Seinen bislang größten Corona-Ausbruch seit der Pandemie erlebt derzeit das Pflegeheim St. Antonius. Foto: Reutter

Den bislang stärksten Corona-Ausbruch seit der Pandemie erlebt derzeit das Pflegeheim St. Antonius in Triberg. 24 Bewohner sind betroffen, außerdem zehn Mitarbeiter, informiert die Heimleitung.

Triberg - "Die Lage ist angespannt", beschreibt Heimleiter Norman Herr die Situation. Angefangen hätten die Coronafälle am 10. September in einem Wohnbereich, seien aber am vergangenen Wochenende auch auf die drei anderen Wohnbereiche übergesprungen. Bereits am 11. September sei durch die Heimaufsicht ein Aufnahmestopp verhängt worden, seit Montag gelte außerdem ein Besuchsverbot.

Von den zehn infizierten Mitarbeitern seien vier mittlerweile wieder genesen. Aber auch die verbliebene Personallücke stelle eine enorme Herausforderung dar. Die Mitarbeiter müssten häufiger einspringen und würden dann an ihren eigentlich freien Tagen oder Wochenenden arbeiten. Der Einsatz und das Engagement seiner Mitarbeiter sei außerordentlich und größter Anerkennung wert, lobt Herr. Auch nicht gerade angenehm sei das Arbeiten im Schutzanzug, den die Mitarbeiter im Umgang mit den Infizierten tragen müssten.

"100-prozentige Sicherheit gibt es nicht"

Wie es zu dem Corona-Ausbruch kam, ist für Herr "unerklärbar". Die Hygienevorschriften würden peinlich genau eingehalten. Aber eine 100-prozentige Sicherheit gebe es eben nicht. Schließlich seien manche Heimbewohner manchmal auch in der Stadt unterwegs. Vorstellbar sei auch, dass ein eigentlich negativer, tagesaktueller Coronatest eines Besuchers nicht stimme und dadurch das Virus ins Heim gelange.

Es ist nicht nur der Corona-Ausbruch, der das Pflegeheim plagt. Es sind auch die gestiegenen Kosten, verweist der Heimleiter auf Preissteigerungen bei der Energieversorgung und den Lebensmitteln. Gleichzeitig würden durch den derzeit geltenden Aufnahmestopp nicht mehr alle der insgesamt 72 Pflegeplätze belegt. Aktuell könnten die Personalengpässe noch durch die verbliebenen Mitarbeiter abgefedert werden. Aber auch in diesem Bereich müsste gegebenenfalls externes Personal zu Hilfe geholt werden. Was hierfür und an Provisionen für Leiharbeitsfirmen bezahlt werden müsse, bezeichnet Herr als teilweise "Abzocke". Die Politik sei gefordert, diese Auswüchse einzudämmen. Der aktuelle Corona-Ausbruch im Heim verteuere auch die Pflege der betroffenen Bewohner, beispielsweise durch die gehäufte Verwendung von Schutzanzügen.

Preissteigerungen bei Pflegesätzen absehbar

Herr bedauert, dass der staatliche Rettungsschirm für Pflegeheime am 30. Juni auslief. Die noch bis zum Jahresende ausgehandelten Entgelte würde die Mehrkosten nicht abbilden. Jetzt würden die Verhandlungen für die neuen Pflegesätze vorbereitet, die dann ab dem neuen Jahr gälten. Ohne weiteren Rettungsschirm und staatliche Unterstützung geht Herr von deutlichen Preissteigerungen bei den Pflegesätzen ab Januar aus, damit das Heim weiterhin wirtschaftlich arbeiten kann. Eine lange Durststrecke sei die Zeit bis Ende diesen Jahres. "Im Moment lässt man die Pflegeheime alleine", so die Wahrnehmung Herrs, "und das, obwohl der Handlungsbedarf dringend ist."

Andererseits sei die Nachfrage nach Pflegeplätzen enorm, auch hier in der Region. Herr geht davon aus, dass er innerhalb einer Woche 20 neue Bewohner aufnehmen könnte. Wohlgemerkt "könnte". Denn machbar ist das nicht wegen des Personals. Um die Zahl der Pflegebetten zu erhöhen, bedürfe es nicht nur der Zustimmung des Landratsamtes, sondern vor allem mehr Personal, dass derzeit auf dem Arbeitsmarkt nicht zu bekommen sei. So bleibt Potenzial des Pflegeheims St. Antonius ungenutzt. Denn räumlich sei eine Erhöhung der Kapazitäten von 72 auf 92 Pflegeplätze möglich. Aber eben nur mit mehr Personal.

Ein positiver Aspekt

Auch wenn der aktuelle Corona-Ausbruch das Pflegeheim sehr fordert, fällt dem Heimleiter doch auch ein positiver Aspekt auf. Nach seiner Wahrnehmung sei der Corona-Virus zwar hochinfektiös, aber die Leute würden nicht mehr so häufig daran versterben. Das führt er auf eine gewisse Grundimmunisierung der Bewohner zurück. Bis auf eine Person seien alle geimpft. Die eine ungeimpfte Person sei jetzt zwar auch mit dem Virus infiziert, zeige glücklicherweise aber keine stärkeren Symptome. Jüngst sei ein über 90-jähriger Bewohner verstorben, aber ob das am Alter und anderen Erkrankungen oder aber an seiner Corona-Infektion lag, ist laut Herr nicht sicher zu sagen.