So oder ähnlich könnte ein Videoreisezentrum der Deutschen Bahn im Calwer ZOB aussehen. Foto: Schmidt

Bahn gibt sich zurückhaltend: derzeit "keine Aussagen zu Kosten und Terminen". Verkaufsstelle seit Monaten dicht.

Calw - Die Verkaufsstelle der Deutschen Bahn am Calwer ZOB ist geschlossen. Und daran lässt sich wohl nicht mehr rütteln. Doch wird es stattdessen ein Videoreisezentrum vor Ort geben, wie es die Bahn laut Oberbürgermeister Florian Kling als Möglichkeit in Aussicht gestellt hat? Das möchte die Bahn derzeit weder bestätigen noch dementieren.

Der Ärger war groß, als die Deutsche Bahn vor rund zwei Monaten verkündete, dass die DB-Verkaufsstelle im Calwer ZOB - die während der Corona-Pandemie dicht gemacht hatte - dauerhaft geschlossen bleibt.

Calws Oberbürgermeister Florian Kling und auch Landrat Helmut Riegger wandten sich in der Folge mit deutlichen Worten an den Staatskonzern und warben um den Erhalt der Verkaufsstelle. Wie Kling später im Rahmen einer Gemeinderatssitzung Ende Juli bekannt gab, vermutlich ohne Erfolg.

Bislang offenbar nur die Möglichkeiten geprüft

Dafür, so berichtete der OB, hatte die Bahn erklärt, möglicherweise ein Videoreisezentrum einzurichten. "Besser als nichts - zufrieden bin ich trotzdem nicht", so Klings damalige Einschätzung; immerhin sei die Schließung ein "völlig falsches Zeichen", gerade angesichts der kommenden Hesse-Bahn.

Doch wie ist es um die Pläne der Bahn nun bestellt? Steht mittlerweile fest, ob ein solches Videoreisezentrum eingerichtet wird? Und falls ja: Wann soll es wo eingebaut werden? Und wie viel müsste dafür investiert werden?

Darauf scheint der Staatskonzern derzeit noch keine Antworten parat zu haben. Eine Bahnsprecherin teilte auf Anfrage unserer Zeitung lediglich mit, es habe im Juli "mehrere Gespräche und eine Vorortbegehung am Calwer ZOB mit dem Oberbürgermeister" gegeben, "um die Möglichkeiten der Einrichtung eines Videoreisezentrums zu prüfen". Und weiter: "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussagen zu Kosten und Terminen machen können."

Immerhin: Eine neue Information gibt es dann doch. Und zwar auf die Frage, wo das etwaige Videoreisezentrum installiert werden könnte. Diese Nachricht kommt allerdings nicht von der Bahn, sondern von Oberbürgermeister Kling. Der berichtete im Gespräch mit unserer Zeitung, die Stadt habe als mögliche Standorte entweder neben dem Eingang zur oder in den Räumlichkeiten der ehemaligen Verkaufsstelle vorgeschlagen.

Schließung "aus wirtschaftlichen Gründen"

Die Schließung jener Verkaufsstelle sei übrigens "aus wirtschaftlichen Gründen" geschehen. Das hatte eine Bahn-Sprecherin vor einigen Wochen auf Anfrage unserer Zeitung erklärt.

Allgemein gesehen sei die Zahl der Bahnkunden, die ihren Fahrschein noch klassisch am Schalter kaufen, auf unter zehn Prozent zurückgegangen.

Bei einem Videoreisezentrum, so beschreibt es die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite, wird über eine Ruftaste an einem Automaten im Bahnhof der Kontakt zu einem Reiseberater in der Zentrale hergestellt. Dieser schaltet sich per Kamera und Mikrofon auf den Bildschirm; dann kann das Beratungs- oder Verkaufsgespräch beginnen. An einem modifizierten Fahrkartenautomaten sind Bar- oder Kartenzahlung möglich. In insgesamt zehn Bundesländern wartet die Bahn mittlerweile mancherorts mit dieser Technik auf. In Baden-Württemberg gibt es unter anderem in Triberg, Gengenbach, Freiburg, Rottweil, Reutlingen, Ludwigsburg, Böblingen und Tübingen Video-Reisezentren oder Video-Schalter.