So oder so ähnlich sieht es derzeit an vielen Ladengeschäften in der Donaustadt aus. Foto: Simon

Neues Leben für leere Schaufenster: Martina Wiemer will kreative Idee umsetzen.

Donaueschingen - Der Schock war groß: Mit Zweisam-Mode gibt es ein weiteres Geschäft, das schließen muss. Und noch ein Schaufenster, dem das Schicksal drohen könnte, das so viele Immobilien in der Stadt haben.

Leere Fenster, die den Blick auf die ausgeräumten Geschäftsräume ermöglichen. Oder, Schilder von Immobilienmaklern, die darauf verweisen, dass die Flächen zur Vermietung stehen.

Ein Anblick, der nicht nur vielen Donaueschinger Kunden beim Schoppen die Lust auf einen ausgiebigen Einkaufsbummel verleidet. Ein Anblick, der den Einzelhändlern in Donaueschingen Sorgen bereitet, weil sie fürchten, dass immer mehr Kunden ausbleiben. Ein Anblick, dem die SPD-Stadträtin Martina Wiemer den Kampf ansagen will. Die Idee dazu fand sie im fernen Berlin. "Dort gibt es immer noch viele Baulücken, die zum Teil auch schon sehr lange so sind, weil die Eigentumsverhältnisse unklar sind", weiß Wiemer. Eine der Baulücken sei so verkleidet gewesen, dass aus der Ferne der Eindruck entstand, dass dort ein Haus mit Geschäften steht.

Etwas Ähnliches schwebt ihr auch für Donaueschingen vor: Die Schaufenster der leer stehenden Geschäfte wieder mit Leben füllen. Am besten sei natürlich, wenn sich ein neuer Mieter finde.

"Ich denke an Plakatwände, die das Schaufenster ausfüllen", sagt Wiemer. So könnten dort dann beispielsweise Bilder von Bürgern zu sehen sein, die mit Einkaufstaschen unterwegs sind. Zusammen mit Sprüchen wie "Ich kaufe in Donaueschingen ein, weil ich die Stadt lebendig halten will" oder Ähnlichem. Denn Wiemer will auch die Bürger in die Pflicht nehmen: "Wir haben hier so viel Kaufkraft, aber schaffen es nicht, sie an die Stadt zu binden", erklärt die SPD-Stadträtin. Natürlich sei es auch eine Sache des Angebots: Einzelhändler könnten nicht mit den großen Ketten mithalten und jeden Trend mitmachen. Ein besondere Aktion würde die Kunden locken.

Eine andere Idee für die Schaufenster: Man könnte die Geschäftszweige abbilden, die in der Stadt fehlen und so mögliche Interessenten ansprechen. Beispielsweise für ein Schuhgeschäft.

Und was Martina Wiemer anpackt, das macht sie mit Herzblut. "Die Stadt hat so viel Potenzial. Wir müssen nur die Handbremse lösen." Sie hat bereits mit dem Wirtschaftsförderer Theo Kneer gesprochen und ihm ihre Idee unterbreitet, ebenso mit Besitzern von Immobilien, deren Geschäftsräume leer stehen. Erste Interessenten gibt es bereits. Nun geht es um die Finanzierung. 300 bis 500 Euro wird ein "Bebildern" kosten.

Besorgte Stimmen

Elisabeth Bulitta hat für die Nachricht, dass Zweisam-Mode schließt, nur ein Wort übrig: "Schade".

Frédéric Stephan Krissler: "Vielleicht sollte sich die Stadt mal etwas überlegen". So langsam würden in Donaueschingen immer mehr Geschäfte schließen. "Gerade das Haus der Mode ist ja schon fast eine Institution. Auf der einen Seite zwölf Dönerbuden und auf der anderen eine schwächelnde Einzelhandellandschaft." Da könnte man die Stadt bei Weitem nicht mehr als attraktiv bezeichnen.

Zeljko Divjak: "Ich bedauere die Schließung. Ich hoffe, dass das Modehaus in Schonach erhalten bleibt. Meine Frau und ich schätzen jeden Besuch bei den Kaltenbachs".

Thomas Kopp: "Hoch lebe die Innenstadtpolitik. Das wird noch besser". Und wenn jetzt noch das Verkehrskonzept umgesetzt ist, werde auch das Ende der Innenstadt kommen.

Torsten Kirschling: "Super Stadt. Außer Kneipen und Eisdielen gibt's ja bald nix mehr."

Susan M. Hoehl-Osaikhuwomwan: "So langsam gehen uns in der Innenstadt die Geschäfte flöten". Sie findet, dass es in Donaueschingen "zu wenig Läden" gibt. "Die Stadt sollte sich echt langsam zu dieser Entwicklung Gedanken machen. Erst die Salzgrotte, dann die Metzgerei, der Backshop in der Karlstraße hat ja auch nicht lang überlebt, dann der Schuhladen, wo jetzt Young Fashion ist, dann der Klamotten-Laden am Eck", zählt sie auf.

Erdogan Antaly: "Die Karlstraße ist keine Einkaufs- und Flaniermeile, sondern eine Automeile. Die Stadtverwaltung versagt und die Stadtpolitik ebenso. Donau steigt ab".

Frank van Hahn: "Es kann ja ein Optiker rein", regt er scherzeshalber an.

Brigitte Happle-Limberger: "Die vertreiben alle aus der Stadt". Man gewöhne sich daran, auswärts einzukaufen. "Die Stadt stirbt aus."