Vor der Sitzung des Verkehrsausschuss der Region Stuttgart: Peter Rosenberger (OB Horb und Vize-Vorstand IG Gäubahn) im Gespräch mit Verbandsdirektor Thomas S. Bopp (beide CDU). Foto: Juergen Lueck

Um 16.32 Uhr stimmt der Verkehrsausschuss der Region Stuttgart für konkrete Verhandlungen zur S-Bahn Verlängerung bis Horb. Mit Knallhart-Bedingungen. Warum OB Peter Rosenberger (CDU) aus Horb trotzdem zufrieden ist.

Der 24. Januar. 16.32 Uhr. Wieder ein Tag und Termin für die Geschichtsbücher von Horb. 32 Mitglieder des Verkehrsausschuss der Region Stuttgart heben die Hand. Damit ist der nächste Schritt für die S-Bahn-Verlängerung bis Horb gemacht.

 

Mitten unter den Zuhörern: Horbs OB Peter Rosenberger (CDU). Er ist gleichzeitig Vize-Vorstand der Interessensgemeinschaft Gäubahn. Gut 30 Minuten musste er die Knallhart-Forderungen anhören, die die Regionalräte an die Zusage zur S-Bahn-Verlängerung bis Horb knüpfen.

Verbandsdirektor Jürgen Wurmthaler fasst zunächst das Ergebnis der Eisenbahn-Betriebswissenschaftlichen Untersuchung (EBWU) zusammen: „Mit den Neuerungen durch Stuttgart 21 und dem digitalen Knoten wird die Pünktlichkeit des Systems verbessert. Über das Netz hinweg Richtung Süden werden Verspätungen aufgebaut, die ein Gegensteuern erforderlich machen.“ Gemeint: Die S-Bahn-Verlängerung bis Horb. Wurmthaler: „Diese Verspätungen werden aber nicht wieder eingetragen in die Region. In sofern ist bei der Verlängerung der S-Bahn bis Horb keine Verschlechterung für unseren S-Bahn-Verkehr zu erwarten.“

Wurmthaler betont aber, dass das nur für den Fall gilt, dass die Voraussetzungen der EBWU gelten: ECTS im S-Bahn-Netz macht dichtere S-Bahn-Takte möglich. Stuttgart 21 ist fertig.

Die Regionalräte sind völlig genervt von der Bahn

Klar wird: Die Regionalräte sind genervt vom Bahn-Sinn, unter dem die von ihnen finanzierte S-Bahn extrem leidet.

Harald Raß (SPD) sagt: „Letzten Freitag gab es die neuesten Ankündigungen der Deutschen Bahn zu Baustellen und dem Bahnverkehr. Das hat mir die Schamesröte ins Gesicht getrieben – als Aufgabenträger der S-Bahn.“ Philipp Buchholz (Grüne) meint: „Für so eine geballte Schlechtleistung haben wir kein Verständnis mehr. Kinder werden im Schienenersatzverkehr an der Autobahnabfahrt rausgelassen. Erlebnisse, die inzwischen zum Alltag gehören.“

Wurmthaler sagt: „Der neueste Stand ist, dass der Ersatzverkehr Richtung Böblingen Ende März enden soll. Der Tunnel der Stammstrecke zwischen Schwabstraße und Vaihingen soll ab Ostern wieder komplett zur Verfügung stehen.“

Wolfgang Höpfner (Linke/Piraten) sagt: „Nach der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 wird es für die S-Bahn Probleme geben. Durch den Eintrag von Verspätungen und Störungen von außen kann es Kipp-Punkte geben, die das System völlig außer Takt bringen.“

Die Knallhart-Bedingungen für die S-Bahn Verlängerung

Deshalb betont Rainer Ganske, Sprecher der CDU/ÖPD-Fraktion: „Es muss einen Automatismus geben. Wenn das S-Bahn-Netz in der Region Stuttgart durch die Verlängerung bis Horb unstabil wird, dass wir diese Verlängerung stoppen. Weil sonst unsere Fahrgäste darunter leiden. Es kann nicht sein, dass für eine Interimslösung, auf der kaum Fahrgäste fahren, wir Nachteile in Kauf nehmen müssen.“

