Rückweg von der Bahnhofstraße: Die "Spaziergänger" auf ihrem Marsch durch die Balinger Innenstadt. Foto: Maier

An einem weiteren "spontanen Spaziergang" als Protestzeichen gegen die Corona-Maßnahmen haben sich am Montag hunderte Menschen in Balingen beteiligt. Polizei und Ordnungsamt verfolgten das Geschehen genau.

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Balingen - "Was – du auch hier?" Scheinbar überrascht haben sich am Montag viele der Menschen begrüßt, die sich zu einem weiteren Spaziergang auf dem Marktplatz trafen. Spontan ist an diesen Spaziergängen allerdings weiterhin nichts, weder der Treffpunkt noch die Route. In Online-Foren wird dafür kräftig geworben. Vertreter der Polizei und des Ordnungsamts verfolgten das Geschehen genau.

Verkehr kommt zum Stillstand

Die Masse an Menschen – nach Schätzung der Polizei etwa 360 – zogen vom Marktplatz aus erneut friedlich eine große Runde durch die Innenstadt. Die Friedrichstraße hinunter, in die Bahnhofstraße, wieder zurück, die Friedrichstraße hinauf bis zur Volksbank und wieder zurück. Dabei überquerten die Spaziergänger, so schien es, möglich oft Zebrastreifen, querten die Straßen und brachten den Verkehr dadurch mitunter zum Stillstand.

Anmeldepflicht tunlichst vermeiden

Trotz der Regelmäßigkeit und der steigenden Zahl an Teilnehmern werten Behörden die "spontane" Veranstaltung bislang nicht als – anmeldepflichtige – Versammlung. Genau das wollen die Teilnehmer erklärtermaßen vermeiden, da für eine angemeldete Versammlung Auflagen erlassen werden könnten, die sie gar nicht mögen – die Maskenpflicht etwa, oder Abstandsregeln. Zudem, so ein Beobachter, gehöre es zur DNA dieser Spaziergänge, gerade nicht mit Behörden zu kooperieren. Ausdrücklich wird in Chatgruppen – etwa auf Telegram – darauf hingewiesen, dass man tunlichst alles vermeiden solle, was zu einer Einstufung als "Versammlung" führen könnte. Auf "kreativen Wegen" solle man das Versammlungsrecht austricksen – und den Behörden keine Handhabe für ein Eingreifen geben. Ganz brav laufen die Teilnehmer deshalb auch in Balingen immer auf Gehwegen und nicht auf der Straße.

Kerzen und Parolen

Allerdings führt wohl allein schon die Regelmäßigkeit dieser "spontanen" Veranstaltung sowie deren Vielzahl – am Montagabend fanden sie in zahlreichen Städten im ganzen Land statt, im Zollernalbkreis unter anderem auch in Albstadt und Hechingen – nun dazu, dass sie als Versammlung gewertet werden könnten. Dazu kommen, wie am Montag in Balingen erkenn- und hörbar, das offensichtliche gemeinsame Ziel der Teilnehmer, ihre Meinung kundzutun. Etwa durch Kerzen und Grablichter. Oder durch Trilllerpfeifen. Aber auch durch vereinzelte Parolen wie "Frieden, Freiheit, keine Diktatur" – eine auf "Querdenker"-Demos oft gehörte Losung.

Ein Mann auf dem Balinger Marktplatz regte sich derweil furchtbar über die "Spaziergänger" auf. Die Teilnehmer sollten besser einmal zum Krankenhaus marschieren und sich informieren, was dort los sei.