Die Schullandschaft in Baden-Württemberg ist im Umbruch. Die Auswirkungen der Reform sind auch in Donaueschingen zu spüren. Gestern tagte der Hauptausschuss in einer Sondersitzung zur regionalen Schulentwicklung. Foto: Büttner/Archiv/Montage: Ulm

Ein Gebäude, in dem alles unterrichtet werden kann, gefällt dem Hauptausschuss. Rege Diskussion über Schullandschaft.

Donaueschingen - Je länger die Diskussion am Dienstagabend ging, desto deutlicher kristallisierte sich eines heraus: Die Idee von einem Gebäude, in dem alles unterrichtet werden kann, gefällt den Mitgliedern des Hauptausschusses, Rektoren und Elternvertretern.

Die Stadt hatte im Rahmen einer Sitzung des Hauptausschusses zur Diskussionsrunde eingeladen, und viele waren gekommen. Darunter die Rektoren der städtischen Schulen genauso wie die Rektoren der Schulen, die vom Landkreis getragen werden und in Donaueschingen sind, außerdem noch einige Elternvertreter.

Klar wurde, bei Stadt und Ausschuss herrscht eine gewisse Verunsicherung, wie es mit den Schulen und vor allem dem Schulsystem weitergehen wird. In diesem Jahr werden 70.000 Euro für eine Analyse der Realschule – vor allem für die Bausubstanz – ausgegeben.

Die Schülerzahlen insgesamt sinken, und welche Möglichkeiten die Konversion bieten wird, weiß auch noch keiner. Einig ist man sich im Gremium darüber, dass baulich etwas bei der Realschule getan werden muss. Es geht um einen Millionenbetrag an Steuergeldern, über die der Gemeinderat irgendwann zu entscheiden hat.

Zunächst gab der Leiter des Staatlichen Schulamts Donaueschingen, Günter Herz, eine Erläuterung zum jetzigen Stand der Dinge. Vorgabe ist, dass alle Schulabschlüsse in einer zumutbaren Entfernung für Schüler gemacht werden können. Das ist in Donaueschingen der Fall. Er bezog klar Stellung zu den Grundschulen in den Teilorten, die Devise hier: "Kurze Beine, kurze Wege", äußerte er sich. Er blickte zuversichtlich in die Zukunft der Donaueschinger Schulen. "Donaueschingen hat derzeit eine stabile Schülerstruktur in allen weiterführenden Schulen", so Herz. Hier zeigte sich auch gleich die unterschiedliche Definition dieses Wortes. Denn stabil bedeutet für das Schulamt die Tatsache, dass in allen Schularten eine Klasse zustande kommt. Er rechnet mit weiteren Schülern aus Nachbarstädten – hier war Claudia Weishaar ganz anderer Auffassung. Denn aufgrund der regionalen Schulstruktur wüsste sie nicht, woher diese Schüler kommen sollen.

Von der neuen Gemeinschaftsschule in Hüfingen sei keine Sogwirkung erkennbar, lediglich sechs Schüler aus Donaueschingen und den Teilorten würden diese besuchen, erläuterte Herz weiter. Es gibt jedoch keine Zahlen, wie viel Schüler in Hüfingen bleiben, statt nach Donaueschingen zu wechseln.

Es tut sich in der gesamten Schullandschaft etwas. So erläuterte Thomas Sauter, Rektor der Heinrich-Feurstein-Schule, dass die Sonderschulen zu "Bildungszentren im sonderpädagogischen Bereich werden" Derzeit sind es 80 Schüler bei ihm, über zehn weitere besuchen die Lucian-Reich-Schule als Integrationsschule.

Gerhard Lauffer, Rektor der Realschule, verwies auf die vielen Angebote wie i-Pad-, Trekking- und bilinguale Klasse sowie auf die Tradition der Schule als verlässlicher Partner. Man sehe keinen Anlass für Veränderungen. Wolfram Möllen, Rektor der Eichendorffschule, legte dar, welche Überlegungen man mache, um die Schule voranzubringen und verwies auf die erfolgreiche Kooperation mit anderen, vor allem den benachbarten Berufsschulen.

Mario Mosbacher, Rektor des Fürstenberg-Gymnasiums, rechnet bis 2018 mit 100 Schülern weniger als heute, sollte man beim G 8 bleiben. Im neuen Schuljahr werden es nach jetzigem Stand 965 sein. Eine Umfrage unter Ehemaligen ergab, dass nur 50 Prozent gleich in eine Berufsausbildung oder Studium starten. Und obwohl das Gymnasium als solches nicht von der Schulreform betroffen sei, wirke sie sich trotzdem aus.

Reinhard Müller von der CDU plädierte dafür den Status Quo beizubehalten und sowohl die Realschule als auch die Werkrealschule weiter zu unterstützen. "Auf keinen Fall sollte man mit den Schülern experimentieren."

Es geht langfristig um einen Millionenbetrag

In der Diskussion verdeutlichte Bürgermeister Bernhard Kaiser, dass die Stadt sich in der guten Lage befände, nicht unter Zugzwang zu stehen, was eine Entscheidung angehe. Man könne abwarten, ob die Gemeinschaftsschule den gewünschten Erfolg bringe, man müsse jedoch eine geänderte "Schulform auch im Gebäude abbilden".

Hier bekam die Diskussion nochmals eine neue Richtung. Vor allem auch als Markus Kuttruff sein persönliches Fazit und das für die FDP/FW-Fraktion zog. Es sei eine Frage der Infrastruktur und nicht der Schulart. Man müsse ein Bildungszentrum anstreben, den Regionalvergleich im Auge behalten und "zeitnah die Infrastruktur von Morgen schaffen".

Dem schlossen sich auch Claudia Weishaar und Michael Blaurock an. Beide sahen in einem Bildungszentrum, in dem alle Schularten unterrichtet werden können, eine große Chance.

Im Elternbeirat wurden die Möglichkeiten in der Schullandschaft ebenfalls schon diskutiert. Cordula Ritter ging noch einen Schritt weiter in der Vision eines großen Bildungszentrums: Im Elternbeirat sieht man bei einem Bildungszentrum die Chance, dass die Kinder bessere Möglichkeiten haben, zwischen den Schularten zu wechseln, je nach Leistung.

Im Gesamtresümee, das Oberbürgermeister Erik Pauly für den Abend zog, war man sich weitgehend einig. "Es war gut. dass das Treffen stattgefunden hat und alle an einem Tisch saßen."