Verkehr: Gemeinderat macht sich ein Bild vom aktuellen Stand / Straße soll bei Postfrachtzentrum an B 463 angebunden werden

Die Südostumfahrung, die dereinst von der B 463 nahe des Postfachzentrums zum Landratsamt und weiter zum Stammheimer Feld führen soll, ist – neben dem geplanten Tunnel – eines der wichtigsten Projekte, um die Calwer Innenstadt vom Verkehr zu entlasten. Bis es so weit ist, wird aber noch einige Zeit vergehen. Mit einem Baubeginn ist nicht vor dem Jahr 2024 zu rechnen.

Calw. Die Geschichte der geplanten Südostumfahrung ist lang: Bereits im Jahr 1989 wurde eine erste Vorstudie erstellt worden; in den darauf folgenden Jahren war immer weiter geplant und schließlich auch gebaut worden.

Zwei Bauabschnitte sind seit einigen Jahren fertig; der erste wurde im Zuge der Erschließung des Gewerbegebiets Stammheimer Feld I umgesetzt, der zweite führt vom Stammheimer Feld zum Landratsamt. Was nun noch fehlt, ist der Lückenschluss zwischen Landratsamt und der B 463 nahe des Postfrachtzentrums auf einer Strecke von rund 1300 Metern.

Planungen

In der jüngsten Sitzung des Calwer Gemeinderats stellten zwei Mitarbeiter des Ingenieurunternehmens Schüßler-Plan nun den aktuellen Sachstand vor.

Seit Mai ist die Firma mit den Vorplanungen beschäftigt. In dieser Zeit führten die Verantwortlichen zudem Abstimmungsgespräche mit dem Regierungspräsidium in Karlsruhe, dem Landratsamt und nicht zuletzt der Deutschen Bahn – denn die geplante Straße muss zum einen die Schienen der Kulturbahn kreuzen; zum anderen ist vorgesehen, die Gleise derselben wegen des Straßenverlaufs auf einer Strecke von rund 650 Metern ein Stück nach Osten zu verlegen.

Bei der derzeit bevorzugten Variante des Ingenieurunternehmens würde die Südostumfahrung, vom Landratsamt kommend, die Bahnschienen südlich des Postfrachtzentrums mittels einer Brücke queren. Von dort führt die Strecke zurück, um zwischen Postfrachtzentrum und altem Bahnhof über einen großen Kreisverkehr an die B 463 angebunden zu werden. Bis es so weit kommt, ist jedoch noch viel zu tun.

Zeitschiene

Im besten Fall, so erklärte Andreas Quentin, Leiter des Fachbereichs Planen, Bauen, Verkehr bei der Stadt Calw, auf Anfrage, sei 2020 mit der Fertigstellung der Entwurfsplanung zu rechnen. Ab dem ersten Quartal 2020 könnten zudem zusätzliche Gutachten, beispielsweise hinsichtlich Lärm, Baugrund oder Artenschutz in Auftrag gegeben werden. Ende 2020 oder Anfang 2021 wäre dann der Gemeinderat am Zug, um die Genehmigungsplanung samt Kostenberechnung zu beschließen. Ab 2021 könnte auch ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet, ab 2022 ein Antrag auf Förderung gestellt werden. Etwa 2023 würde im Idealfall dann der Fördermittelbescheid vorliegen und die Arbeiten könnten ausgeschrieben sowie vergeben werden. Ein Baubeginn wäre somit frühestens ab 2024 möglich.

Fragen der Räte

Zu den voraussichtlichen Kosten konnte Quentin in der Sitzung auf Nachfrage von Jürgen Ott (Gemeinsam für Calw) zunächst nichts Genaues sagen. Belastbare Zahlen werde es erst geben, wenn eine Kostenberechnung vorliege. Ferner wollte Ott wissen, ob es wegen der Verlegung der Schienen Probleme geben könne; immerhin müsse die Bahnstrecke dann zeitweise voll gesperrt werden. Bislang gebe es hierbei aber keinen Widerspruch; zumal die Vollsperrung nur notwendig werde, wenn die neuen Gleise vorne und hinten an die alte Trasse angeschlossen würden.

Ebenfalls im Gespräch waren eine dritte Fahrspur, auf der bergauf langsamere Fahrzeuge überholt werden könnten sowie ein begleitender Radweg. Allerdings, so gab Quentin zu bedenken, sei "jeder Meter Breite ein Eingriff in die Natur und bedeutet wahnsinnige Kosten". Eine dritte Spur sei für das erwartete Verkehrsaufkommen auch nicht zwingend erforderlich. Einen Radweg bezeichnete Erhard Hofmann (Linke) im Übrigen als "Luxus, den man sich sparen kann", da unter anderem über das Öländerle mit dem Fahrrad gefahren werden könne. Die Kosten und der Aufwand für einen solchen sollen dennoch ermittelt werden, sagte Oberbürgermeister Florian Kling zu.

Florian Fuchs (Gemeinsam für Calw) machte die Breite im Allgemeinen Sorgen. "Ist die Straße da nicht zu schmal für dieses Verkehrsaufkommen?" Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2018 sei immerhin davon auszugehen, dass die Strecke im Jahre 2035 von voraussichtlich rund 9000 Autos und 250 Lastwagen pro Tag befahren werde. Die Breite, so hieß es allerdings, sei für diese Menge absolut ausreichend.

Irmhild Mannsfeld (Neue Liste Calw) wiederum befürchtet Probleme bei der Anbindung an die B 296 bei der Kreuzung nahe des Bauzentrums Kömpf. "Wenn man da nicht für einen guten Abfluss sorgt, habe ich da ganz große Bedenken." Dieter Kömpf (Freie Wähler) sah die Umfahrung hingegen unter anderem als "entscheidenden Zugang zum Gesundheitscampus", der in den kommenden Jahren im Stammheimer Feld entstehen soll. Insofern gehe er davon aus, dass nicht unbedingt der gesamte Verkehr bis zur Kreuzung fließe.

Kopfzerbrechen bereitete Mannsfeld aber auch, dass die Umfahrung zwischen Berg und Tal Wanderwege durchschneide; immerhin müssten Fußgänger dann von einer auf die andere Straßenseite gelangen. "Und ich denke, die Leute stehen auf dem Gaspedal, wenn es den Berg hoch geht." Diese Situation, so die Planer, könne jedoch mit Mittelinseln für Wanderer entschärft werden.

Entlastung

Die Südostumfahrung ist neben dem Calwer Tunnel, der eines Tages vom Adlereck unter der Erde bis zur Esso-Tankstelle führen soll, das wichtigste Projekt um die Innenstadt vom Verkehr zu entlasten.