Pro Biene, aber kontra Volksbegehren: So positionieren sich die LandFrauen Zollernalb. Foto: Breisinger

Mitglieder lehnen Initiative "Rettet die Bienen" klar ab: Pro Biene, aber kontra Volksbegehren.

Dormettingen - Das Frauen-Netzwerk LandFrauen Zollernalb ist der Überzeugung, dass Tradition und Innovation zusammengehören. Doch fällt die Ablehnung des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" einhellig aus.

Bezüglich des Volksbegehrens, bei dem für einen Erfolg – bei einer Ablehnung des Gesetzesentwurfs durch den Landtag – innerhalb der nächsten Monate jeder zehnte Wahlberechtigte in Baden-Württemberg (rund 770.000 Menschen) unterschreiben müsste, positionieren sich die Landfrauen zwar pro Biene, aber kontra Volksbegehren.

"Vor allem im Zollernalbkreis, aber eigentlich in ganz Baden-Württemberg wird unserer Meinung nach genug für den Artenschutz getan. Der Zollernalbkreis steht für mich als Sinnbild für Biodiversität in Perfektion. Er ist eine bunte, vielfältige Kulturlandschaft mit verschiedensten Bäumen und Pflanzen und von Steil- bis zu Hanglagen ist alles vorhanden", meint Landwirtin Heike Schäfer.

In der Tat ist nach ihren Angaben die Diversität der 34 000 Hektar landwirtschaftliche Nutzungsfläche im Zollernalbkreis groß. 64 Prozent sind Grünland, auf 23 Prozent wird Getreide angebaut, auf 4,4 Prozent Mais, auf 2,6 Prozent Ölsaaten, auf rund 440 Hektar werden Blühmischungen auf Bracheflächen angesät, auf 3500 Hektar sind FFH-Mähwiesen und Biotope ausgewiesen.

Vor allem mit dem Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Landschaftsschutzgebieten, das unter anderem das Aus für einen erheblichen Teil des Obstbaus am Bodensee und des Weinbaus am Kaiserstuhl bedeuten würde, und der Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes bis 2025, durch die in Jahren mit höherem Schädlings- oder stärkerem Pilzdruck die Ernten nicht mehr ausreichend geschützt werden können, sowie die Pflicht, dass 50 Prozent Ökolandbau bis 2035 und 100 Prozent Ökolandbau auf Landesflächen ausgeführt werden müssen, missfällt nicht nur dem Bauernverband, sondern auch den Landfrauen.

Große Auswirkungen würde das Verbot von Pflanzenschutzmitteln für den Dormettinger Lindenhof bedeuten, der neben Direktvermarktung mit einem Selbstbedienungshofladen auch Schweinemast und Ackerbau betreibt. "Das Volksbegehren trifft uns mit 35 Hektar im Balinger Tal, von denen fünf Hektar FFH-Gebiet und 30 Hektar Vogelschutzgebiet sind. Die Zwangsökologisierung würde bedeuten, dass auf diesen Flächen keine Pilzkrankheiten mehr bekämpft werden können, was dazu führen würde, dass dort keine Lebensmittelproduktion wie Weizen und Dinkel und zudem auch kein Spargelanbau stattfinden kann. In den Vogelschutzgebieten soll unter anderem die Feldwachtel geschützt werden. Aufgrund des Verbots von Pflanzenschutzmitteln in Vogelschutzgebieten muss zur Beikrautregulierung gestriegelt oder gehackt werden, was zur Folge hätte, dass die Nester der bodenbrütenden Feldwachteln zerstört werden würden, so dass die Wachtelpopulation stark zurückgehen würde", erklärt Karin Steimle vom Lindenhof Dormettingen.

"Alle Maßnahmen, die im Volksbegehren gefordert werden, führen zu einer Verteuerung der Produktion, wir sehen unsere Existenz durch das Volksbegehren in Gefahr", prangert Sibylle Karsch vom Lindenhof Grosselfingen an. Überbordende Bürokratie und die fehlende Bereitschaft des Verbrauchers für qualitativ hochwertige Lebensmittel etwas tiefer in die Tasche zu greifen, sowie das mitunter schlechte Image der Landwirte werden von den Landfrauen ebenfalls kritisiert. "Wir sind nicht die Alleinverantwortlichen für das Artensterben", findet Karsch klare Worte.