Auf der Verbindungsstraße zwischen Hirsau und Calw waren um Mitternacht bereits mehrere Bäume umgeknickt. Diese wurden von der Feuerwehr Calw schnell beseitigt, doch der Höhepunkt des Sturmes wurde in den Morgenstunden erwartet. Foto: Weißenmayer

Orkan beschäftigt knapp 170 Feuerwehrleute. Wälder abgesperrt. 38 Einsätze in zwölf Stunden.

Calw - Der Sturm Sabine hat auch den Einsatzkräften in weiten Teilen von Calw von Sonntag auf Montag eine schlaflose Nacht beschert. Um die Einsätze zu bewältigen, wurde erstmals ein sogenanntes "Führungshaus" im Feuerwehrgebäude in Calw unter der Leitung des Stadtbrandmeisters Dirk Patzelt gebildet.

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Kurz bevor der Sturm loswütete, wurden die Feuerwehrkameraden alarmiert und zur Bereitschaft in die Feuerwehrmagazine gerufen. Um 21 Uhr wurde dann das Führungshaus mit Führungsstab gebildet, erstmals auch gemeinsam mit Kräften des Technischen Hilfswerks (THW). So bestand das Führungshaus aus den Abteilungskommandanten und den Stellvertretern der Abteilung Calw. Hinzugerufen waren auch ein Fachberater Forst und ein Fachberater des THW sowie jeweils ein Mitglied der Feuerwehren Bad Teinach-Zavelstein und Oberreichenbach, die über wichtig Ortskenntnisse zur Bewältigung der Einsätze außerhalb des Stadtgebietes verfügten. Aufgrund der Lageentwicklung wurden alle Feuerwehrhäuser in Calw sowie in Würzbach und Bad Teinach-Zavelstein besetzt. Bereits um 23 Uhr war der Führungsstab vollständig und auch das THW mit einem Fahrzeug und acht Einsatzkräften am Feuerwehrhaus in Calw. Wie stark der Sturm werden wird, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand genau vorhersehen, aber viele der älteren Kameraden erinnerten sich noch an die gefährlichen Situationen, als am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 der Sturm Lothar die Region ins Chaos stürzte.

Sicherheit hohe Bedeutung beigemessen

Doch auch Sabine hatte es in sich: Insgesamt 38 Einsätze forderte sie in zwölf Stunden. 14 Einsätze in Bad Teinach-Zavelstein, acht in Oberreichenbach und 16 für die Feuerwehren im Stadtgebiet. Von 22 Uhr bis morgens um 8 Uhr brachte das Unwetter 167 Einsatzkräfte der Feuerwehren Calw und Bad Teinach-Zavelstein sowie acht Kräfte des THW um den Schlaf.

Von hoher Bedeutung war für Stadtbrandmeister Patzelt die Sicherheit. "Es war den Einsatzkräften aufgrund der besonderen Gefährdungslage untersagt, Wälder zu betreten", erklärte er. Die betroffenen Wälder oder Straßen wurden zunächst durch Absperren gesichert. Erst in den Morgenstunden und bei Tageslicht, als der Sturm bereits abgeklungen war, wurden die Aufgaben abgearbeitet. Auch der Forst rückte zur Unterstützung der Feuerwehr mit Schlepper und vier Mitarbeitern an, um gemeinsam die Herausforderungen zu meistern.

Am Montagmorgen entspannte sich dann die Lage und die Einsatzkräfte konnten um die Hälfte reduziert werden. Gegen 10 Uhr wurde das Führungshaus von der Leitstelle abgelöst. Zurück blieben müde Gesichter nach einer langen Nacht voller Einsätze, aber vor allem zufriedene Kameraden und ein zufriedener Stadtbrandmeister: "Dafür, dass wir zum ersten Mal in dieser Konstellation im Einsatz zusammengearbeitet haben, bin ich wirklich sehr, sehr zufrieden", erklärte Patzelt und bedankte sich bei den Einsatzkräften für das große Durchhaltevermögen bis zum späten Vormittag.