Das geplante Gebäude in der Schillerstraße als Visualisierung von der gegenüberliegenden Talseite aus gesehen (mittig). (Visualisierung) Foto: Architekturbüro Weinhardt

Geplantes Bauvorhaben in Schillerstraße sorgt im Bauausschuss für Diskussion. Verkehrssituation schwierig.

Es ist eine exponierte Lage im Stadtgebiet Calw: Wo der Fußweg aus dem Stadtgarten auf die Schillerstraße trifft, soll ein fünfstöckiges Mehrfamilienhaus entstehen. Manche sehen darin die Schaffung von Wohnraum durch sinnvolle Nachverdichtung. Für andere wird das Stadtbild dadurch nachhaltig gestört.

Calw - Es soll etwas "Repräsentatives" und "für Calw Typisches" sein, erklärte der Tübinger Architekt Peter Weinhardt seinen Entwurf für ein Mehrfamilienhaus dem Bau- und Umweltausschuss (BUA) in dessen jüngster Sitzung. Sechs Wohnungen zwischen 50 und 200 Quadratmetern auf fünf Stockwerken sieht Weinhardts Plan vor. Dazu kämen noch neun Parkplätze auf der Seite zur Schillerstraße. Vor gut anderthalb Jahren hatte ein ähnliches Vorhaben an anderer Stelle in der Schillerstraße die Gemüter erhitzt.

Lage ist top

Mit einer Animation erklärte der Architekt dem Gremium Genaueres. Das Gebäude bestehe aus zwei Hauptteilen, die mit Satteldächern abgeschlossen werden. Verbunden würden diese beiden Teile durch ein weiteres Gebäude, das als Treppenhaus dienen und einen Aufzug beinhalten soll. Auch dieser Mittelteil werde durch ein Satteldach bedeckt. Dazu komme an der Südseite ein kleinerer dreigeschossiger Anbau. An der Ostseite in Richtung Stadtzentrum seien zudem Balkone vorgesehen.

Baulich besonders herausfordernd sei die topografische Lage des Grundstücks, wie Weinhardt erklärte. Man benötige allein drei Stockwerke um vom Fundament auf das Niveau der Schillerstraße zu kommen. Dementsprechend klein scheine das Haus von der Straße aus gesehen. Lediglich ein Obergeschoss und das Dachgeschoss kämen hier zum Vorschein. Von der unteren Seite her sei das anders, erkannte der Architekt. Um die Dimensionen optisch abzumildern, werde der untere Gebäudeteil farblich abgesetzt. Damit es sich besser in die Umgebung einfüge, setze man auf Fensterformate "in stehender Proportion".

Für mögliche Bewohner des geplanten Gebäudes sei die Lage natürlich top. In direkter Nähe des Stadtgartens gelegen, könnten sie mit der Morgensonne und Blick in die Altstadt auf dem Balkon frühstücken. Einkaufsmöglichkeiten, Cafés und Restaurants befinden sich in fußläufiger Entfernung. Doch die Frage ist auch, was die anderen Calwer davon halten. Denn erstens ist das Gebäude weithin zu sehen. Zweitens müsste für das Vorhaben der Fußweg durch den Stadtgarten etwas verlegt werden. Und drittens käme in die enge Schillerstraße zusätzlicher Verkehr.

Bezahlbarer Kompromiss zur Nachverdichtung

Letzteres bemerkte Jürgen Ott (Gemeinsam für Calw), auch wenn er die Schaffung von Wohnraum stets begrüße. Neun Parkplätze für sechs Wohnungen erschienen ihm wenig. In der Schillerstraße sei die Parksituation schon jetzt angespannt. In Richtung Weinhardt erkundigte er sich nach Lösungsmöglichkeiten. Man könne das Gebäude kleiner machen und so mehr Parkfläche schaffen, meinte dieser. Das gehe aber zu Lasten der Kosteneffizienz. Oberbürgermeister Florian Kling bat den Architekten, diese Option zu prüfen.

Sowohl an den Dimensionen als auch der Architektur des Projekts störte sich Irmhild Mannsfeld (Neue Liste Calw). Das Gebäude könnte überall stehen, widersprach sie Weinhardts Argument, das Haus füge sich mit den gestalterischen Mitteln gut in die Umgebung ein. Die traditionelle Bauweise der Villen und Solitär-Häuser in der Nähe sehe ganz anders aus. Es sei wichtig das Stadtbild zu erhalten. Und das Grundstück sei immerhin seit mehr als 100 Jahren unbebaut.

Außerdem verliere die Schillerstraße ihren Charakter als Panoramastraße. Vom Satteldach des geplanten Hauses sei wegen der flachdachigen Carports vor dem Haus nichts zu sehen. Zur Talseite sei die Fassade "eher banal, ohne interessante Bauelemente", meinte Mannsfeld. Sie empfahl hier Holz als Material zu verwenden, wie bei der Umgebungsbebauung. Und auch sie störte sich an der Auswirkung auf den Verkehr in der Straße.

Ganz anders sah das Adrian Hettwer (GfC). Er sei sehr zufrieden mit dem zeitgemäßen Entwurf. Dies sei ein bezahlbarer Kompromiss zur notwendigen Nachverdichtung. Einzig einen fehlenden Gehweg bemängelte er, da viele Schüler die Schillerstraße nutzten.

Architekt erarbeitet weiteren Entwurf

"Wenn in Calw gebaut wird, ist es immer sensibel", bemerkte Dieter Kömpf (Freie Wähler). Er sorgte sich um die mit 2,40 Metern zu geringe Parkplatzbreite. Und für etwas kleinere Dimensionen des Baus sprach er sich aus. Hans Necker (NLC) fügte hinzu, dass die Wand zum Stadtgarten doch lieber mit ortsüblichem Buntsandstein als mit bloßem Beton gestaltet werden solle.

Architekt Weinhardt meinte, man könne die Parkplätze um zehn Zentimeter verbreitern. Eine Umgestaltung der Fassade stadteinwärts sei möglich, ebenso die Schaffung eines Fußstreifens vor dem Grundstück. Er werde einen weiteren Entwurf erarbeiten. Dieser werde dann nochmals im BUA vorgestellt werden. Die Stadt könne aber kein generelles Veto gegen das Bauvorhaben einlegen, wie OB Kling bemerkte. Lediglich auf die Einfügung in die Umgebung könne sie pochen.