Die Campingplätze sind gut belegt. Foto: Lehmann

Ins Wohnmobil steigen, losfahren und irgendwo im Schwarzwald auf einem Campingplatz das Lager aufschlagen - spontan kann das schwierig werden. Die Urlaubsregion ist beliebt, die Plätze in den Ferien voll.

Viele Vorausbuchungen, viele Gäste: eine tolle Situation für die Campingplatz-Betreiber - könnte man meinen. Für Holger Stern vom Camping Carpe Diem in Wildberg ist das nicht nur positiv. „Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute vorausbuchen“, berichtet er. Das Vorausbuchen hat laut ihm seit Corona extrem zugenommen. Für den Inhaber bedeutet das einen doppelten Aufwand, wie Stern erklärt. Er habe kein Buchungssystem, das die Reservierung sowie die tatsächliche Anmeldung in einem verarbeitet. Das hat einen Grund: Der Betreiber will seinen Gästen die Plätze persönlich vor Ort zuweisen. Da könne er einfach besser auf Bedürfnisse und Platzverhältnisse eingehen, so Holger Stern.

Den Trend zum Vorausbuchen kann er selbst wenig nachvollziehen. Für ihn privat gehört es zum Campen mit dem Wohnwagen oder dem Wohnmobil dazu, spontan von Ort zu Ort zu ziehen. Für Stern bedeutet Campen Flexibilität und ein damit einhergehendes Lebensgefühl. „So kenne ich Camping auch, so fahre ich selbst auch noch los“, berichtet er.

Spontan mit dem Wohnmobil oder dem Wohnwagen zu reisen ist im Schwarzwald gar nicht mehr so einfach - zumindest in den Ferienzeiten und vor allem an langen Wochenenden. Im Mai sei es an Brückentagen so voll gewesen, dass sich einige Camper aus Solidarität sogar bereit erklärt hätten, ihre Parzelle mit anderen zu teilen. Das berichtet Katja Gjurin vom Natur-Camp Tannenfels in Baiersbronn. Auch sie beobachtet beim Wohnmobil-Reisen einen Trend zum Vorausbuchen. Im Gegensatz zu Stern sieht sie dies aber nur positiv und sagt: „Man kann mit Personal und allem besser planen.“

Immer mehr private Angebote

„Das ist nicht mehr so, dass man spontan einen Platz findet“, erklärt auch Reinhold Kuch vom Horber Schüttehof mit Blick auf die Sommerferien. Für ein oder zwei Nächte hat Kuch zwar auch für spontane Wohnmobil-Reisende Kapazität. Bei einem längeren Aufenthalt rät der Betreiber aber, mindestens ein bis zwei Wochen vorab zu buchen. Reinhold Kuch engagiert sich als Vizevorsitzender im baden-württembergischen Landesverband für Campingplätze. Der Verband plane, so Kuch, die Situation für Spontan-Reisende einfacher zu machen. So soll es in Zukunft für den Südwesten eine Übersichtskarte geben, die die Auslastung der Plätze in Ampel-Farben zeigt.

Freilich ist Spontan-Reisen mit dem Wohnmobil im Schwarzwald trotzdem möglich - und das nicht nur für Camper, die am Straßenrand nächtigen. Wer nur ein oder zwei Nächte Halt macht, hat nicht nur auf dem Horber Schüttehof gute Karten. Das bestätigt auch Manuel Müller vom Schwarzwaldcamping Altensteig. Für Gäste, die in den Ferienzeiten länger bleiben wollen und nicht vorausplanen, gelte aber: „Die Leute werden sich daran gewöhnen müssen, dass es auch Mal nicht klappt.“

Oder aber: Die Wohnmobil-Reisenden müssen sich umorientieren. Neben klassischen Campingplätzen gibt es immer mehr private Angebote über Plattformen wie mycabin.eu oder one-night-camps-schwarzwald.info. Darauf weist Matthias Maier von der Hochschwarzwald Tourismus GmbH hin. Er gibt Spontan-Reisenden außerdem den Tipp, auf weniger bekannte Stellplatz-Anbieter - wie etwa den „Wilden Michel“ in Furtwangen-Linach - auszuweichen. „Das ist auch ein gutes Beispiel für neue Konzepte, bei denen etwa auf Bauernhöfen oder bei Gaststätten als zusätzliches Angebot Stellflächen für Camper angeboten werden“, so Maier.

Camping-Boom setzt sich fort

Dass der Schwarzwald äußerst beliebt ist, zeigt indes der Blick auf die Übernachtungszahlen der Campingplätze. Knapp 2,5 Millionen waren es 2022, wie Jutta Ulrich von der Schwarzwald Tourismus GmbH berichtet. Verglichen mit 2019 - also mit dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie - war das ein Plus von zwölf Prozent. Ulrichs Prognose: „Auch 2023 setzt sich der Camping-Boom weiter fort. Für die Sommerferien sind die Campingplätze gut gebucht, doch auch für den spontanen Urlaub finden sich noch freie Plätze.“