Die neue Radarfalle in der Stuttgarter Straße hatte bereits einiges zu tun. Foto: Fritsch

"Rekordhalter" mit 104 Kilometern pro Stunde erwischt. Doppelte Kontrolle in Stuttgarter Straße.

Calw - Politiker werden häufig nach Ablauf von 100 Tagen einer ersten Bewertung unterzogen. Doch wieso nur Politiker? Auch die Radarfallen, die 2016 in Calw und Ernstmühl installiert wurden, laufen seit etwas mehr als 100 Tagen. Zeit für eine Bilanz.

Ende November vergangenen  Jahres  wurden zwei Stellen im Calwer Stadtgebiet, die schon beinahe als "Rennstrecken" bekannt waren, entschärft – oder zumindest durch verstärkte Kontrollen geschützt. Die Stuttgarter Straße stadtauswärts, ziemlich genau zwischen dem Krankenhaus und dem Schnellrestaurant McDonald’s, sowie die Pforzheimer Straße, die durch Ernstmühl führt, werden seither von Radarfallen überwacht. Und die haben in der recht kurzen Zeit von nicht einmal vier Monaten bereits dafür gesorgt, dass einer beachtlichen Anzahl an Verkehrsteilnehmern ein Knöllchen ins Haus flatterte.

1816  Überschreitungen

So wurden in der Pforzheimer Straße in diesem Zeitraum bei 107 039 gemessenen Fahrzeugen 989 Geschwindigkeitsüberschreitungen registriert, berichtet Matthias Rehfuß, Ordnungsamtsleiter der Stadt Calw. Nicht viel besser sieht es in der Stuttgarter Straße aus: Auf 426 720 gemessene Fahrzeuge kamen 1816  Überschreitungen.

Diese Zahlen sind zwar deutlich mehr als die Spitze des Eisbergs, bilden aber dennoch nicht die Realität ab. Denn Rehfuß weist darauf hin, dass die beiden stationären Blitzer sich ein Messgerät teilen, das zudem auch mobil verwendet werde. Die Stationen sind entsprechend nicht ununterbrochen "scharf", um zu blitzen. "Ansonsten wären die Zahlen weit höher", lautet das erschreckende Fazit des Ordnungsamtsleiters.

Trotzdem scheinen die Säulen Wirkung zu zeigen. Denn die Anzahl an Geschwindigkeitsverstößen gingen zurück.  "Wie zu erwarten war, nimmt die relativ hohe Zahl nach der Neuinstallation der Anlagen relativ schnell auf ein ›normales Maß‹ ab", erklärt Rehfuß. "Hintergrund ist, dass die Säulen den hier wohnhaften Verkehrsteilnehmern bekannt sind."

Dass Geschwindigkeitskontrollen an den neuesten Standorten im Calwer Gebiet nicht unnötig sind, zeigen im Übrigen die  bislang höchsten gemessenen Geschwindigkeiten. So wurde in der Stuttgarter Straße ein Fahrzeug mit 96 Stundenkilometern geblitzt. Die Folge: ein Monat Fahrverbot, zwei Punkte in Flensburg und eine Geldstrafe in Höhe von  200 Euro. Ähnliches ist von der Pforzheimer Straße zu berichten: Der dortige "Rekordhalter" brachte es auf 89 Stundenkilometern. Auch in diesem Fall hagelte es ein Monat Fahrverbot, zwei Punkte in Flensburg und 160 Euro Geldbuße.

Abstand wird eingehalten

Doch Verkehrssünder kennen noch weitere Tricks.  "Leider bringen stationäre Anlagen den Effekt mit sich, dass einige Verkehrsteilnehmer die Geschwindigkeit kurz vor der Anlage reduzieren, um gleich danach wieder erheblich zu beschleunigen", erzählt der Ordnungsamtsleiter. "Daher wurden und werden auch im Bereich vor und nach der Messanlage Messungen durchgeführt." Der gesetzlich normierte Abstand zwischen zwei Messanlagen werde dabei aber selbstverständlich eingehalten, so Rehfuß.

Diese "doppelten" Messungen habe es von Anfang an gegeben – schließlich kennen die Verantwortlichen ihre Pappenheimer. Letztere scheinen aber einfach nicht lernen zu wollen. Der beste Beweis? Die höchste Geschwindigkeitsüberschreitung in den neuen Bereichen wurde nahe der Firma Ofen Weiß gemessen – mit einem Tempo von 104 Stundenkilometern. Der Fahrer darf sich nun über zwei Monate Fahrverbot, zwei Punkte und eine Geldstrafe von 280 Euro ärgern.