Hier noch auf Lager – inzwischen längst eingebaut: Insgesamt 54 000 Tübbinge bilden den Albvorlandtunnel, der Teil der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm im Rahmen des Bahnprojekts Stuttgart 21 ist. Foto: Kilgus

Daniel Eppler aus Dotternhausen ist dabei. 54.000 Tübbinge in Nicole-Tunnel verbaut.

Dotternhausen/Kirchheim-Teck - "Tübbing" – ein Wort, das bei einer Quiz-Show die Ratenden Falten auf die Stirn treiben würde. Es sei denn, sie sind Ingenieur oder im Tunnelbau beschäftigt. Einer, der sich damit auskennt, ist der Holcim-Mitarbeiter Daniel Eppler.

Mit einem Tübbing ist ein vorgefertigtes Betonsegment gemeint, das die Schale eines Tunnels bildet und diesen versteift.

54 000 Tübbinge sind allein für den Albvorlandtunnel gefertigt worden – der Tunnel ist Teil der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm im Rahmen des Bahnprojekts Stuttgart 21. Mit seinen Holcim-Kollegen hat Daniel Eppler dafür gesorgt, dass der Beton zur rechten Zeit in höchster Qualität in der Fertigungsanlage parat ist.

Bei einer Baustellen-Exkursion, zu der Holcim im Rahmen des Werkforum-Kulturprogramms eingeladen hatte und bei der mehr als 30 Interessierte aus der Region dabei waren, erklärte der 33-Jährige, wie viele Schritte an Planung, Organisation und Logistik es braucht, bis alles betoniert werden kann.

Eppler ist Leiter Großprojekte bei Holcim und hat nach einer kaufmännischen Ausbildung und den berufsbegleitenden Studien zum Betriebswirt und Wirtschaftsjuristen seine Laufbahn bei Holcim kontinuierlich verfolgt. Der Albvorlandtunnel ist für ihn ein einzigartiges und beanspruchendes Projekt.

Mobile Beton-Mischanlage platziert

Die Vorbereitungen für den Bau des 8176 Meter langen Albvorlandtunnels, der zwei eingleisige Tunnelröhren mit einem Durchmesser von elf Metern sowie Verbindungsbauwerken umfasst, waren aufwändig und haben 2016 begonnen. Das Bauunternehmen Implenia realisiert für die Deutsche Bahn das 380-Millionen-Euro-Projekt Albvorlandtunnel. Er ist der größte im Untergrund geführte Abschnitt des Gesamtprojekts. Nach seiner Fertigstellung wird der Eisenbahntunnel einer der zehn längsten in Deutschland sein.

Implenia hat direkt in Tunnelnähe eine Halle für die Produktion der Tübbinge aufgebaut. In direkter Nachbarschaft dazu hat Holcim eine mobile Beton-Mischanlage platziert, um die moderne Tübbing-Fertigung laufend zu beliefern.

"Das war das einzig Richtige, damit der Frischbeton ›just-in-time‹ in der Tübbinghalle ankommt", sagt Eppler. Der Dotternhausener zählt zu den annähernd 700 Baufachleuten, die sich mit dem Projekt beschäftigen – mehr als 600 Bauarbeiter und rund 100 Ingenieure, Bahnexperten, Geologen und Kaufleute.

Jeder der beiden kreisrunden Tunnelröhren besteht aus sieben mannshohen Tübbingen. Mit ihnen wurde jede der beiden Vortriebsmaschinen bestückt, die pro Tunnelröhre auf einer Länge von circa acht Kilometern das Gestein aus dem Fels gebrochen haben und dabei die Fertigteile in die Wand eingesetzt haben. Der Tunnel trägt einen prominenten Namen: Nicole – benannt nach der Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut.

Die Baustellenbesichtigung war für die Exkursionsteilnehmer angesichts der zahlreichen Einblicke und Details beeindruckend. Wer weiß schon, dass der Zement im Baustellensilo extra gekühlt werden muss, weil er im heißen Sommer sonst schlichtweg nicht brauchbar wäre? Der Zement wurde in Silozügen vom Zementwerk Dotternhausen aus nach Kirchheim/Teck transportiert.

Die S21-Bauexperten Otto Krautwasser und Uschi Leicht, die beide mehrmals wöchentlich für die Bahn Besuchergruppen durch die S21-Baustelle führen, haben den Besuchern aus dem Zollernalbkreis völlig neue Perspektiven auf das Jahrhundertprojekt eröffnet.