Als Präsent zum 40-jährigen Dienstjubiläum erhält Bürgermeister Jens Häußler (links) aus den Händen von Landrat-Stellvertreter Frank Wiehe eine gerahmte Grafik aus der neuesten Grafik-Edition des Landkreises. Foto: Tröger

Die jüngste Gemeinderatssitzung hatte einen besonderen Höhepunkt gleich zu Beginn. Bürgermeister Jens Häußler begeht dieser Tage sein 40-jähriges Jubiläum im Öffentlichen Dienst.

Gechingen - Zu diesem Anlass war als Stellvertreter des Landrats der erste Landesbeamte im Landkreis Calw, Frank Wiehe, nach Gechingen in den Ratssaal gekommen. "Ich konnte es eigentlich gar nicht glauben, 40 Jahre sind schon sehr ungewöhnlich und bei diesem Dienstjubiläum stellt man sich eigentlich einen alten Mann vor", gestand Wiehe in seiner Laudatio, "aber beim Herrn Häußler ist das nicht so, Ihnen sieht man diese lange Dienstzeit gar nicht an". Er halte eine gewisse Kontinuität schon für wichtig, sagte Wiehe, dass man Geradlinigkeit und Treue für eine Sache hat. Deshalb sei es auch wichtig, dass man so ein Jubiläum würdigt und begeht.

Studium in Ludwigsburg

"Die längste Zeit dieser 40 Jahre hat Herr Häußler mit Ihnen verbracht", wandte sich Wiehe an die Gemeinderäte und Zuhörer, bevor er Stationen der Laufbahn des Bürgermeisters aufführte. 1972 in Pforzheim geboren, begann er im September 1982 seine Ausbildung in den Verwaltungen in Mühlacker und Pforzheim. Dem schloss sich ein Studium des gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdiensts an der Fachhochschule in Ludwigsburg an von September 1984 bis November 1986.

"Mutige Entscheidung"

"Danach sind Sie ins Landratsamt Calw gekommen, lange vor meiner Zeit", so der Laudator. Zunächst im Bereich Naturschutz, "das war damals noch nicht so ein scharfes Schwert wie heute". Das Veterinärwesen war anschließend Häußlers Arbeitsgebiet, bevor er ins Kommunalamt wechselte, "eine Vorbereitung für jetzt, für Ihre Bürgermeisterlaufbahn". Nach acht Jahren Dienst im Landratsamt "trafen Sie eine mutige Entscheidung und kandidierten für das Bürgermeisteramt hier in Gechingen", führte Wiehe weiter aus. Im zweiten Wahlgang gewann Häußler im Oktober 1994 gegen seinen Vorgänger Rainer Dannemann mit 56,7 Prozent seine erste Bürgermeisterwahl und wurde seither dreimal wiedergewählt, 2002 mit fast 90 Prozent der Stimmen, 2010 mit 93 Prozent ohne Gegenkandidaten und 2018 im ersten Wahlgang mit 61 Prozent. "Vier Amtszeiten sind absolut ungewöhnlich, Sie sind ein absolutes Urgestein in der Bürgermeister-Riege des Landkreises", würdigte Wiehe den Schultes. Der habe auch andere interkommunale Ämter, beispielsweise als stellvertretender Vorsitzender, in seiner langen Dienstzeit begleitet: im Verwaltungsverband und im Nachbarschaftsschulverband Althengstett, im Krankenpflegeverein des Althengstetter Verwaltungsbereichs und in der Volkshochschule Calw. Von 1999 bis 2014 gehörte er dem Kreistag an.

Eine Seltenheit: Gechingen wird 2021 schuldenfrei

"Die Gemeinde Gechingen wurde unter Ihnen 2021 schuldenfrei, außerhalb Baden-Württembergs gibt es das nicht mehr oft", wusste Wiehe. Pflegeheim, Kita-Neubau, Breitbandausbau und auch Hochwasserschutz, Radwegebau und Klimawandelanpassung nannte Wiehe als große Infrastrukturprojekte, die in Häußlers Amtszeit fallen. "Aktuell ist die Krisenbewältigung, erst Corona, jetzt Energie und Ukraine-Flüchtlinge, eine extreme Bewährungsprobe für die Bevölkerung, die Bürgermeister, die Gemeinderäte und die Verwaltungen", schaute der Laudator auch voraus und dankte "für das gute Miteinander in den vergangenen Jahren, auch wenn die Nerven manchmal blank lagen".

In Häußlers 40 Jahren im Öffentlichen Dienst seien die 28 Jahre als Bürgermeister wohl die prägendsten gewesen, "Sie mussten standhaft bleiben und das Gemeinwohl verteidigen, denn das Verständnis fürs Bürgermeisteramt ist nicht unbedingt gewachsen". Er danke persönlich und im Namen des Landrats, sagte Wiehe und überreichte dem Jubilar eine vom Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann unterzeichnete Urkunde und eine gerahmte Grafik.

"Allein schafft man das nicht"

Häußler bedankte sich herzlich für Worte, Anerkennung, Lob und Würdigung. "Ich darf den Dank streuen, denn alleine schafft man das nicht." Gute Zusammenarbeit sei wichtig und dass man zusammenhält. Auch wenn man sich mal rauft, muss man immer wieder zusammen gute Ergebnisse erzielen, blickte Häußler auf die 40 Jahre zurück. Er engagiere sich gern und freue sich auf die weiteren anstehenden Aufgaben. Er wünsche sich, "dass wir das zusammen gut meistern", sowohl mit dem Gemeinderat als auch mit den zuständigen Stellen im Landratsamt. Er dankte dem Gremium, den Mitarbeitern in der Verwaltung und im Landratsamt, den Bürgermeisterkollegen wie auch der Bevölkerung. "Gechingen ist eine lebendige und aufgeweckte Gemeinde mit vielen Menschen, die bereit sind, sich einzusetzen. Nicht nur bei besonderen Ereignissen, sondern auch im Alltag, in der Nachbarschaftshilfe."