Um die Verbindung von reformatorischen Gedanken und Kirchenmusik geht es beim Festgottesdienst mit der Kantorei. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformationstag: Ökumenischer Festgottesdienst dreier Kirchengemeinden / Musik von Bach

Die evangelische, katholische und evangelisch-methodistische Kirchengemeinden hatten am Reformationstag zu einem ökumenischen Festgottes-dienst unter Mitwirkung der Dornhaner Kantorei in die Stadtkirche eingeladen.

Dornhan. Wie kann man Luthers reformatorische Gedanken im Blick auf ihre Bedeutung für die Kirchenmusik am besten würdigen? Für Kirchenmusikdirektor Reinhard Bauer und die Kantorei war klar: mit der Reformationskantate "Gott der Herr ist Sonn und Schild" von Johann Sebastian Bach, hat dieser doch die protestantische Kirchenmusik signifikant geprägt. Seine Musik gilt als musikalische Predigt und klingende Feier. Der Eisenacher fühlte sich dem reformatorischen Wirken Luthers, der um die Macht der Töne wusste, zeitlebens tief verbunden.

Nach dem Glockengeläut erklangen in barocker Festlichkeit Hörner, Oboen, Streicher und Pauken. Der Chor kam hinzu und entfaltete weiträumig und doch leicht die prächtigen Eingangssätze "Gott der Herr ist Sonn und Schild" aus dem zwölften Vers des Psalms 84 und machte daraus ein musikalisches Kleinod, das berührte.

Makellos bewältigten die Sänger die komplizierten engen Einsatzfolgen der unterschiedlichen Stimmen, die in sich eine Einheit bildeten. "Seit mehr als 50 Jahren befinden sich Lutheraner, Katholiken und auch Evangelisch-methodistische Christen auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft. Was uns verbindet, ist viel größer als das was uns trennt", unterstrich Pfarrer Hansjörg Landenberger.

Bravourös bewältigte Petra Dieterle die folgende Alt-Arie mit Ritornellen "Gott ist unser Sonn und Schild", die sie mit ihrer klaren Sopranstimme feinfühlig intonierte.

Dabei brachte die ausladende Figuration der Oboe ihr Timbre zum Leuchten. Beim Choral "Nun danket alle Gott" wurden die vier Stimmen des Chors von Flügelhörnern, Oboen, Streichern und Pauken begleitet, wobei die Hörner nochmals Motive aus dem Eingangschor aufnahmen.

Ein Schauer zeigt, dass Gott spürbar nahe ist

In seiner Predigt ging Pastor Jürgen Blum auf die Rechtfertigungsbotschaft als zentrales theologisches Anliegen der Reformation ein. Sie rufe den einzelnen Menschen auf, sich im Glauben ganz für Gottes rettendes Handeln in Christus zu öffnen.

Spontan gestand Pfarrer Georg Lokay, dass er noch nie von einer Kanzel aus gepredigt hätte. Seine Botschaft lautete: "Wenn ein Mensch ergriffen ist – sei es von einer Begegnung oder einer Musik – ist es immer ein Zeichen, dass Gott spürbar nahe ist. Ein Schauer durchströmt uns". Die Rechtfertigungsbotschaft sei die der Liebe Jesus, nicht die des strengen Richters.

Anschließend fragte Pfarrer Landenberger die Besucher: "Wie werden wir Menschen vor Gott recht?". Er beantwortete diese Frage mit einer Antwort, die Martin Luther gefunden hatte: "Allein um Jesu Christi willen können wir Menschen Gott recht sein." Klar unterstrich Bariton Tobias Haas diese Worte als Hinweis auf das zentrale Anliegen der Reformation mit dem schlichten Secco-Rezitativ "Gottlob, wir wissen den rechten Weg zur Seligkeit".

Im folgenden Duett "Gott, ach Gott, verlass die Deinen nimmermehr" gestalteten Dieterle und Haas die Bitte um Bewahrung und um das rechte Wort mit viel Herz, von Violinen untermalt. "Erhalt uns in der Wahrheit" – mit diesem schlichten vierstimmigen Choral endete die Kantate. Die übervolle Marienkirche war Spiegel der positiven Resonanz.