Clemens Baumann betreibt einen Milchviehhof in Hüfingen. Er macht bei kaufnekuh.de mit. Foto: kaufnekuh.de

Onlineshop will Verschwendung entgegenwirken. Tierrechts-Aktivistin spricht von Verkaufsstrategie.

Region - In Deutschland landen jährlich Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll - darunter auch Fleisch. Dieser Verschwendung will der Fleisch-Onlineshop kaufnekuh.de entgegenwirken. Und nicht nur das - der Händler wirbt mit Transparenz und artgerechter Tierhaltung. Eine Tierrechts-Aktivistin meint dazu: "Das ist auch nur eine andere Verkaufsstrategie."

Der Fleischkauf erfolgt bei kaufnekuh.de über ein sogenanntes Crowdbutching. Das Wort lehnt sich an den Begriff Crowdfunding an und meint, dass verschiedene Kunden eine komplettes Tier gemeinsam kaufen. Jeder bestellt und bezahlt ein Fleischpaket mit Teilen der Kuh und erst wenn das Rind komplett verkauft wurde, wird es geschlachtet. Laut der Website wird von den Tieren alles verwendet - "von der Schnauze bis zum Schwanz". Was nicht in den Essenspaketen der Kunden landet, wird laut Auskunft an Drittverwerter (Tierfutterhersteller, Gerber) weitergegeben. 

Bauern werden auf der Website vorgestellt

Bauern aus Bad-Liebenzell, Hüfingen, Villingen-Schwenningen und weiteren Orten der Region machen bei dem Crowdbutching mit. Auf der Seite des Onlineshops werden die Landwirte vorgestellt. Mit Bildern, einer Einordnung in Kategorien wie "Bio Bauer" und "Classic Bauer", Fotos und einem Beschreibungstext. Wer sich dann ein Fleischpaket in den Warenkorb legt, sieht anhand einer Ohr- bzw. Tiergruppennummer, von welchem der Höfe das Tier stammt. 

Einer der kaufnekuh.de-Bauern ist Clemens Baumann aus Hüfingen. Zwischen fünf und 15 seiner Tiere werden pro Jahr über das Onlineportal verkauft. Auf das Crowdfunding aufmerksam geworden ist er über einen Kollegen. Baumann befürwortet zum einen die Vorgaben zur artgerechten Tierhaltung, die der Onlinehändler macht. Zum anderen sei dieses Geschäft auch rentabler, als wenn er an herkömmliche Händler oder Schlachter verkaufe. Außerdem findet es der Landwirt richtig, dass die Kunden schauen können, woher das Fleisch kommt und wie die Tiere gelebt haben. Einmal habe er einem Kunden auf Wunsch sogar ein Bild der gekauften Kuh zugesendet - ganz im Sinne der Transparenz. 

Ist eine solche Art, Fleisch zu kaufen aber nun besser oder schlechter als herkömmliche Methoden? Diese Frage hat der Schwarzwälder Bote der Tierrechtsorganisation Peta (People for the Ethical Treatment of Animals) gestellt. "Ob das besser ist, möchte ich nicht beurteilen", meint Lisa Kainz. Sie ist Agrarwissenschaftlerin und bei Peta Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie. "Das Tier ist am Ende tot", stellt sie fest. Deshalb sei kaufnekuh.de und der Ansatz einer ganzheitlichen Verwertung von Tieren auch nur eine andere Art der Verkaufsstrategie. Tiere würden bei dem Shop zur Ware degradiert, meint sie. Kainz fordert, dass die Verbraucher nicht nach einem "besseren toten Tier suchen" sollten, sondern sich mit komplett leidfreien Alternativen - also einer veganen Ernährung - auseinandersetzen sollten.  

Manifest: "Tiere sind Teil eines Nahrungskreislaufs"

Zu den Aussagen der Peta-Aktivistin wollte kaufnekuh.de kein Statement abgeben. Allerdings findet sich auf der Website des Shops ein "Manifest". Dort heißt es: "Wenn wir Fleisch essen, schlachten wir dafür Tiere. Das ist für einige Menschen ein schwieriges Thema. Wir sehen Tiere allerdings als Teil eines Nahrungskreislaufs. Mit dem Essen von Fleisch haben wir also kein Problem - wenn die zwei folgenden Bedingungen erfüllt sind: Unsere Tiere müssen ein gutes Leben gelebt haben und ohne Stress geschlachtet werden. Dafür sorgen wir."

Ob nun artgerechtes Halten und Schlachten von Tieren möglich ist, oder nicht: Der Onlineshop verspricht Transparenz und Nachhaltigkeit. Und damit liegt er auf jeden Fall im Trend.