Schnelligkeit und das Warten auf den richtigen Moment zählt der Deißlinger Fechter zu seinen Stärken. Fotos: Fendt Foto: Schwarzwälder Bote

Leidenschaft: 18-jähriger Deißlinger ist Landesmeister und hat nicht nur sportlich noch vieles vor

Ursprünglich war es als Erziehungsmaßnahme gedacht, mittlerweile ist zur echten Leidenschaft geworden: Lucas Fendt aus Deißlingen ist ein Fechter der Spitzenklasse.

Deißlingen. 130 Turniere in neun Jahren – eine starke Bilanz, insbesondere, weil Lucas Fendt eigentlich überhaupt nicht vorhatte, das Fechten zu seinem Hobby zu machen. Mit fünf Jahren begann er, Fußball zu spielen. Kritisch wurde es, wenn seine Mannschaft keine Punkte einfuhr. "Ich hatte echt Probleme mit dem Verlieren", gibt der heute 18-Jährige lachend zu.

Seine Eltern hätten ihm daraufhin einen Einzelsport ans Herz gelegt. Da könne man die Niederlage nur auf sich selbst schieben. "Ich hatte die Wahl zwischen Karate und Fechten", erinnert sich Fendt. Da der Vater gefochten habe und er einige Leute aus der Szene kannte, entschied Fendt sich dafür. "Ich wollte nicht etwas völlig Unbekanntes ganz neu anfangen", erklärt er. Die Entscheidung war offensichtlich richtig: Mittlerweile kann der Deißlinger nicht nur auf einen Landesmeistertitel verweisen, sondern sogar auf einen zweiten Platz bei der Deutschen Meisterschaft. Dabei fing er verhältnismäßig spät, erst mit neun Jahren, mit dem Fechten an. Dafür nahm er dann schnell an Turnieren teil.

Im Vorfeld wird eine Strategie ausgearbeitet

So anders als der Fußball sei der Sport gar nicht, meint er. Schließlich arbeite man im Vorfeld auch eine Strategie aus, um den Gegner zu schlagen, und entscheide über defensives oder offensives Verhalten.

"Ganz entscheidend ist beim Fechten die Reaktionsschnelligkeit", sagt Fendt. Seiner Meinung nach ist das auch der Grund für seinen Erfolg im Umgang mit dem Degen. Gepaart mit der Geduld, auf den richtigen Angriffsmoment zu warten, macht ihn das zum gefährlichen Gegner.

In der Regel dauert ein Gefecht in den Vor- und Zwischenrunden von Turnieren drei Minuten. In Direktausscheidungen wird dann bis zu dreimal drei Minuten mit jeweils einer Minute Pause gefochten. Nach fünf Treffern, in Direktausscheidungen nach 15 Treffern ist Ende.

Mit dem Fechten begonnen hat der Schüler in Schwenningen. Nach sieben Jahren wechselte er 2016 nach Heidenheim. "Unter der Woche trainiere ich aber hier oder in Böblingen, etwa zwei- bis dreimal die Woche", erklärt er. In den Ferien hingegen sei er häufig mehrere Tage im Trainingslager in Heidenheim. "Das fordert mich dann richtig", sagt er.

Den Vater hat er leistungsmäßig schon überholt – "der hat das aber auch nicht so intensiv betrieben wie ich", gesteht Fendt. Immerhin kam es 2016 bei den württembergischen Degen-Meisterschaften in Heidenheim zu einem Duell zwischen Vater und Sohn. Lucas setzte sich letztlich durch.

Profi werden lohnt sich finanziell gesehen nicht

Noch ist Fendt bei den Junioren. Er macht in diesem Jahr sein Abitur am Leibniz-Gymnasium in Rottweil. 2019 will er einen Angriff auf die deutsche Rangliste machen. "Die besten zwölf Fechter dürfen an internationalen Turnieren teilnehmen", erklärt er zu seinen Ambitionen. In der A-Jugend habe er bereits in Bratislava und Krakau gefochten. Bei letzterem Turnier landete er in den Top 20 bei mehreren hundert Teilnehmern.

Schade findet der 18-Jährige, dass das Fechten in Deutschland nicht so gefördert wird wie beispielsweise in Frankreich, Italien oder Russland. Ein Profifechter könne von seinem Gehalt nicht leben, meint er.

Doch er hat ohnehin andere Pläne: Jura oder Medizin will er nach dem Abitur im Ausland studieren. "Ich bin schon recht fleißig", ist er davon überzeugt, dass es das Richtige für ihn ist. Dafür müsste er dann kurz den Degen aus der Hand legen, aber nicht allzulang: Bei 130 Turnieren soll es nämlich keinesfalls bleiben.