Auch die jüngsten Teilnehmer hatten schon ihren Spaß beim Silvester-Würfelspiel. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder Bote

Silvester: Wurzeln des Bobberns reichen bis ins Mittelalter zurück / Jede Menge Nervenkitzel bei Fußballern

Der Verein pflegt eine jahrhundertealte Tradition: Seit mehr als 40 Jahren lädt der 1. FC Alzenberg/Wimberg zum traditionellen Bobbern an Silvester ein. Dabei erleben die Besucher viel Spaß und auch jede Menge Nervenkitzel, wenn sie das Glück immer wieder herausfordern.

Calw-Alzenberg. Im Domizil des Vereins herrscht reges Leben. In Tischgruppen sitzen jeweils zehn bis zwölf Spieler zusammen. Sie bilden eine Spielgemeinschaft, bei der jedoch jeder einzelne Teilnehmer für sich spielt. Je mehr an den langen Tischen gewürfelt wird, desto mehr steigt der Geräuschpegel. Der Raum ist erfüllt von Bravo-, Aah- und anderen begeisterten Rufen. Immer wenn ein Spieler einen Sieg einfährt und eine Neujahrsbrezel gewonnen hat, ist dies nicht zu überhören. Der Sieger wird beglückwünscht und mit einer frischen, herrlich duftenden Neujahrsbrezel bedacht.

Während der Spielbetrieb auf Hochtouren läuft, berichtet Vereinsurgestein Hans-Peter Beck über die Tradition des Bobberns, wie das Würfeln um Neujahrsbrezeln auch gerne genannt wird. Beck ist gelernter Bäcker. Da war es naheliegend, dass er vor mehr als 40 Jahren das Silvester-Bobbern ins Leben rief. Er hat auch in diesem Jahr 240 Neujahrsbrezeln backen lassen. Seinen Vorrat verwahrt der "Bobbeles-Meister", wie er auch liebevoll genannt wird, in einem Nebenraum. Dort dufte es nach dem frischem Gebäck. Wenn er von acht Spieltischen ausgeht, "benötige ich 240 Brezeln", hat er ausgerechnet.

Amüsant und kurzweilig

Es ist ein amüsantes, kurzweiliges Glücksspiel, das hier seit vielen Jahren betrieben wird, und es ist gar nicht schwer zu spielen. So kommt es vor, dass zwischen den Senioren und Menschen mittleren Alters auch oft Kinder sitzen, die das Glück herausfordern.

Es gilt dabei, eifrig Punkte zu sammeln. Eine eins auf dem Würfel bringt 100 Punkte, sechs Augen bringen 60 Punkte. Alle anderen Augen auf den Würfeln werden einfach dazu gezählt. Immer wieder legt ein Mitspieler drei Euro in die Kasse und beginnt seine drei Versuche mit großen Hoffnungen. Doch es zeigt sich schnell, dass das Glück nicht gleichmäßig verteilt ist. Während einige schon mehrere Brezeln erspielt haben, sind andere bisher leer ausgegangen. Für die Glücklichsten steht jetzt bereits fest, was sie und ihre Familie am Neujahrsmorgen frühstücken werden. Überzählige Brezeln werden eingefroren oder einfach an Freunde verschenkt.

Organisator Beck ist am Ende zufrieden: Eine große Zahl von Vereinsmitgliedern und Gästen war gekommen, um in fröhlicher Gemeinschaft den letzten Nachmittag des Jahres zu erleben. Außerdem stärkt das Gemeinschaftserlebnis den Zusammenhalt im Verein.

Die Neujahrsbrezel auf dem Frühstückstisch des 1. Januar gehört für viele einfach dazu. Für manche sind die Brezeln auch begehrte Glücksbringer beim Start ins neue Jahr.

Das Bobbern lässt sich nach Aussage von Volkskundeforschern im Südwesten über Jahrhunderte bis hin ins Mittelalter zurückverfolgen. In seiner ursprünglichen Bedeutung soll das besondere Gebäck im neuen Jahr vor Krankheit, Unglück und Hunger schützen. Während das Bobbern zeitweise in Vergessenheit geriet, wurde es in den vergangenen Jahrzehnten, vor allem bei Vereinen, wieder zum Leben erweckt.