Seit nunmehr zwei Jahren ist Carmen Roth Geschäftsführerin von VTS in Zimmern. Foto: Roth

Von Frauenquoten hält sie nichts. Bereits in jungen Jahren wusste Carmen Roth, was Sie will: "Entweder Staatsanwältin oder Chefin werden".

Rottweil/Zimmern - Im Alter von 27 Jahren stieg sie in den Familienbetrieb VTS GmbH Kunststoffe mit ein. Vor zwei Jahren übernahm sie die Geschäftsführung. "Es macht Spaß ein Unternehmen zu führen und dafür zu sorgen, dass sich die Mitarbeiter wohl und aufgehoben fühlen. "Denn ohne die richtigen Mitarbeiter geht es nicht. Menschen, die die Werte von VTS teilen, täglich mit größter Leidenschaft zu Werke gehen und Herausforderungen als Chance für Neues begreifen sind die Schlüssel zum Erfolg", sagt Carmen Roth, der der Familienbetrieb bereits seit Kindertagen bestens vertraut ist.

Firma war früher im Wohnhaus

"Früher war die Firma noch in unserem Wohnhaus in Horgen, die Büros unter dem Dach und der Rest im Keller", erzählt sie. Erst im Jahr 2006 wurde im Inkom in Zimmern gebaut und das Unternehmen, das mittlerweile seit mehr als 30 Jahren besteht, zog um.

Abitur am Wirtschaftsgymnasium

Da Carmen Roth bereits zu Schulzeiten wusste, wohin die Reise gehen soll, wechselte sie nach der zehnten Klasse vom Droste-Hülshoff-Gymnasium ans Wirtschaftsgymnasium. "Ich wollte in Richtung Wirtschaft gehen, egal in welcher Form. Das hat mir immer Spaß gemacht". Nach dem Abitur absolvierte sie ein Studium und entschied sich, nachdem sie zunächst einige Jahre Berufserfahrung in einem anderen Unternehmen gesammelt hat, in das Unternehmen ihrer Eltern Anna und Richard Schuler mit einzusteigen. "Mein Vater hat mich damals gefragt, ob ich das auch wirklich will. Und so stieg ich mit 27 Jahren ins Unternehmen ein. Es war absolut die richtige Entscheidung".

Fokus auf Vertrieb und Marketing

Ihren Fokus hat Roth nach dem Studium auf Vertrieb und Marketing gesetzt, denn schließlich vertreibt VTS GmbH Kunststoffe als Großhandel Hochleistungskunststoffe, technische Thermoplaste und Spezial-Compounds, die die VTS im Zusammenspiel mit den Partnern EMS-Chemie und RIA-Polymers entwickelt. Carmen Roth war es immer wichtig, dass sie berufliche Erfahrung zunächst woanders sammle. "Und so war ich zunächst in einem großen Pharmakonzern im Vertriebsaußendienst tätig, bin von Kunde zu Kunde gefahren und habe verkauft", erzählt sie. Das sei eine Position gewesen, wo sie viel Ellenbogen gebraucht hätte.

Hand in Hand mit dem Vater zusammengearbeitet

Als sie dann bei VTS eingestiegen sei, haben sie und ihr Vater von Anfang an, Hand in Hand zusammengearbeitet. Ihr Vater habe ihr Freiräume eingeräumt, die eigenen Ideen und Visionen für das Unternehmen umzusetzen.

Frauen indes gibt es in der Kunststoffbranche nur wenige – und in Führungspositionen noch weniger, bedauert Roth. Sie habe viel mit Kunststoffingenieuren und -technikern zu tun, "und da sind Frauen Mangelware". Auch sie hätte sich vermutlich nicht für die Kunststoffbranche entschieden, wenn ihr das Thema nicht bereits in die Wiege gelegt worden sei, gibt sie zu. Doch sie ist froh, dass sie es getan hat, denn "das ist eine Branche mit Zukunft, vor allem der Bereich High-End-Kunststoffe, die beispielsweise als Metallersatz dienen. Dieser Bereich wird stetig wachsen. Kunststoff ist einfach ein genialer Werkstoff, mit dem man so gut wie alle Ideen umsetzen kann", informiert sie.

Vorne beim Thema Chancengleichheit

Um die 50 Mitarbeiter beschäftigt VTS derzeit. Ganz vorne mit dabei ist das Unternehmen übrigens auch beim Thema Chancengleichheit. Als eine der wenigen Firmen der Branche wird VTS von einer Frau geführt. Seit 2020 liegt die Geschäftsführung in den Händen von Carmen Roth. Darauf und auf die Tatsache, dass die Hälfte der Mitarbeitenden weiblich ist, blickt man in Zimmern mit Stolz. "Frauen ist es meist wichtig, dass sie Familie und Beruf verbinden können und da ist eine Stelle als Mitarbeiterin, die wenig zu Hause ist, eben nicht so geeignet, sondern eher eine Tätigkeit im Büro".

Carmen Roth ist verheiratet und selbst Mutter eines fünfjährigen Sohnes. Eigene Kinder waren immer ein Thema. "Meine Position ist mir sehr wichtig und ebenso möchte ich allem anderen genauso gerecht werden", sagt sie. Sie ist der Meinung, dass viele Frauen bewusst auf Führungspositionen verzichten, aber dass es auch noch immer die Gesellschaft sei, die signalisiere, dass Frauen keine Karriere machen können. "Ich finde es wichtig, dass die Gesellschaft es akzeptiert, dass die Frau arbeiten geht und der Mann daheimbleiben darf", sagt sie.

Quoten eher schwierig

Von Frauenquoten indes hält sie gar nichts. "Quoten vorzugeben, finde ich schwierig, denn wenn jemand eine Stelle in Führung möchte, dann schafft er, oder vielmehr sie, es auch ohne Quotenvorgaben". Aber sie ist auch davon überzeugt, dass Frauen zunächst einmal mehr kämpfen müssten, bis sie in der Führung landen, als ihre männlichen Mitstreiter. Das bedauert sie. Mittlerweile gebe es so viele flexible Arbeitsmodelle, dass man Familie und Beruf gut verbinden könne. Reines Homeoffice hält Carmen Roth allerdings für keinen guten Weg. "Miteinander zu arbeiten ist ein ganz wichtiger Faktor, denn die Kommunikation mit Kollegen ist sehr wichtig", weiß sie. Dass Carmen Roth Geschäftsführerin mit Leidenschaft ist, das wird nicht nur offenbar, wenn sie über ihre Mitarbeiter spricht, sondern beim Thema Kunststoff gerät sie regelrecht ins Schwärmen. "Wenn man sieht, was aus so einem Granulat alles entstehen kann. Das ist immer wieder aufs Neue interessant und spannend".

INFO

Frauen in Führungspositionen – das müsste heutzutage eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Ist es aber oft nicht. Wir richten deshalb in unserer neuen Serie den Fokus auf Frauen, die sich auch in einstigen Männerdomänen behauptet haben und das Ruder in der Hand halten