Bei der ersten Impfaktion im Ebinger Rathaus war der Andrang noch recht moderat. Eine Woche später wurde das Coronamobil regelrecht überrannt. Foto: Raab

Seit drei Wochen ist das "Coronamobil" um Impfarzt Reinhard Wulf in Albstadt, Balingen und Meßstetten unterwegs und bietet Impfaktionen an. Mittlerweile herrscht ein Run auf die Aktionen – was zu Lasten der Sicherheitsmaßnahmen geht. Bei der kommenden Aktion wird nachgebessert.

Albstadt-Ebingen - Seit drei Wochen ist Impfarzt Reinhard Wulf mit seinem "Coronamobil" in Albstadt, Balingen und Meßstetten unterwegs und bietet ohne Termin Impfaktionen in den jeweiligen Rathäusern an. Bis Weihnachten macht das Team des "Coronamobils" jeden Samstag zur Marktzeit Station in Ebingen. "In der ersten Woche war das Interesse noch recht verhalten", erzählt Wulf von der ersten Impfaktion am 30. Oktober. Bei der darauffolgenden Impfaktion am vergangenen Samstag wurden die Helfer jedoch regelrecht überrannt: 220 Menschen wollten sich während der Marktzeit impfen lassen – fünfmal so viele wie in der Vorwoche. "Das ist mehr als wir eigentlich in der begrenzten Zeit stemmen können", gibt Wulf zu bedenken.

Daher wird für die folgenden Aktionen aufgestockt: Anstatt einer Impfkabine gibt es zwei; die Ärzte und Medizinischen Fachangestellten sowie Sanitäter arbeiten ehrenamtlich.

Nachbesserungsbedarf bei kommenden Aktionen

Wulf ist eine Tendenz aufgefallen, dass infolge des großen Ansturms von Impfwilligen die Beachtung der schützenden Abstands- und Hygieneregeln vernachlässigt wird: "Das ist nicht verantwortbar", sagt er und appelliert an alle Impfwilligen kommender Aktionen, sich an die geltenden Regeln zu halten. Bei der Aktion, die am Samstagmorgen im Foyer des Ebinger Rathauses stattfindet, wird das Team verschärft darauf achten, und auch der Ablauf wird der Sicherheit zuliebe geändert. "Wir müssen da dringend nachbessern", gibt Wulf zu. Der eine oder andere Impfwillige wird länger im Freien warten müssen als bisher; im Foyer wird eine Lauf- und eine Standspur aufgebaut und nur wer direkt dran ist, hereingebeten. Ein- und Ausgänge werden getrennt.

Vor dem Eingang weisen Schilder in mehreren Sprachen nochmals auf die Abstands- und Hygieneregeln hin. "Wir wollen keinesfalls, dass die Impfaktion zu einer Gefährdung führt", sagt Wulf mit Nachdruck.

Den Einsatz eines Security-Teams, wie es der Albstädter Urologe Tarek Andres bei seinen Impfaktionen im Sommer einsetzte, erwägt er nicht. Und obwohl eine vorherige Terminabsprache die Ansammlung entzerren könnte, möchte der Initiator des "Coronamobils" davon erst einmal absehen. Der Grundgedanke sei ja, dass man spontan und ohne Präliminarien kommen könne.

Nicht aus Überzeugung

Dass sich die Nachfrage bei der zweiten Ebinger Impfaktion im Vergleich zur Vorwoche verfünffacht hat, erklärt sich Reinhard Wulf damit, dass die Warnstufe, die in Baden-Württemberg seit dem 2. November gilt und nur noch Geimpften, Genesenen oder PRC-Getesteten Zutritt zu Gaststätten, Kultureinrichtungen, Bädern und Fitnessstudios gestattet, einen zusätzlichen Anreiz zum Impfen geschaffen hat. Von 220 Impfungen waren bei der zweiten Aktion in Ebingen 66 Booster- und 63 Erstimpfungen. "Die, die sich jetzt zum ersten Mal gegen Covid-19 impfen lassen, tun das nicht aus Überzeugung", weiß der Impfarzt aus Gesprächen mit den Besuchern. "Sie machen es, weil es nötig ist, und möchten auch gar nicht drüber reden, warum sie sich erst so spät für eine Impfung entscheiden."

Damit aus "Muss-Impfungen" schließlich "Überzeugungs-Impfungen" werden, wird Reinhard Wulf nicht müde, für die Impfung gegen Covid-19 zu werben. Seiner Meinung nach haben Fake News und hochgespielte Emotionen dazu geführt, dass einige immer noch nicht davon überzeugt sind. Und wiederholt dennoch immer wieder unverdrossen: Während Nebenwirkungen bei Coronaimpfungen selten und gering sind, können die Folgen einer Coronainfektion weitreichend und schwer sein. "Jeder Geimpfte ist einer weniger, der sich und andere gefährdet."

Hohe Besucherströme erwartet

Für die kommenden Impfaktionen im Foyer des Ebinger Rathauses – die nächste findet am Samstag, 13. November, von 9 bis 13 Uhr statt – erwarten Wulf und sein "Coronamobil"-Team ähnlich hohe Besucherströme wie bei der jüngsten Aktion. Bei zirka 200 Impfungen innerhalb von vier Stunden erreicht das Team seine Kapazitätsgrenze. Abweisen möchte das ehrenamtliche, aus sieben Ärzten und neun Medizinischen Fachangestellten bestehende Team dennoch keinen. "Wenn wir jede Woche kontinuierlich Menschen impfen, dann werden wir es schon schaffen", ist sich Wulf sicher. Zudem sind Feierabendaktionen in Albstadt und Balingen angedacht, die das Impfangebot während der Marktzeit ergänzen.