Zwölf Jahre begleitete Musikschullehrer Jens Willi Brian Maier auf dem Weg zum professionellen Schlagzeuger. Nun studiert der 18-Jährige das Instrument in Mannheim. Foto: Moritz Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Donaueschinger studiert Schlagzeug in Mannheim / Zwölf Jahre bei Jens Willi in der "Lehre"

Zwölf Jahre sind eine lange Zeit, erst recht für einen 18-Jährigen.

Donaueschingen. Allzu oft kommen Musikschullehrer heutzutage nicht mehr in den Genuss, einen Schüler so lange begleiten zu dürfen, wie Jens Willi, Schlagzeuglehrer an der Musikschule Donaueschingen, weiß: "Schüler, die bis zum Abitur Unterricht in ihrem Instrument nehmen, sind heute nicht mehr die Norm, sondern die Ausnahme. Viele springen ab, sobald sie in die weiterführende Schule kommen."

Umso größer ist die Freude über Schüler Brian Maier, dem er seit 2006 das Schlagzeugspielen beibringen durfte. Willi begleitete ihn von den absoluten Anfängen bis zu seiner Aufnahmeprüfung an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mannheim vor wenigen Wochen, die der junge Mann auf Anhieb bestand. Dort studiert er nun jenes Instrument, in das Lehrer Willi ihn vor zwölf Jahren einführte.

Angefangen habe seine Begeisterung fürs Schlagwerk sogar noch früher, erinnert sich Maier: "Schon mit drei oder vier habe ich auf allem rumgetrommelt, was mir in die Hände kam." Damals habe er bei seinen Eltern darauf gedrängt, Schlagzeugunterricht nehmen zu dürfen. "Unsere Familie ist recht musikalisch, und so war bei uns Kindern von Anfang an klar, dass wir ein Instrument lernen würden. Allerdings schwebte meinen Eltern eher Blockflöte vor", erzählt er mit leicht gequältem Gesichtsausdruck. Dem Blasinstrument kann er offensichtlich noch heute nichts abgewinnen. Auch die Musikschule habe ihn zu diesem Zeitpunkt nicht annehmen wollen. An die Begründung erinnert sich der 18-Jährige noch heute: "Sie sagten: Der kommt doch gar nicht an die Pedale dran." Mit seinen Eltern habe er dann die Vereinbarung getroffen, mit sechs Jahren Schlagzeugunterricht nehmen zu dürfen, falls er es noch immer wolle. "Oftmals können sich die Erwachsenen unter dem Instrument nicht viel vorstellen", versucht Willi die anfängliche Skepsis der Eltern zu erklären. "Die meisten denken nur ans Drumset, aber es gehört viel mehr dazu, wie Marimbaphon, Xylphon und Pauke."

Nachdem der Musikschullehrer den Sechsjährigen unter seine Fittiche genommen hatte, erkannte er bald das Potenzial des Jungen. "Als ich zehn war, hat er mich dazu gedrängt, Klavierunterricht zu nehmen", meint Maier. Für ein Musikstudium ist das Klavier unerlässlich. Willi hatte es erst als Student gelernt und stets mit dem Instrument gekämpft, genau wie viele seiner Kommilitonen. Das wollte er ihm ersparen, wie Maier vermutet: "Jens wusste wohl schon früher als ich, dass ich es eines Tages brauchen würde." Dabei wurde dem Lehrer genau wie seinem Schüler erst vor gut einem Jahr klar, dass Maiers Hobby wohl auch sein Beruf werden würde. "Heutzutage muss man sich gut überlegen, ob man seinem Schüler noch zu einem Musikstudium rät. Die Aussichten sind einfach viel zu schlecht", gesteht Willi. Schon zu seiner Zeit seien auf einen Platz im Orchester zwischen 200 und 300 Bewerber gekommen, nicht einmal 20 zum Probespiel eingeladen worden. Entspannt habe sich die Situation in der Zwischenzeit eher nicht, wie er annimmt. "Wenn man erst einmal in einem Orchester ist und das Probejahr überstanden hat, ist man quasi unkündbar und verdient ganz ordentlich. Aber dorthin zu kommen, ist wahnsinnig schwer."

Gute Voraussetzungen hat Maier allemal. Bei "Jugend musiziert" wurde er zwischen 2012 und 2016 jedes Mal Bundespreisträger, mindestens dreimal sogar erster. Während seiner Schulzeit nahm er an vielen Orchesterprojekten in der Region teil. Seine erste Bewerbung an einer Hochschule führte ihn sogleich zum Erfolg. Für die Aufnahmeprüfung hatte er zuvor ein dreiviertel Jahr lang mehrere Stunden täglich geübt. Die Musikschule Donaueschingen stellte ihm dafür nicht nur Raum und Instrumente bereit, auch kostenlosen Theorieunterricht hätte er bekommen können. Parallel zu seinem Studium, das nun seit gut zwei Monaten läuft, spielt er bereits im Hochschulorchester. Wie es ihm gefällt? "Sehr gut. Wenn man etwas hat, was Spaß macht, ist es einfach schön, diese Sache auch zum Beruf zu machen."

Jens Willi wurde 1975 in Oberndorf am Neckar geboren. Nach einer Lehre zum Elektroniker studierte er ab 1997 bis 2004 Schlagzeug in Darmstadt. Parallel zum Studium spielte er in mehreren Orchestern, darunter im SWR Rundfunkorchester in Kaiserslautern. Seit 2005 ergänzt er das Lehrerkollegium an der Musikschule Donaueschingen und unterrichtet zugleich an der Musikschule St. Georgen sowie ihren Außenstellen in Triberg und Furtwangen.