Ein einziges Ärgernis: Dieter Lutz (links) und Jürgen Vogel klauben Restmüll aus den Tonnen auf dem Calwer Friedhof, die für Grüngut bestimmt sind. Foto: Selent-Witowski

Abfälle landen in Grünschnitt-Tonnen. Vorgehen sorgt für massive Probleme und explodierende Kosten.

Calw - Restmüll hat im Kompost nichts zu suchen. Dennoch werden die auf den insgesamt neun Friedhöfen der Stadt Calw aufgestellten Tonnen für Grünschnitt oft als Entsorgungsanlage für Restmüll zweckentfremdet.

Die illegale Müllentsorgung – eine Ordnungswidrigkeit – führt nicht nur zu massiven Problemen bei der Weiterverarbeitung des weggeworfenen Materials, sondern vor allem auch zu explodierenden Kosten. Gut lesbar beschriftet stehen die Behälter für Grünschnitt und Restmüll an verschiedenen Orten auf den Friedhöfen, in größeren Anlagen wie der in Calw an verschiedenen Stellen, damit das Material unweit des jeweils gepflegten Grabes bequem entsorgt werden kann. Rund 40 Tonnen Grüngut werden pro Jahr in den Behältern abtransportiert.

Geschlossene Wertstoffhöfe ein Grund

Wegen der Corona-Pandemie waren seit Wochen die Wertstoffhöfe im Landkreis Calw geschlossen. Viele Menschen verleitete das offenbar dazu, ihren Müll anders los zu werden und ihn wahllos in oder neben die Tonnen auf den Friedhöfen zu werfen. Das vermuten Jürgen Vogel vom Tiefbauamt der Stadt, mit für Parkanlagen und Friedhöfe verantwortlich ist, und Dieter Lutz, Außendienstmitarbeiter der Firma Kömpf, deren Recyclingzentrum mit der Entsorgung des Mülls von den Friedhöfen beauftragt ist. "Das ist ein massives Problem geworden", berichtet Lutz.

Im Vergleich zum Vorjahr verzeichne man in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bereits rund ein Drittel mehr Restmüll auf den Friedhöfen, der allzu oft zum Grünschnitt geworfen werde. 2019 seien es 580 Kilogramm gewesen und dieses Jahr bereits 750 Kilogramm. "Die Entsorgung von gemischtem Material ist drei Mal so teuer wie bei sauber getrenntem", erläutert Lutz. So könne eine Tonne Entsorgungsmaterial dann statt rund 75 Euro schnell um die 190 Euro kosten.

"Die Tonnen müssen auch viel öfter geleert werden", betont Vogel. Irgendwann würden sich die gestiegenen Kosten dann durch höhere Friedhofsgebühren bemerkbar machen. Außerdem seien diejenigen die Dummen, die ihren Müll ordnungsgemäß entsorgen wollten, aber vor überfüllten Tonnen stünden. "Mir ist dieses völlig gedankenlose Verhalten ein Rätsel", sagt Vogel. Die Tonnen seien schließlich exakt beschriftet. Er und Lutz hoffen auf mehr Umsicht der Friedhofsbesucher: "Das würde der Stadt und der Allgemeinheit viel Geld sparen".

Den dreistesten Fall haben Vogel und Lutz neulich auf dem Friedhof eines Calwer Stadtteils erlebt. Dort hatte jemand nach Renovierungsarbeiten beschlossen, seinen Abfall unsortiert sowie kostenlos los zu werden und einfach dort abzuladen: Man fand unter anderem eine größere Menge an ausgedientem, herausgerissenem Teppichboden und eine Farbwalze.