Programm.

Ute Brenner, zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats Dormettingen, nahm in dem dunklen Ledersessel Platz, um aus Ken Follets "Die Säulen der Erde" vorzulesen. Als sie 1991 schwanger war, habe sie der Roman zum ersten Mal begeistert. Angetan habe es ihr besonders die in die Tiefe gehende Beschreibung Englands des zwölften Jahrhunderts, erklärte Brenner. Das Buch sei für sie ein "Plädoyer der Menschlichkeit und Liebe". Und auch der Christ von heute tauche auf: die Menschen sollten sich auch im Alltag als Christen erweisen, wofür sie nicht nur Rituale, sondern auch Erklärungen benötigten.

Tief beeindruckt sei sie außerdem von den Beschreibungen des enormen Aufwands des Kathedralenbaus im fiktiven Ort Kingsbridge. Seither begleite sie die Geschichte in jede Kirche, jede Kathedrale, erzählte Brenner, auch im Petersdom fühlte sie deshalb Ehrfürchtigkeit vor den Baumeistern. Das Buch habe ihren Blick auf Kirchengebäude verändert. "Vor allem in Rom habe ich mich ob der Prächtigkei beinahe geschämt, Katholik zu sein", sagte Brenner und ergänzte, dass dies auch auf die "vielen Menschen, die beim Bau zu Tode gekommen waren" zurückzuführen ist.

Auch Michael Holl, Pastoralreferent in Tailfingen, griff ein christliches Thema auf. Er leitet Exerzitien, weshalb ihn die Fragen "Wie geschieht Berufung?" und "Wie kommen Menschen zum Glauben?" beschäftigen. Antworten fand er in dem Buch "Fernnahe Liebe" von Niklas Kuster und Nadia Rudolf von Rohr, das vom Schweizer Nationalheiligen Nikolaus von Flüe und dessen Frau Dorothea handelt. Es sei zwar nicht sein Lieblingsbuch, jedoch derzeit seine spannendste Lektüre, erklärte Holl, weshalb er das Buch schon zwei Mal gelesen habe.

Ohne viele Worte stieg Immo Opfermann in sein Lieblingsbuch ein: "Der Untertan" von Heinrich Mann. Vielmehr konzentrierte sich der ehemalige Gymnasiallehrer, der in der Initiative Gedenkstätte Eckerwald engagiert ist, auf den Inhalt des Werks, das die wilhelminische Epoche persifliert. Binnen 30 Minuten schaffte er es, den Inhalt des Taschenbuchs in komprimierter Weise vorzutragen.

Sein Lieblingsbuch zu finden, sei für ihn nicht einfach gewesen, gab der Schömberger Stadtpfarrer Johannes Holdt zu Beginn seines Parts zu. Dann habe er aber doch eins gefunden: "Du bist der geliebte Mensch. Religiös leben in einer säkularen Welt" von Henri J. M. Nouewen. Auf seinem Nachttisch liege zwar sonst amerikanische Literatur, etwa von Philip Roth, doch nach dem niederländischen Priester und Schriftsteller sei er, seit er in den vergangenen Jahren auf ihn gestoßen sei, "etwas süchtig geworden". Nouewen gehöre für ihn zu jenen Autoren, die in jedem ihrer Werke etwas zu sagen haben.

Die einzelnen Beiträge verknüpfte und umrahmte Dekanatsmusiker Rudolph Hendel am E-Piano. Achim Wicker war für die Moderation nicht nur dieses, sondern auch der vorangegangenen Abende verantwortlich. Von ihm stammt auch die Idee für das Format.

Mit der Reihe "Menschen von hier" beabsichtigt er eine neue Kommunikation über den Glauben und über Themen, die bewegen. Und das scheint anzukommen: Im vorigen Sommer zog die dreiteilige Reihe mit Lese- und Gesprächsabenden rund 100 Besucher an, in diesem Jahr doppelt so viele.