Kiro belegt in der Küche konzentriert Salatteller mit Tomaten- und Gurkenscheiben. Draußen im Kursaal, heute Gastraum des "Pflug Dennach", nehmen Luis und Maximilian auf Bestellbrettern die Wünsche der Gäste auf. Foto: Schwarzwälder Bote

Bewirtungsabend: "Stammtisch" des Teilhabeprojektes "Pflug Dennach" im Dobler Kurhaus

Dobel/Neuenbürg-Dennach - Delil, Andre und Besa räumen aufmerksam erste leere Teller ab. Jannick, Julia und Patrick warten in der Spülküche auf weiter hereinkommendes Schmutzgeschirr.

Seit einem Jahr haben die Bewirtungsabende des Teilhabeprojektes "Gasthaus Pflug", Außenstelle der Gustav-Heinemann-Schule Pforzheim mit Sitz in Dennach, im Dobler Kurhaus eine neue Heimat gefunden.

Nachdem festgestanden hatte, dass das Gebäude in Dennach, wo der tägliche Unterricht stattfindet, für solch größere Veranstaltungen baulich nicht mehr geeignet ist, machten sich Projektleiter sowie Lehrer Gerd Bossert und sein Team auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Zwar nicht mehr am namensgebenden Stammtisch im ehemaligen Gasthaus, aber wenige Kilometer entfernt im Dobler Kurhaus wurden sie fündig. Zudem noch in einem barrierefreien Gebäude. "Der Kontakt entstand über die Eltern eines Schülers und lief absolut unkompliziert und freundlich", lobt Bossert den Dobler Bürgermeister Christoph Schaack und seine Mitarbeiter.

Mittlerweile hat sich der "Stammtisch", wie die Bewirtung durch die Schüler mit Handicap und ihr Lehrerteam nach wie vor genannt wird, in Dobel etabliert.

Mehr als 150 Essen

Neue Gäste sind dazugekommen, Stammgäste aus Dennach geblieben – so wie Heinemann-Schulleiter Roger Schreiber, der sagt: "Bei den monatlichen Bewirtungsabenden lernen unsere Schüler für sich und für das Leben." Bossert ergänzt: "Da wird Praxisbezug hergestellt zu den Schulfächern, zu Schreiben oder Rechnen. Sie lernen, in Stresssituationen ruhig zu arbeiten. Neue werden von erfahrenen Schülern angeleitet."

Dass es läuft wie am Schnürchen an diesem Mittwoch, und das bei mehr als 150 Essen in zwei Schichten am Abend, das ist auch der guten organisatorischen Vorarbeit zu verdanken.

Am Tag davor findet traditionell der Großmarkteinkauf gemeinsam mit den Schülern statt. "Wir haben mittlerweile einen Fundus bewährter Gerichte", berichtet Bossert, "und beim Einkauf wird anhand des Angebotes dann die Entscheidung vollends getroffen, was wir am Folgetag anbieten". Der Mittwoch steht jeweils ganz in Zeichen der "Stammtisch"-Vorbereitungen. Ein Teil der Lehrer und Schüler richtet und dekoriert in Dobel den Saal, ein anderer trifft die Essensvorbereitungen in Dennach.

Lange Jeansschürzen

Wenn es dann losgeht – wie auch an diesem Mittwoch –, stehen nicht nur Tassen und Gläser für Kaffee, Latte und Espresso schon in Reih und Glied auf der Anrichte bereit, auch die Servicekräfte in ihren neuen langen Jeansschürzen sind hoch motiviert.

Diesmal gibt es neben der Gemüsekraftbrühe mit Kräuterflädle und dem Putengyrosteller auch Bandnudeln mit Lachswürfeln. Und natürlich den Wurstsalat, der "unbedingt für die Stammgäste auf der Speisekarte sein muss".

Ehrenamtliche Helfer unterstützen auch an diesem Abend das Lehrerteam, so wie Manuela und Daniel Schön aus Karlsbad, für die die Bewirtungsabende "unser ehrenamtliches Engagement" sind. Oder Raphael Kastner aus Dobel, der vor wenigen Jahren sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Dennacher Pflug geleistet hat und den alten Kollegen gerne hilft.

Mittlerweile gibt es echte Dobler Stammgäste wie die Ehepaare Müller und Barth. Auch Klaus Maulbetsch, Elke Maisenbacher und Herbert Vischer sind mit einer ganzen Gruppe da. Zu ihnen gehört Peter zur Nedden: "Die jungen Leute sind immer so nett und engagiert. Das Essen ist nicht überteuert, und wir haben das hier direkt vor der Haustüre."

Dennacher Stammgäste aus den zurückliegenden fünfzehn Jahren finden ebenfalls den Weg in den Dobler Kursaal. Wie das Ehepaar Gall, das mit der Calmbacher Familie Neuweiler gekommen ist. Die wiederum kennen den "Stammtisch" von einer Nachbarin, die an der Schule gearbeitet hat. Sie freuen sich gleich noch, vom Handwerks-Flohmarkt der Pflug-Schüler etwas mitnehmen zu können. Eine ehemalige Lehrerkollegin ("Ich habe ein Abo, komme regelmäßig") ist samt Kindern extra aus Kämpfelbach gekommen – und ein Betreuer mit einem ehemaligen Heinemann-Schüler aus Pforzheim.

Die Leute finden ins Gespräch, begrüßen das Küchen- und Serviceteam. Das geht allerdings nur in der "Aufwärmphase", der ersten Schicht. Ab 19 Uhr sind dann alleine 110 Essen gebucht, "Da geht es rund! Alle kommen so ziemlich gleichzeitig."

Freude macht es trotzdem. Einschließlich der Reflexionsrunde im "Pflug" am Folgetag, bei der über Leistungen und Erfolge gesprochen wird, aber auch über Verbesserungsbedarf. Die Schülerfirma kann sich über den einen oder anderen finanziellen Erfolg freuen: Was erwirtschaftet wird bei den "Stammtischen", kommt den Schülern für die "Stammtisch"-Ausstattung, aber auch für die Freizeit, beispielsweise für Ausflüge, zu Gute.

Der nächste "Stammtisch" im Dobler Kurhaus findet am Mittwoch, 27. März, ab 17 Uhr statt. Reservierungen sind wie immer erwünscht.