Auch beim VfB Stuttgart beschäftigt man sich mit dem Thema Gendern. Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler

Ein kleines Satzzeichen löst immer wieder Debatten aus – auch im deutschen Profi-Fußball: das Gender-Sternchen. Wer gendert, wer gendert nicht in der Bundesliga?

Berlin - Mit seiner Roten Karte fürs Gendern beim 1. FC Union Berlin löste Club-Boss Dirk Zingler unlängst Kritik, aber auch Zustimmung aus. In der Alten Försterei gilt: „Bratwurst, Bier, 90 Minuten Fußball.“ Fürs Gender-Sternchen ist da kein Platz.

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Die Eisernen als Einzelfall? Wie positionieren sich andere Clubs in der Fußball-Bundesliga zum Thema Gendern? Immer mehr achten nach eigenen Angaben darauf, in ihren Texten Männer und Frauen zu benennen. Die meisten verzichten jedoch auf den Gebrauch des Gender-Sternchens.

Wie der VfL Wolfsburg. „Speziell im Fußball erscheint es uns sinnvoll, eine einfache Sprache zu verwenden“, erklärte ein Pressesprecher des Vereins auf Anfrage. „Politisch und akademisch sehr korrekte Sprache, auch wenn sie gut gemeint sein mag, birgt die Gefahr, von einem Gutteil der Fans als abgehoben und elitär wahrgenommen zu werden.“

Das Gender-Sternchen widerspreche außerdem den Grundsätzen der Barrierefreiheit des Vereins: Lesegeräte von Sehbehinderten könnten das Zeichen beispielsweise nicht korrekt wiedergeben.

Die Gender-Frage polarisiert nicht nur im Fußball

Die Frage nach einer geschlechtergerechten Sprache polarisiert nicht nur im Fußball. Es geht unter anderem um die sogenannten Gender-Schreibweisen, sprich um Formulierungen, die auch Menschen ansprechen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen. Beispiele für solche Schreibweisen sind das Gender-Sternchen wie in „Student*innen“ oder der Unterstrich wie in „Bürger_innen“.

Beim 1. FSV Mainz 05 hat das Gender-Sternchen auch keinen Einzug gehalten. „Wir bemühen uns, gendersensible Sprache zu verwenden, indem wir Paarformen oder Ersatzformen verwenden bzw. neutral umformulieren, wo dies möglich ist“, hieß es. Der Verein orientiert sich nach eigenen Angaben am Rat für deutsche Rechtschreibung und verwende entsprechend keine Kurzformen wie das Gender-Sternchen.

Bewegung bei den Vereinen in Baden-Württemberg

Der Rat für deutsche Rechtschreibung als maßgebliche Instanz für Fragen der Orthografie sieht diese Schreibweisen eben auch kritisch. Die Verwendung von Sonderzeichen könne zu Folgeproblemen und grammatisch nicht korrekten Lösungen führen. Das Gender-Sternchen und der Unterstrich erhielten bis auf Weiteres offiziell keinen Einlass in die deutsche Sprache. Das Gremium will die Entwicklung des Schreibgebrauchs zunächst weiter beobachten.

In Bewegung befindet sich bei dem Thema auch der SC Freiburg. Der Verein stellte erst im vergangen Jahr seine Webseite um, erklärte ein Sprecher. Seitdem steht dort „Zuschauer/innen“ oder manchmal auch „Zuschauerinnen und Zuschauer“.

Ähnlich macht es der VfB Stuttgart. Es gebe die Vorgabe, „dass überall da, wo es nötig und sprachlich korrekt ist, möglichst beide Formen genutzt werden.“ Sprich: Zuschauerinnen und Zuschauer. Aufs Gender-Sternchen oder andere Varianten verzichtet aber auch der VfB.

DFB setzt seit Februar 2021 auf das Gender-Sternchen

Die Dortmunder Fußballer nutzen nach eigenen Angaben bereits geschlechtergerechte Sprache, beispielsweise bei Stellenausschreibungen, in der internen Kommunikation oder in Teilen in den sozialen Netzwerken. „Immer dort, wo wir einen Fokus darauf legen können, dass uns eine Gleichbehandlung der Geschlechter wichtig ist - denn das ist sie. Die Diskussion über diese Thematik halten wir für eine wichtige“, hieß es vom BVB. Allerdings gebe es vom Verein keinen dogmatischen Ansatz.

Der Deutsche Fußball-Bund setzt seit Februar 2021 auf das Gender-Sternchen. „Der DFB ist ein Verband für alle fußballinteressierten Menschen in Deutschland unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität“, teilte die Pressestelle der Deutschen Presse-Agentur mit. „Da das generische Maskulinum erwiesenermaßen nicht alle Menschen gleichermaßen anspricht und abbildet, benutzen wir eine gendergerechte Sprache für die in- und externe Kommunikation.“ Die geschlechtergerechte Sprache werde im DFB gleichermaßen in Bezug auf den Fußball der Frauen und Männer angewendet.