Michael Lateier, Sprecher der Grünen-Fraktion, sagt: „Wir sollten alle Maßnahmen ergreifen, die die Region nicht schädigen. Wir sollten auch die S-Bahn bis Horb betreiben.“

Armin Serwani (FDP) meint: „Für uns ist klar: Verlängerung, aber nicht um jeden Preis. Die Kosten muss das Land tragen. Wir müssen die Aufgabenträgerschaft haben. Ich möchte mir vom Land nicht sagen lassen: Ihr müsst weiterfahren.“

Verband fordert: Sofort-Stopp, falls Horb zu sehr stört

Regionalrat Höpfner: „Wir gehen davon aus, dass jedes Kriterium für sich alleine ein KO-Kriterium für die S-Bahn Verlängerung bis Horb ist. Es muss klar sein, dass der Regionaldirektor einen Mechanismus auslösen kann zum Stopp der Verlängerung, wenn es das in negativer Form auf unsere sonstigen S-Bahn Verkehrs auswirkt.“

Dann stimmen alle für die Aufnahme von Vertragsverhandlungen mit dem Land mit den Knallhart-Bedingungen zu. Regionaldirektor Jürgen Wurmthaler sagt: „Wenn das Land die vom Verkehrsausschuss festgelegten Kriterien für die S-Bahn Verlängerung bis Horb mitmacht, dann könnte der Vertragsentwurf vom Verband Region Stuttgart noch vor der Sommerpause bestätigt werden.“

Durch die Verlängerung der S-Bahn kann es in Zukunft doppelt so viele Verbindungen zwischen Horb und Stuttgart geben. Foto: Verkehrsministerium Baden-Württemberg

Auch OB Peter Rosenberger ist zufrieden. Er sagt: „Es war immer klar, dass die S-Bahn Verlängerung bis Horb nur möglich ist, wenn es den eigentlichen S-Bahn-Kernverkehr in der Region Stuttgart nicht behindert. Ich bin froh, dass eine Entscheidung getroffen ist, die Horb die Perspektive gibt, eine definitiv bessere Bahnanbindung an die Landeshauptstadt zu bekommen. Die sich dann hoffentlich auf Dauer etabliert.“

Laut der Präsentation des Interimskonzepts des Landesverkehrsministeriums gibt es morgens zwischen 7 und 9 Uhr im Durchschnitt sechs Fahrten nach Stuttgart – im Durchschnitt alle 20 Minuten. Bisher gibt es nur drei in dieser Zeit.

Das passiert auf der Gäubahn, wenn die S-Bahn Verlängerung kommt

Fahrplanrobustheitsprüfung
 Das Land hat für das Interimskonzept auf der Gäubahn mit dem Umstieg in Vaihingen eine Eisenbahnwissenschaftliche Untersuchung bei der Deutschen Bahn beauftragt. Das Ergebnis ist die „Fahrplanrobustheitsprüfung“, die der Verband Region Stuttgart jetzt diskutiert hat.

Mehr Züge, mehr Verspätung?
 In der Drucksache 333/24 des Verbands Region Stuttgart heißt es: „Die Verkehre im (jetzt neu mit untersuchten) südlichen Bereich weisen vor allem auf der Gäubahn teilweise mangelhafte Betriebsqualität auf. Dieses betrifft die IC-Linie 87 (schnell) und die RB-Linie 48 in Richtung Hochdorf. Ursache dafür sind einerseits die dichte Streckenbelegung der Gäubahn in Verbindung mit teilweise sehr langen Blockabschnitten und nur wenigen Überholmöglichkeiten, insbesondere im Bereich um Eutingen (Gäu), andererseits die Wechselwirkungen zur eingleisigen Strecke in Richtung Hochdorf.“

Stört die Verlängerung der S-Bahn das Stammnetz?
Hier heißt es: Die stündliche Verlängerung der S 1 über Herrenberg hinaus bis Horb ist nicht Ursache der Qualitätsprobleme und somit unkritisch.