Hubert von Goisern: Seine Akkordeon-Klänge zogen sich wie ein roter Faden durch das Konzert. Foto: Thomas Fritsch

Der Künstler und seine vier Musiker sowie Sängerin und Perkussionistin Maria Moling boten eine schier unglaubliche Bandbreite – und weit mehr als eine Mischung von Rock und Volksmusik.

Hubert von Goisern und seine Band haben zum Auftakt des Klostersommers 2023 ein großartiges musikalisches Feuerwerk abgebrannt. Am Ende erhoben sich die Besucher des ausverkauften Konzerts zu stehenden Ovationen. Am Ausgang stand ein strahlender Veranstalter Jürgen Ott.

Besser hätte die Veranstaltungsreihe also nicht beginnen können. Die paar Regentropfen, die immer mal wieder niedergingen, nahm kaum jemand zur Kenntnis.

Akkordeon wird zum roten Faden

Von Goisern und seine vier Musiker sowie Sängerin und Perkussionistin Maria Moling boten eine schier unglaubliche musikalische Bandbreite. Das trifft vor allem auf den ersten Teil des Konzerts zu. Da stand das jüngste Album „Zeiten & Zeichen“ im Mittelpunkt. Da war weit mehr als eine Mischung von Rock und Volksmusik zu hören. Dabei zog sich von Goiserns Akkordeon – er beherrscht zudem Gitarre und verschiedene Blasinstrumente – wie ein roter Faden durch das Konzert. Da wähnte man sich zuweilen bei einem zünftigen Hüttenabend, dann kam mit „Dunkelblau“ ein Blues. Rap und elektronisch verzerrte Stimmen gehörten ebenso dazu wie ein 200 Jahre alter Jodler eines Holzknechts aus Goisern. Das ist das Heimatdorf im Salzkammergut, nach dem sich der Musiker und Sänger nennt. „Brauner Reiter“ klingt nach Rammstein, „Eiweiß“ wiederum entführt mit Calypso-Klängen in die Karibik.

Der Auftakt des Klostersommers war sehr gut besucht. Foto: Thomas Fritsch

Einer der Höhepunkte: Eine Version des Gospel-Klassikers „Sinnerman“. Von Goisern schwärmte von der für ihn unvergleichlichen Fassung von Nina Simone. Da traute er sich fast nicht heran. Als er dann mit seinen Musikern bei den Aufnahmen zu „Zeiten & Zeichen“ den Titel zu spielen begann, spürte er: „Mit dieser Band kannst du alles machen.“

Und in der Tat: Die auffallend junge Truppe, die den mittlerweile 70-Jährigen begleitet, beherrscht ihr Metier. Von Goisern lässt sie denn auch immer wieder in Soli ihr musikalisches Können zeigen. Hinzu kam ein exzellenter Sound. Kompliment an die Technik, die Töne kamen akzentuiert rüber. Auch außerhalb der Soli war jedes einzelne Instrument zu hören.

Ohne Pause Titel um Titel

So mancher Sänger neigt auf der Bühne zu langatmigen Erklärungen und lässt dabei die Musik zu kurz kommen. Nicht so von Goisern, der ohne Pause rund zweieinhalb Stunden Titel um Titel spielte. Nur beim Gedenken an Fritz Löhner-Beda gab es eine Ausnahme. Er schrieb unter anderem die Librettos für Operetten von Franz Lehár wie „Land des Lächelns“ oder „Giuditta“. Der Jude Löhner Beda, als Bedrich Löwy in Böhmen geboren, wurde 1942 im Konzentrationslager Auschwitz erschlagen. Für Lehárs Behauptung, er habe sich bei Nazi-Größen, zu denen er gute Verbindungen hatte, für den Librettisten eingesetzt, gibt es keine Belege. Später sagte er, vom Schicksal Löhner-Bedas nichts gewusst zu haben. In das Lied zu seinem Gedenken war die Stimme von Wagner-Tenor Andreas Schrager, derzeit als „Parsifal“ auf der Bühne der Bayreuther Festspiele, eingeblendet mit dem Lehár- Lied „Freunde, das Leben ist lebenswert“. Ein ganz besonders nachdenklicher Moment des Konzerts.

Im zweiten Teil eher Alpenrock

Im zweiten Teil hielt von Goisern Rückblick auf sein nunmehr rund 30-jähriges musikalisches Schaffen. Da stand schon eher der Alpenrock im Vordergrund. Es endete in den Zugaben „Heast as net“ und „Weit weit weg“. Ganz am Ende saß von Goisern mit der Gitarre allein auf der Bühne und setzte noch ein Schmankerl drauf. Er sang im Stil klassischer Liedermacher einen Song über eine Liebe, die über den Tod hinaus „Dunkelrot“ (so der Titel) leuchtet.