Fallon Sherrocks WM-Reise ist nach ihrer Auftaktniederlage schon wieder beendet. Foto: Goodwin

Es hatte sich kurzfristig zu einem kleinen Politikum hochgeschaukelt – Fallon Sherrocks Teilnahme bei der Darts-WM. Der Freudenstätder Sport1-Experte Robert Marijanovic äußert sich auf Nachfrage zu dem Fall.

Seit ihren zwei Siegen bei der Darts-Weltmeisterschaft 2020 ist Fallon Sherrock von der Bühne nicht mehr wegzudenken. Sie trägt dadurch nicht nur den Spitznamen "Queen of the Palace" in Anlehnung an den Austragungsort der WM, den Alexandra Palace, sondern ist auch bis heute die einzige Spielerin, die bei der Weltmeisterschaft gegen einen Mann gewinnen konnte. Zumindest diesen Legendenstatus wird Sherrock auch in diesem Jahr nicht mehr verlieren, denn nach der ersten Woche sind bereits alle drei Teilnehmerinnen ausgeschieden – darunter auch die "Queen of the Palace" höchstpersönlich.

Teilnahme sorgt für Unmut

Dabei hat sich die Teilnahme der 28-Jährigen im Vorlauf der Weltmeisterschaft zu einem kleinen Politikum hochgeschaukelt, denn lange fehlte der gelernten Friseurin die sportliche Qualifikation für das größte Darts-Turnier des Jahres. Erst durch eine Regeländerung hatte die Engländerin ihren Startplatz sicher. Der Weltverband PDC wollte offenbar nicht auf die garantierten Einschaltquoten verzichten. Die Entscheidung hat jedoch bei dem einen oder anderen männlichen Kontrahenten für Unmut gesorgt.

Nach ihrer Erstrundenniederlage gegen Landsmann Ricky Evans könnten sich die Kritiker bestätigt fühlen, doch Sherrock hat durchaus ihr Können sowie ihre sportliche Relevanz bewiesen. Dieser Meinung ist auch der Freudenstädter Robert Marijanovic, der als Sport1-Experte die Darts-WM hautnah begleitet: "Ich finde, sie hat die Antwort am Board gegeben. Sherrock hat mich definitiv überzeugt." Die 28-Jährige musste sich am Ende nur knapp mit 1:3 Sätzen geschlagen geben. Marijanovic glaubt selbst, dass es in Zukunft auch eine Frau zum Titel schaffen kann. Die Realität zeigt jedoch, dass es bei dieser WM keine Spielerin in die zweite Runde geschafft hat. Der Freudenstädter erklärt dennoch: "Ich finde das Abschneiden nicht enttäuschend, weil alle drei viel Spaß gemacht haben, und es war auch jeweils mehr drin." Besonders die 18-jährige Beau Greaves ist ein Versprechen für die Zukunft. "Sie ist erst 18 und hatte auch Chancen, ihr Match zu gewinnen. Ich denke, dass man von ihr noch viel hören wird", sagt Marijanovic.

Große Überraschungen bleiben bisher aus

Neben den drei Musketieren auf weiblicher Seite ist nach der ersten Runde vor allem eins auffällig: Das Niveau hält sich bisher in Grenzen. "Man muss sagen, dass es schon zehn Spieler gab, die bei ihrem Average unter 80 geblieben sind. Ich glaube, das ist ein trauriger Rekord. Ich hoffe, dass das Niveau noch zunimmt", sagt der 42-jährige Freudenstädter und führt weiter aus: "Viele der Top-Spieler haben auch noch nicht das gezeigt, was sie können. Ich denke, dass einige auch nervös waren." Größere Überraschungen sind bisher jedoch ausgeblieben. Einzig Daryl Gurney, seines Zeichens 24. der Weltrangliste, musste bereits die Segel streichen. Eine kleine Überraschung ist das Abschneiden des ehemaligen Doppelweltmeisters Adrian Lewis. Dabei ist nicht etwa das Ausscheiden gegen den starken Australier Damon Heta verwunderlich, sondern eher die Art und Weise. "Es hat mich schon überrascht, dass er das einfach so hingenommen hat. Er hat ja gar kein Paroli geboten", erklärt der 42-Jährige.

Höhepunkt in Runde drei

Einen echten Höhepunkt stellt das Aufeinandertreffen der Weltmeister Gerwyn Price und Raymond van Barneveld in der dritten Runde dar. Marijanovic glaubt an eine ausgeglichene Partie: "Van Barneveld hat zuletzt zweimal gegen Pryce gewonnen. Ich glaube auch, dass ihm der Satzmodus entgegenkommt. Auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass Pryce noch ein drittes Mal gegen ihn verlieren will."