Die Darmstädter Hütte ist eine Institution und Treffpunkt für viele Menschen auch aus der Region Foto: Helga Michel

Die Darmstädter Hütte, zwischen Ruhestein und Hornisgrinde auf 1030 Metern Höhe gelegen, ist eine Institution. Im Jahr 2026 wird sie 100 Jahre alt. Zurzeit befasst sich der Darmstädter Hüttenbauverein mit der Suche nach einem neuen Pächter.

Seit 2011 hatte Christel Trayer aus Obertal die idyllisch gelegene Darmstädter Hütte betrieben. Ihr Tod im Mai im Alter von 61 Jahren hat viele Menschen in der Region betroffen gemacht.

Nina und Daniel Trayer, die Kinder Christel Trayers, mussten und müssen neben ihrer Trauer auch eine zusätzliche Verantwortung tragen: Sie erbten quasi den Pachtvertrag. Die Geschwister sind gemeinsam mit ihrem Vater Sepp Inhaber der Ruhestein-Schänke und der Lifte am Ruhestein. Die Lifte hatten einst die Eltern Christel Trayers gebaut. Sie hatte sie später mit ihrem Mann übernommen und mit ihm gemeinsam die Schänke aufgebaut.

„Wir mussten das dann managen“, erinnert sich Nina Trayer im Gespräch mit unserer Redaktion an die zusätzliche Aufgabe, die sie als Hüttenpächter plötzlich hatten. „Wir wollten auch die Mitarbeiter nicht vor den Kopf stoßen“, sagt sie. Doch sie hätten bald festgestellt, dass neben dem Geschäft am Ruhestein die zusätzliche Belastung durch den Betrieb der Hütte auf Dauer zuviel werde.

Deshalb fiel die Entscheidung, die Hütte nur noch bis Ende des Jahres zu betreiben. Das Tagesgeschäft laufe weiter, allerdings würden keine neuen Übernachtungen mehr angenommen. Dass alles so gut geklappt habe, sei den Mitarbeitern von Hütte und Schänke zu verdanken. Beide Teams stünden ihnen engagiert zur Seite.

Gespräche in Darmstadt

Trayers hätten den Vertrag im freundschaftlichen Verhältnis auf Endes des Jahres gekündigt, erklärt Matthias Krebs, Vorsitzender des Darmstädter Hüttenbauvereins. Der Verein schrieb daraufhin die Hütte, die über 40 Betten verfügt, zur Verpachtung ab Januar aus. Dabei sollten die Pachtinteressenten auch ein Konzept vorlegen. Bis Ende September lief die Bewerbungsfrist.

Rund ein halbes Dutzend qualifizierter Bewerbungen sind laut Vereinsrechner Nicolas Funk eingegangen. Am Samstag will der Verein mit den Pachtinteressenten Gespräche in Darmstadt führen.

Familiär vorbelastet

„Wir sind zuversichtlich, dass jemand passender darunter ist“, so Krebs. Er ist seit mehr als 20 Jahren Vorsitzender des Hüttenbauvereins und besucht mehrmals jährlich die Hütte. „Ich bin familiär vorbelastet“, sagt er augenzwinkernd und erklärt: Sein Großvater sei der Gründungsvorsitzende des Vereins gewesen.

Der Hüttenbauverein Darmstadt sei mit rund einem Dutzend Mitgliedern ein kleiner Verein und juristisch der Eigentümer der Hütte. Der Verein lege Wert darauf, dass sie weiterhin im gemeinnützigen Sinne betrieben werde und entsprechende Angebote gestaltet werden, um den Sport, die Jugend und den Naturschutz zu fördern.

Wichtig sei, dass der Pächter mit der Situation mitten in der Natur klarkomme. „Da gibt es auch einsame Tage“, stellt Krebs fest. Bisher hätten alle Betreiber in der integrierten Pächterwohnung gelebt. Die Besucher der Hütte kommen aus der Region, aus anderen Bundesländern, aber auch aus der Schweiz oder Frankreich, bilanziert Nicolas Funk.

Fast 100 Jahre ein Konzept

Zur Konzeption gehöre zum einen die Verpflegung von Wanderern, Mountainbikern oder Skiläufern, die einen Halt zum Einkehren machen, zum anderen die Beherbergung von Einzelpersonen und Gruppen. Ziel sei, dieses Konzept, das es jetzt seit rund 100 Jahren gebe, auch mit dem neuen Pächter aufrechtzuerhalten, so Funk.

Er selbst habe an dem Lift, den es früher direkt an der Hütte gegeben habe, das Skifahren gelernt. Apropos früher: Gebaut worden sei die Hütte, als es dort oben noch etwa 200 schneesichere Tage im Jahr gegeben habe. „Von Ende September bis in den Mai konnte es da Schnee geben.“

Die Historie und der Verein

Geschichte
 Die Geschichte der Darmstädter Hütte beleuchtet der Hüttenbauverein Darmstadt auf seiner Internetseite. Die Geschichte sei eng mit dem ehemaligen Ski Club Darmstadt-Odenwald (SCDO) verknüpft, heißt es dort. Die Mitglieder beschlossen im Oktober 1924 gemeinsam mit dem damaligen Schwimmclub „Jung Deutschland“ (heute DSW 1912), eine Hütte zu errichten, um Skiläufern aus Darmstadt und Umgebung die Ausübung des Wintersports im schneesicheren Nordschwarzwald zu ermöglichen, so der Hüttenbauverein.

Der Bau
Im November 1924 wurde der Grundstein gelegt. Trotz erschwerter Bedingungen durch schweres Naturgestein und die Lage auf einer Höhe von 1030 Metern konnte die Hütte bereits nach zwei Jahren Bauzeit, im Oktober 1926, eingeweiht werden, heißt es im Rückblick des Vereins. Damals war die Hütte allerdings noch kleiner als sie es inzwischen ist.

Der Hüttenbauverein
Bürger der Region Darmstadt gründeten 1924 den gemeinnützigen Hüttenbauverein Darmstadt mit dem Ziel, die Darmstädter Ski- und Wanderhütte zu errichten und zu erhalten. Letzteres gilt auch heute noch.